Richard Josef Michael Seewald kam am 4. Mai 1889 in Arnswalde zur Welt. Er besuchte das Realgymnasium in Stralsund.[1] Im Jahr 1909 begann er, auf Wunsch seines Vaters, in München Architektur zu studieren. Er wandte sich jedoch bald als Autodidakt der Malerei zu. Nachdem einige noch im Gymnasium entstandene Zeichnungen bei der Wochenzeitschrift Die Jugend angenommen worden waren, begann Seewald auch für die Münchner Meggendorfer Blätter und die Berliner Lustigen BlätterKarikaturen zu zeichnen und verdiente sich dadurch seinen Lebensunterhalt. Er reiste 1911 nach London um kurzentschlossen seine Verlobte Uli zu heiraten.
Die Moderne Galerie Heinrich Thannhauser, die regelmäßig Werke junger Münchner Künstler vorstellte, zeigte erstmals eine Auswahl grafischer Blätter Richard Seewalds. Angeregt durch die malerischen Effekte einer Kaltnadelradierung, entstand 1913 auf der Insel Rab sein erstes Ölgemälde. Im November des Jahres gründete sich die Münchener Neue Secession, zu deren Mitgliedern bald auch Richard Seewald gehören sollte, kurz danach trat er auch dem Deutschen Künstlerbund[2] bei.
Seewald illustrierte die Gedichtsammlung Schnupftabaksdose von Hans Bötticher (Pseudonym: Ringelnatz) und wurde zum begehrten Illustrator, so etwa für Daniel DefoesRobinson Crusoe und die Penthesilea von Heinrich von Kleist. Für sein eigenes erstes Buch Tiere und Landschaften schuf er ebenfalls die Illustrationen. Bei dem Münchener Kunsthändler Hans Goltz fand 1919 eine wichtige Einzelausstellung statt. Seewald reiste immer wieder in den Mittelmeerraum und illustrierte weiterhin seine eigenen sowie die Bücher anderer Autoren. In dieser Zeit veränderte sich sein zeichnerischer Stil zugunsten einer tonigen Malerei.
Fünfunddreißigjährig wurde Richard Seewald während eines Aufenthaltes in Positano 1924 als Professor an die Kölner Werkschulen berufen. 1929 konvertierte er zum katholischen Glauben. Er bearbeitete in Folge auch Aufträge für Wandbilder im sakralen Raum (z. B. malte er ein Chorwandbild in der Dominikus-Böhm-Kirche Stella Maris auf Norderney). 1931 beschloss er, unter dem Eindruck des neuen repressiven kulturpolitischen Klimas in Köln, endgültig in die Schweiz nach Ronco sopra Ascona zu ziehen, wo er 1939 Ehrenbürger wurde. Er malte und schrieb von nun an gleichermaßen intensiv.
Viele deutsche öffentliche Sammlungen hatten bis zur nationalsozialistischenMachtergreifung Arbeiten Seewalds erworben, vor allem Druckgrafiken, aber auch einige Tafelbilder und Aquarelle. In den ersten Jahren nach der Machtergreifung konnte Seewald in Deutschland noch ausstellen. Doch seine Kunst wurde als „entartet“ diskriminiert, und 1937 wurde im Rahmen der deutschlandweiten konzertierten Aktion „Entartete Kunst“ eine große Zahl seiner Arbeiten aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt. Die meisten wurden zerstört.[3]
Zum ersten Mal nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur betrat Seewald 1948 wieder deutschen Boden. 1951 beteiligte er sich in Berlin an der ersten Ausstellung des zuvor wieder gegründeten Deutschen Künstlerbundes. Es dauerte noch drei Jahre, bis er im Kulturleben der Bundesrepublik Deutschland Fuß fasste. An d Seewald mit vier Gouachen, die toskanische Motive zeigten.[4] 1954 nahm er das Angebot einer Professur an der Akademie der Bildenden Künste in München an. Vier Jahre später legte Seewald das Amt nach Unstimmigkeiten mit dem Präsidium der Akademie nieder. Nach dem Tode seiner Frau verbrannte er rund 150 seiner Bilder sowie hunderte von Skizzen, Entwürfe und Korrespondenz.
Seine Skizzenbücher vermachte er dem Germanischen Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg. Seinen gesamten übrigen Nachlass überführte er in eine Stiftung namens Fondazione Richard e Uli Seewald Ascona.[5] Bestattet wurde er auf dem Friedhof von Ronco sopra Ascona.
Klabund: Kleines Bilderbuch vom Krieg. (Mit zwölf Gedichten von Klabund und zwölf meist aquarellierten Holzschnitten, einem Titelblatt und einer Umschlaggrafik von Seewald). Goltz, München 1914.
Daniel Defoe: Robinson Crusoe. Goltz, München 1919.
P. Vergilius Maro (Vergil): Bucolica – Hirtengedichte. Leipzig 1923. Diese Ausgabe der Hirtengedichte Vergils wurde von Theodor Haecker in Deutsche übertragen. Richard Seewald schuf für dieses Buch 20 Holzschnitte. Gedruckt wurde es in der Staatl. Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe, dem Vorläufer der heutigen Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) für den Euphorion Verlag.
Richard Seewald: Traumreise oder Robinson der Sohn Robinsons oder Die vier Jahreszeiten oder Orbis Pictus. Josef Kösel & Friedrich Pustet, München 1935.
Richard SeewaldInternationales Biographisches Archiv 03/1977 vom 10. Januar 1977, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Richard Seewald: Neumond über meinem Garten. Mit 51 Zeichnungen des Verfassers. Herder, Freiburg 1970. (In diesem Buch zieht der damals fast 80-jährige Künstler Bilanz aus seinem beruflichen und privaten Leben.)
Richard Seewald, 1989–1976, eine Werkauswahl. Hrsg. von Anton Sailer. Karl Thiemig, München 1978, ISBN 3-521-04082-8.
Richard Seewald, zum 100. Geburtstag. Mit einem Vorwort von Sigmund Widmer. Hrsg. von der Richard und Uli Seewald Stiftung, Ascona 1989.
Richard Seewald, Das griechische Inselbuch, Aufzeichnungen eines Malers. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2. Auflage 1967.
Richard Seewald, Ostern auf Poros. Jakob Hegner, Köln 1958.
Richard Seewald, Zufälle-Einfälle, Gleichnisse des Sichtbaren. Jakob Hegner, Köln.
Richard Seewald, Der Mann der ein Snob war. Roman. Jakob Hegner, Köln.
Richard Seewald, Die Entdeckung der Insel Elba. Mit 45 Zeichnungen von Richard Seewald. Jakob Hegner, Köln.
Richard Seewalds Briefwechsel mit Walter Müller-Wulckow: „Die Kunst wird sich von niemand vorschreiben lassen, ob sie untergehen soll oder nicht.“ In: Gloria Köpnick und Rainer Stamm (Hrsg.): Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, Neue Folge, Band 3, Petersberg 2018, S. 18–50.
↑Katalog Deutscher Künstlerbund 1950. Erste Ausstellung Berlin 1951, in den Räumen der Hochschule der Bild. Künste, Hardenbergstr. 33. Gesamtherstellung: Brüder Hartmann, Berlin 1951. (ohne Seitenangabe, Katalognr. 190–193)