Das Museum Ulm (früher Ulmer Museum)[1] ist ein Museum für Kunst, Archäologie sowie Stadt- bzw. Kulturgeschichte in Ulm. Es wurde 1924 gegründet. Zu seinen Ausstellungen gehören die archäologische Sammlung mit Funden aus der Ur- und Frühgeschichte des Ulmer Raums (darunter der „Löwenmensch“), Malerei und Skulptur der Spätgotik und Renaissance sowohl aus Ulm als auch aus Oberschwaben. Auch Zeugnisse des Kunsthandwerks vom 16. bis zum 19. Jahrhundert aus der Ulmer Handwerks-, Zunft- und Stadtgeschichte werden gesammelt und präsentiert.
Gründungsdirektor und erster Kunsthistoriker am Museum war ab dem 1. April 1924 der Konservator und Hochschullehrer Julius Baum. Damit, so Erwin Treu, begann „dessen eigentliche Geschichte“. Es „entstand aus einer Rumpelkammer ein Institut“.[2] Nach der Entlassung von Baum im Jahre 1933 wurde das Museum bis 1945 von Adolf Häberle geleitet.
Das Museum hatte bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten eine umfangreiche Sammlung moderner Kunst aufgebaut. Viele dieser Gemälde, Grafiken und Plastiken galten den Machthabern als „entartet“, und 1937 wurde in der zentralen NS-Aktion „Entartete Kunst“ eine Vielzahl davon beschlagnahmt, die meisten zerstört.[3]
Künstler, deren Werke 1937 aus der Sammlung als „entartet“ beschlagnahmt wurden
Die archäologische Dauerausstellung des Museums wurde 2014 neu gestaltet, nachdem weitere Fragmente der 35.000 bis 41.000 Jahre alten Skulptur aus Mammut-Elfenbein am ursprünglichen Fundort im Lonetal geborgen werden konnten. Die teils tierische, teils menschliche Figur wird als Löwenmensch bezeichnet und stellt einen aufrecht stehenden Menschen mit dem Kopf und den Gliedmaßen eines Höhlenlöwen dar. In einem äußerst aufwändigen Restaurierungsprozess in den Jahren 2012/2013 wurde die Figur aus über 300 Bruchstücken komplett neu zusammengesetzte und offenbart nun viele bis dahin nicht gekannte weitere Details.
Präsentiert wird neben dem Löwenmenschen vom Hohlenstein-Stadel auch sein Umfeld auf der Schwäbischen Alb. Zahlreiche alt- bis jungsteinzeitliche Exponate, unter anderem die Funde aus der benachbarten Bocksteinhöhle, werden gezeigt. Dazu gehört vor allem das Exponat eines Neandertaler-Oberschenkelknochens. Dies ist der bisher einzige Knochen dieser Menschenform in Baden-Württemberg. Dazu kommen mesolithische Bestattungen aus der Bocksteinhöhle und aus dem Hohlenstein-Stadel.[4]
Seit dem 14. November 1999 ist eine Neurepräsentation im Erweiterungsbau zum Thema „Europäische und amerikanische Kunst nach 1945“ zu sehen. Zusätzlich wird in Wechselausstellungen Graphik des 20. Jahrhunderts mit Klassischer Moderne präsentiert.[5]
Freunde des Ulmer Museums e. V.
Der Verein „Freunde des Ulmer Museums e. V.“ wurde 1982 in Ulm gegründet. Er unterstützt die speziellen Belange des Museums Ulm und fördert dessen wissenschaftliche Arbeit.[6]
Sonderausstellungen (Auswahl)
1963: Horst Antes, 15.12.1963 – 19.1.1964
1977: Hans Jürgen Diehl, Großstadtkunst. Bilder und Zeichnungen 1963–1977
1995: Der Löwenmensch. Der gegenläufige Spannungsbogen von gestern und heute: der Löwenmensch, 32.000 Jahre zurück: zur neuesten Technologie: das Jüngste und das Älteste. In Zusammenarbeit mit dem Museum für Moderne Kunst München, 20. Januar – 5. März
2003: Tamara Grcic – Videos, Filme, Installationen, 20. Juli – 28. September
2003: Ulmer Bürgerinnen & Söflinger Klosterfrauen, 30. August – 23. November
2004: Carol Rama – Appassionata, 12. September – 14. November
2004: Arno Schmidt, Vier mal Vier – Fotografien aus Bargfeld, 4. Dezember 2004 bis 30. Januar 2005
2005: Emil Nolde, Blickkontakte, frühe Portraits, 2. April – 15. August
2005: Leiko Ikemura, Skulptur-Malerei-Zeichnung, 12. Februar – 24. April
↑Erwin Treu: Geschichte des Ulmer Museums. In: Ulmer Museum. Kataloge des Ulmer Museum, Katalog I, Bildhauerei und Malerei vom 13. Jahrhundert bis 1600. Ulm 1981, S. 12.
↑Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin
↑Eiszeitarchäologie auf der Schwäbischen Alb. Die Fundstellen im Ach- und Lonetal und in ihrer Umgebung. Hrsg. von Nicholas J. Conard, Michael Bolus, Ewa Dutkiewicz und Sibylle Wolf. Kerns Verlag, Tübingen 2015, ISBN 978-3-935751-24-7, S. 255.