Polonia ist die lateinische Bezeichnung für den Staat Polen und wird in der polnischen Sprache für die polnische Diaspora benutzt, die etwa 18–20 Mio. Menschen in der gesamten Welt umfasst.
Definitionsgemäß gehört zur Polonia jede außerhalb Polens lebende Person, die:
die polnische Staatsbürgerschaft besitzt (auch wenn diese Person nicht im Besitz eines gültigen Reisepasses oder Personalausweises ist) oder
die polnische und daneben noch eine weitere Staatsbürgerschaft besitzt oder
die polnische Staatsbürgerschaft nicht besitzt, jedoch polnischer Herkunft ist (wodurch die polnische Staatsbürgerschaft festgestellt werden kann).
Das wichtigste Kriterium ist die eigene Herkunft oder die Herkunft der Vorfahren. Die betreffende Person muss hierbei nicht in Polen geboren worden sein.
In einigen Quellen werden die Polen in den ehemaligen polnischen Ostgebieten nicht zur Polonia gezählt, da diese nicht aus Polen ausgewandert sind, sondern sich auf Grund von Grenzverschiebungen nach dem Zweiten Weltkrieg außerhalb des polnischen Staates wiederfanden.[6]
Politische Emigration – begann Anfang des 19. Jahrhunderts und verlief wellenartig, wobei sie nach politischen Umwälzungen (Verlust der Unabhängigkeit, Aufstände, Systemwechsel, Kriege u. Ä.) immer stark zunahm,
Wirtschaftliche Emigration – hing mit der industriellen Revolution zusammen, begann Mitte des 19. Jahrhunderts und dauert bis heute an, wobei die Zielländer sehr variieren,
Deportation – fand nach dem deutsch-sowjetischen Überfall auf Polen 1939 statt, diese wurde von beiden Besatzern praktiziert. Einerseits wurden polnische Zwangsarbeiter von den Nationalsozialisten nach Deutschland deportiert, andererseits haben Sowjets die polnische Bevölkerung Ostpolens aus politischen oder nationalistischen Motiven gen Osten deportiert,
Territoriale Verschiebung – erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg und hatte eine Verschiebung der Grenzen Polens gen Westen zur Folge. Hiervon war die polnische Bevölkerung des ehemaligen Ostpolen betroffen; so entstanden polnische Minderheiten in Litauen, Belarus[7] und der Ukraine.
Die letztgenannte Etappe dauert bis heute an und hat sich seit der Erweiterung der Europäischen Union 2004 auf die Länder der Europäischen Union konzentriert. Als Beispiel ist hier Irland zu nennen, in welchem vor der Erweiterung kaum Ausländer lebten und welches mittlerweile einen Ausländeranteil von 4 % besitzt, wobei die Polen mit 120.000 Personen die mittlerweile größte Zuwanderergruppe in diesem Land darstellen.
Polen aus bestimmten Regionen Polens ließen sich häufig schwerpunktmäßig in bestimmten Städten Deutschlands nieder. So bildete Ahlen (Westfalen) beispielsweise einen Schwerpunkt für Polen aus dem Raum Posen (Poznań), Gelsenkirchen für Polen aus Masuren und Recklinghausen für Polen aus Schlesien. Diese Schwerpunkte haben teilweise bis heute Bestand. Um Gelsenkirchen herum bildeten sich so auch eigene Begriffe, wie Mottek für Hammer (poln. młotek).
Aktuelle Lage
Folgende Teile dieses Abschnitts scheinen seit 2007 nicht mehr aktuell zu sein:
Dieser Abfluss an häufig gut ausgebildeten und qualifizierten Arbeitskräften hat mittlerweile zu einem Arbeitskräftemangel auf dem polnischen Markt geführt. Gleichzeitig zeigt der Bericht des ECAS, dass die polnischen Migranten einen nicht unerheblichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum ihrer Gastgeberländer beigetragen haben.
Nach polnischem Recht sind diejenigen, die zur Polonia gehören, ethnische Polen. Eine (Wieder-)Erlangung der polnischen Staatsbürgerschaft ist für diese Personen somit vereinfacht. Der Nachweis polnischer Vorfahren reicht meist aus.
Anhand dieser Gesetzgebung hat z. B. der israelische Fußballspieler Ben Sahar die polnische Staatsbürgerschaft erhalten und somit das Recht erlangt, als EU-Bürger in Großbritannien arbeiten und Fußball spielen zu können.
Medien für die Polonia
Es gibt vier Fernsehkanäle, die aus Polen für die Polonia Informationen, Nachrichten, Dokumentationen, Serien und Filme ausstrahlen. Es handelt sich hierbei um den öffentlich-rechtlichen Kanal TV Polonia und die privaten Sender TVN International, Polsat 2 International sowie TV Polska. In Chicago existiert mit Polvision der größte polnischsprachige Sender außerhalb Polens, gegründet von Walter Kotaba, der auch mehrere Radiosender in Illinois, New York und Connecticut gegründet hat. Weitere Fernsehsender, die von der Polonia für die Polonia produziert werden, sind u. a. TV Polonia.US (ebenfalls Chicago), die Sender TV Foka aus Calgary und Panorama 10 aus Toronto (beide Kanada) sowie der Musiksender TV4U aus New York.
Im Jahr 1934 wurden in Warschau erstmals für emigrierte Polen die Weltspiele der Auslandspolen veranstaltet, die nach darauffolgender 40-jähriger Pause seit 1974 wieder regelmäßig stattfinden. Im jährlichen Wechsel werden die nach Sommer- und Winterspielen aufgeteilten Sportwettkampfveranstaltungen an verschiedenen Orten Polens ausgetragen. So nahmen an den XV. Sommerspielen 2011 in Breslau 1682 Sportler aus 23 Ländern in 27 Sportarten teil.
Zu den wichtigsten auf Bundesebene tätigen Vereinen zählen der Bund der Polen in Deutschland mit Sitz in Bochum, der als Dachverband der polnischen Organisationen 1922 in Berlin gegründet wurde und der Polnische Kongress in Deutschland mit Sitz in Aachen. Dieser wurde am 15. Februar 1992 aus 16 polnischen Vereinen zum Zwecke der Interessenvertretung der polnischen Vereine gegenüber den Behörden gegründet.
Eine besondere Rolle kommt der Polnischen Katholischen Mission zu, die unter anderem Unterricht in polnischer Sprache für Kinder mit polnischem Migrationshintergrund anbietet.
Bekannte Auslandspolen
Bekannte Auslandspolen und aus Polen stammende Personen[11]
↑Wspólnota Polska – Polonia w liczbach. (Memento des Originals vom 21. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archiwum.wspolnotapolska.org.pl Die folgenden Zahlen stellen (wenn nichts anderes angegeben) Schätzwerte aus dem Jahr 2007 dar, wobei nur Gemeinden über 2.000 Personen aufgeführt sind. Diese Daten geben teilweise deutlich höhere Zahlen an, als andere Statistiken, wie z. B. Volkszählungen, und haben keinen Absolutheitsanspruch, sondern sind eher als Näherungswerte aufzufassen, die insbesondere in Ländern, in denen keine Volkszählungen durchgeführt werden, die einzige Beurteilungsgrundlage darstellen.