Rudolf Wacker wurde als viertes und jüngstes Kind von Romedius Wacker aus Thaur in Tirol und Marianne (geborene Wüstner) aus Mellau, Bregenzerwald in Bregenz geboren. Romedius Wacker war ein erfolgreicher Baumeister und lebte mit seiner Familie in einer um 1900 selbstgebauten Villa mit großem Garten an der Römerstraße 24.[2][3] Im Ersten Weltkrieg wurde Wacker zum Militär eingezogen und im Mai 1915 an die Ostfront verlegt.[4] Dort geriet er russische Kriegsgefangenschaft und verbrachte fünf Jahre in Tomsk in Sibirien. Im Kriegsgefangenenlager fand er Gelegenheit, Schriften von Thomas Mann, Friedrich Nietzsche und Arthur Schopenhauer zu lesen, die sein Weltbild beeinflussten.[4] 1922 heiratete er Ilse Moebius, die aus einer Pastorenfamilie in Goslar stammte.[4]
Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs 1938 geriet Wacker ins Visier der Nationalsozialisten, da ihm ein Naheverhältnis zum Kommunismus nachgesagt wurde. Unter anderem hatte er an Friedenskundgebungen teilgenommen und war offen gegen die Kulturpolitik der Nationalsozialisten aufgetreten. Wacker erlitt durch eine Hausdurchsuchung sowie in einem Verhör der Gestapo zwei Herzinfarkte und starb bald darauf in seinem Elternhaus in Bregenz.[5]
Noch während seiner Kriegsgefangenschaft in Tomsk nahm er dort an einer Kunstausstellung teil. Nach seiner Heimkehr 1920 ging er zunächst nach Berlin, wo er sich dem Expressionismus verschrieb. Nach seiner Rückkehr in die Heimat vollzog er einen Stilwandel hin zur Neuen Sachlichkeit: Seine erste größere Ausstellung fand 1923 im Vorarlberger Landesmuseum statt.[5] Seine Schwerpunkte waren Stillleben, Landschaften und Porträts. Seine Erlebnisse im Krieg haben sein Leben lang eine prägende Rolle gespielt.[8] 1926 war Wacker Gründungsmitglied der Künstlervereinigung „Der Kreis“.[9] Zu dem Schweizer Maler Adolf Dietrich, einem weiteren Mitglied von „Der Kreis“, hatte er ein freundschaftliches Verhältnis.
Als Höhepunkt seiner Karriere wird die Teilnahme an der Biennale in Venedig im Jahr 1934 gesehen. Von 1936 bis 1938 arbeitete er als Dozent im Aktzeichnen an der Bregenzer Gewerbeschule.[9]
1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ ein expressionistisches Selbstbildnis (Lithografie, 64,5 × 48 cm, 1925) aus dem Stadtmuseum Ulm beschlagnahmt und vernichtet.[10]
Literatur
Laura Feurle, Marianne Hussl-Hörmann, Hans-Peter Wipplinger: Rudolf Wacker. Magie und Abgründe der Wirklichkeit (Leopold Museum Wien), Wien 2024
Peter Melichar: Rudolf Wackers Bregenz. Garnisonsstadt, Landeshauptstadt und was sonst? In: Andreas Rudigier, Jürgen Thaler (Hrsg.): Wacker im Krieg. Erfahrungen eines Künstlers (vorarlberg Museum Schriften 36), Salzburg/Wien 2018, S. 39–53.
Oscar Sandner: Rudolf Wacker: Zeichnungen. Zeichnen als Befreiung. Verlag Galerie Neufeld, Lustenau 1975.
Rudolf Wacker: Tagebücher: 1913–1939. Teil 1. Herausgegeben von Rudolf Sagmeister. Topos-Verlag, Vaduz 1990.
Rudolf Wacker: Tagebücher: 1913–1939. Teil 2. Herausgegeben von Rudolf Sagmeister. Topos-Verlag, Vaduz 1990.
Ute Pfanner, Angelika Wöß: Gezeichnet in Gefangenschaft, in: Andreas Rudigier, Jürgen Thaler (Hrsg.): Wacker im Krieg. Erfahrungen eines Künstlers (vorarlberg museum Schriften 36), Salzburg/Wien 2018, S. 130–155.
↑DEHIO-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Vorarlberg. Bregenz. Villa Wacker. Bundesdenkmalamt (Hrsg.), Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1983, ISBN 3-7031-0585-2
↑ abcStefan Trinks: Glätte gegen innere Zerstörtheit. Der Maler Rudolf Wacker war das Puzzleteil, das bislang im großen Bild der Neuen Sachlichkeit fehlte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. November 2024, S. 12.