Die Stadt liegt in der historischen Landschaft Preußen, im südwestlichen Teil des mittelalterlichen Pomesanien, der später zum Oberland gehörte. Sie befindet sich in der Eylauer Seenplatte auf einer Höhe von 30 m über dem Meeresniveau,[1] etwa 20 km ostnordöstlich von Kwidzyn(Marienwerder) und 10 km nordwestlich von Susz(Rosenberg i. Westpr.).
Der deutsche Name der Stadt leitet sich vom Land Reisen (auch Resia) ab, einem Teil des prußischen Gaues Pomesanien, und hat nichts mit einem sagenhaften „Riesen“ zu tun. Gleichwohl hat man einen Riesen in das Stadtwappen aufgenommen, das heute noch auf einem Medaillon über dem Bogen des Marienwerder Tores (Brama Kwidzyńska) in der Altstadt sichtbar ist.
Geschichte
Riesenburg wurde 1250 erstmals erwähnt und diente ab 1277 dem Bischof Albert (1259–1286) des Bistums Pomesanien als Residenz. Die Stadt neben der Burg entwickelte sich um 1300 und erhielt ihre Handfeste von Bischof Rudolf (1322–1332). 1323 wie auch nach der Schlacht bei Tannenberg (1410) sowie 1414 und 1422 wurde Riesenburg von polnischen Truppen geplündert und zerstört.[2]
Als sich die Gemeinde 1451 dem Preußischen Bund anschloss, setzte Bischof Kasper den Bürgermeister und Stadtrat kurzerhand ab, verwies sie der Stadt und ließ ihr Vermögen einziehen. Dennoch konnte der Preußische Bund 1454 den Beitritt erzwingen. Der Preußische Bund verlor die Schlacht bei Konitz, woraufhin Riesenburg wieder zum Deutschen Orden übertrat, bei dem es 1466 im Zweiten Frieden von Thorn zusammen mit dem weltlichen Teil des Bistums Pomesanien verblieb. Im Jahr 1523 gab der zur Reformation übergetretene letzte Bischof von Pomesanien, Erhard von Queis, mit seinem Amt auch die Residenz in Riesenburg auf. Die Stadt lag nun im Herzogtum Preußen.
Im Jahr 1628 brannte die Stadt zur Hälfte und 1688 ganz ab.[2] Im Jahr 1710 starben 935 Personen an der Großen Pest. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) mussten die Bürger 18.408 Reichstaler an Kontributionen an die russische Kaiserreich bezahlen.[2]
am 1. Dezember, davon 4867 mit deutscher Muttersprache (3959 Evangelische, 784 Katholiken, 67 Juden, 57 Sonstige) und 118 mit polnischer Muttersprache (fünf Evangelische, 113 Katholiken);[10][11] auf einer Fläche von 2837 ha[1]
In der Stadt treffen die Woiwodschaftsstraßen DW 520 (Kamieniec–Prabuty), die DW 521 (Kwidzyn–Susz–Iława (deutschPreußisch Eylau)) und die DW 522 (Górki (deutschGurken), 1939–1945 Bergshausen–Sobiewola (deutschEigenwill)) aufeinander und bieten eine günstige Anbindung der Stadt an die Region.
Das Stadtbild wird seit dem 14. Jahrhundert von der Pfarrkirche geprägt, die von der Reformation bis 1945 evangelisches Gotteshaus war. Die zweite „Kleine Kirche“ war im 15. Jahrhundert dicht an das später verfallene und abgerissene Schloss gebaut. Weil hier im 19. Jahrhundert noch die Gottesdienste in polnischer Sprache stattfanden, hieß das bis 1945 ebenfalls evangelische Gotteshaus „Polnische Kirche“. Die Andreaskirche ist im 19. Jahrhundert und von vornherein als katholische Kirche errichtet worden.
Kirchengemeinden
Evangelisch
Das evangelische Kirchspiel Riesenburg und Dakau war zunächst im altpreußischenKirchenkreis Riesenburg, später im Kirchenkreis Rosenberg gelegen.[14] Die Kirchengemeinde zu Riesenburg war seit der Reformation mit zwei Geistlichen ausgestattet, von denen der „Diakonus“ der zweite bzw. Landpfarrer war. Zum Pfarrbezirk gehörten insgesamt 45 Ortschaften.
Die Gründung der Burg erfolgte 1276/77. Sie diente ab 1277 dem Bischof Albert (1259–1286) des Bistums Pomesanien als Residenz. 1322 bis 1340 wurde die Burg baulich erweitert. Bis 1523 blieb Riesenburg mit der Burg Residenzstadt des Bischofs von Pomesanien. Nachdem der Bischof 1523 sein Amt aufgegeben hatte, verfiel die Burg allmählich. Im Jahr 1787 durch einen Brand zerstört, ist sie später komplett abgerissen worden. Erhalten blieben Fundamente der Burgmauern der Bischofsresidenz.
Adalbertkonkathedrale, erbaut von 1330 bis 1350 nach dem Vorbild des Doms in Marienwerder, mehrfache Umbauten, 1945 durch sowjetische Truppen bis auf die Grundmauern niedergebrannt, Wiederaufbau in den Jahren 1980 bis 1983, von 1525 bis 1945 evangelisch
Kleine („polnische“) Kirche (erbaut 1412 mit reich gegliedertem Giebel, 1722 ausgebrannt, wieder instand gesetzt)
Andreaskirche (erbaut 1878, Turm 1903)
Marienwerder Tor (Brama Kwidzyńska, aus dem 14. Jahrhundert, 1850 mit einem Aufbau versehen, nach 1945 wieder auf sein mittelalterliches Aussehen zurückgebaut) und Teile der Stadtmauer (aus gleicher Zeit)
Rolandbrunnen (Fontanna Rolanda), 1896 nach Entwurf des Berliner Architekten Franz Schwechten, stand ab 1900 bei der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin-Charlottenburg, musste dort der Verkehrsplanung weichen und wurde 1928 von der Stadt Riesenburg erworben.[15] Im Jahre 2011 wurde die 1945 entfernte Roland-Statue rekonstruiert.[16]
Die Stadt-und-Land-Gemeinde Prabuty umfasst eine Fläche von 197,12 km², was fast 25 % der Fläche des Powiat Kwidzyński entspricht und von der 7,29 km² auf das Gebiet der Stadt fallen. Die Gmina zählt 13.000 Einwohner, die zu mehr als 65 % im Stadtgebiet leben.
Literatur
Riesenburg, Stadt, am Schloss-See, Kreis Rosenberg Westpr., Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Riesenburg (meyersgaz.org).
Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 404–408.
Karl-Josef Kaufmann: Geschichte des Kreises Rosenberg. Band 1, Rosenberg 1927.
Karl-Josef Kaufmann: Geschichte der Stadt Riesenburg. Riesenburg 1928.
Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968.
Riesenburg, Westpreußen. In: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Riesenburg).
↑ abcRiesenburg, Westpreußen. In: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Riesenburg).
↑Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 123
↑E. Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868, S. 120–121, Ziffer 156; Textarchiv – Internet Archive.
↑Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt, Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, S. 46–47, Ziffer 4.
↑1817 bis 1832 und 1886 bis 1923 gehörte die Kirchengemeinde zur altpreußischen Kirchenprovinz Westpreußen, dazwischen zur Kirchenprovinz Preußen, von 1923 bis 1940 zur Kirchenprovinz Ostpreußen und zuletzt zum altpreußischen Kirchengebiet Danzig-Westpreußen.