Nortrup besteht aus den Orten Nortrup und Suttrup, welche 1972 zusammengeschlossen wurden. Beide Orte gehörten bis zum 30. Juni 1972 dem Landkreis Bersenbrück an. Bereits 1852 wurde Nortrup mit Loxten zusammengeschlossen, dessen südliche Hälfte 1972 als Loxter Ort nach Ankum umgegliedert wurde.
Klima
In Nortrup herrscht gemäßigtes Seeklima, beeinflusst durch feuchte Nordwestwinde von der Nordsee. Im langjährigen Mittel erreicht die Lufttemperatur 8,5 °C–9,0 °C und es fallen ca. 700 mm Niederschlag. Zwischen Mai und August kann mit durchschnittlich 20–25 Sommertagen (klimatologische Bezeichnung für Tage, an denen die Maximaltemperatur 25 °C übersteigt) gerechnet werden.
Derzeit verkehren im Taktverkehr Busse der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück nach Quakenbrück und Fürstenau.
Geschichte
Nortrup wurde erstmals im Jahr 1169 als „Norttorpe“ urkundlich erwähnt. Vier Familien bildeten mit ihren Höfen die erste Reihensiedlung, weitere folgten. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtete die Adelsfamilie von Dinklage einen Wohnsitz; das Gut Loxten gelangte 1682 durch Verkauf in den Besitz der Familie von Hammerstein, die es noch heute bewohnt. Durch den Bau der Eisenbahnlinie Quakenbrück – Rheine in den 1870er Jahren und der damit einhergehenden Industrialisierung entwickelte sich Nortrup von einer bäuerlichen zu einer modernen, ländlichen Gemeinde. Zahlreiche typische Artländer Fachwerkhäuser, aber auch das idyllisch gelegene Wasserschloss Loxten erinnern an die Vergangenheit.
Von 1852 bis 1972 trug die Gemeinde den Namen Nortrup-Loxten. Nortrup gehörte territorial bis 1802 zum Amt Fürstenau des Hochstifts Osnabrück (danach bis 1806 Fürstentum Osnabrück, in Personalunion von Hannover regiert). Nach Auflösung des Alten Reichs fiel es an den französischen Vasallenstaat Königreich Westphalen (Département Weser), der 1811 von Frankreich annektiert wurde. Bis 1814 gehörte Nortrup zum Département Ober-Ems (Ems-Supérieur) des französischen Kaiserreichs. Nach der französischen Besetzung kam Nortrup infolge des Wiener Kongress an das Königreich Hannover. Mit der Niederlage des Königreichs Hannover von 1866 wurde es Teil der preußischen Provinz Hannover. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag es in der Britischen Besatzungszone, wo 1946 aus den Gebieten der preußischen Provinz Hannover das gleichnamige Land geschaffen wurde. Nur wenige Monate später ging es im neugegründeten Bundesland Niedersachsen durch Fusion mit mehreren kleinen Freistaaten auf.
Religion
Die Bevölkerung Nortrups konvertierte im Zuge der Reformation und des Wirkens des Quakenbrückers Hermann Bonnus überwiegend zum evangelisch-lutherischen Glauben; es entwickelte sich im 16. Jahrhundert im Artland eine evangelische Diaspora, die von Gebieten mit katholischer Bevölkerung umgeben war. Nach der Gegenreformation wuchs jedoch der Anteil der katholischen Bevölkerung in Nortrup wieder deutlich an; das Wirken Vitus Büschers zeitigte hauptsächlich in der Stadt Quakenbrück und weniger in der bäuerlichen Umgebung mit seinen kleinen Kirchspielen Erfolg. 1855 bekannten sich von den damals 869 Einwohnern Nortrups 496 wieder zum katholischen Glauben.[2]
Als Kapellengemeinde mit ihrer am 21. Juni 1855, dem Gedenktag des heiligen Aloisius von Gonzaga, eingeweihten St. Aloysius-Kapelle gehörte Nortrup bis 1908 zu Ankum. Am 25. März 1908 unterzeichnete der Osnabrücker Bischof Hubertus Voss die Errichtungsurkunde für die katholische Pfarrgemeinde St. Aloysius in Nortrup und ernannte die Kapellengemeinde zu einer eigenen Pfarrei. Die heute Kirche wurde 1915 eingeweiht.[2]
Die Dominanz der katholischen Bevölkerung schwächte sich in den letzten Jahrzehnten durch den zahlenmäßig großen Zuzug deutscher Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion ab, die in der überwiegenden Mehrheit evangelisch-lutherischer Konfession sind. Hinzu kommt weiterhin eine größere Anzahl baptistischer Aussiedler, die von der Gemeinde indes zahlenmäßig nicht erfasst werden.
Bei den Angaben aus den Jahren 1961 (6. Juni) und 1970 (27. Mai) handelt es sich jeweils um die Volkszählungsergebnisse.[5]
Jahr
Einwohner
1961
2061
1970
2145
1987
2393
1990
2477
1995
2708
2000
2883
2005
3026
2010
2955
2011
2942
2015
2960
2017
2963
2018
2961
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat gegenwärtig 13 Mitglieder. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 2.001 und 3.000 Einwohnern.[6] Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Die folgende Tabelle zeigt die Kommunalwahlergebnisse seit 1996.
Rat der Gemeinde Nortrup: Wahlergebnisse und Gemeinderäte
Prozentanteile gerundet. Quellen: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen[9], Landkreis Osnabrück[10][11] Bei unterschiedlichen Angaben in den genannten Quellen wurden die Daten des Landesbetriebes für Statistik und Kommunikationstechnologie verwendet, da diese eine insgesamt höhere Plausibilität aufweisen.
Nortrup ist durch seine verkehrsgünstige Lage und die günstigen Niederlassungsbedingungen Standort einer Reihe von Unternehmen mit insgesamt mehr als 1000 Arbeitsplätzen, unter anderem die Delkeskamp Verpackungswerke und einer Fleischwarenfabrik der InFamily Foods (ehem. Kemper Wurstwaren).
Sehenswürdigkeiten
Auf dem Firmengelände der Fleischwarenfabrik der InFamily Foods (ehem. Kemper) wurde im September 2017 der letzte Zug der stillgelegten Transrapid-Versuchsanlage Emsland, der Transrapid 09 (TR09), aufgestellt. Der Ingenieur und Erfinder der Magnetschwebebahn Hermann Kemper entstammte der Nortruper Unternehmerfamilie.
Wilhelm Wachhorst: Salto rückwärts – meine Reise in die Vergangenheit oder: „Koopheister trüggut“ Ett is moi, nochmaol wär trügge tau kieken!, Nortrup/Köln 2006
Siegfried Müller: 100 Jahre Kirche Loxten, Festschrift zum 100-jährigen Jubuläum der Dorotheen-Kirche zu Loxten, Nortrup/Loxten 1960
Weblinks
Commons: Nortrup – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.259.