Moriz Haupt wuchs in Zittau auf, wo sein Vater Ernst Friedrich bis 1832 Bürgermeister war und sich als Herausgeber der Jahrbücher des Zittauischen Stadtschreibers Johannes von Guben (Görlitz 1837) sowie als Übersetzer Goethescher Gedichte und deutscher Kirchenlieder ins Lateinische (Carmina Goethii, Leipzig 1841, und Hymni sacri, Leipzig 1842) einen Namen machte. Er erhielt bis zu seinem 13. Lebensjahr von seinem Vater Unterricht und besuchte von 1821 bis 1826 das Gymnasium in Zittau. Von 1826 bis 1830 studierte er an der Universität Leipzig Klassische Philologie bei Gottfried Hermann und wurde 1831 promoviert. Anschließend lebte er bis 1837 bei seinem kranken Vater in Zittau, unterbrochen durch Reisen nach Wien und Berlin im Jahr 1834. Die in Berlin geschlossene Freundschaft mit Karl Lachmann war prägend für seine weitere Entwicklung. Von 1830 bis 1837 baute er seine Kenntnisse in Griechisch, Latein, Deutsch, Böhmisch, Altfranzösisch und Provenzalisch aus. 1837 habilitierte er sich in Leipzig mit einer Arbeit über Catull und wurde Privatdozent, 1841 außerordentlicher, 1843 ordentlicher Professor des für ihn neu gegründeten Lehrstuhls für deutsche Sprache und Literatur.
1842 heiratete er Louise Hermann, die Tochter seines akademischen Lehrers und Kollegen Gottfried Hermann.
Nach der Märzrevolution von 1848 wurde er mit Theodor Mommsen und Otto Jahn wegen seiner Beteiligung an dem Aufstand vor Gericht gestellt. Er wurde zwar freigesprochen vom Vorwurf des Aufruhrs, nicht jedoch von jeglicher Schuld, wie auch Mommsen und Jahn. 1851 wurde er durch den Senat der Universität Leipzig seines Amtes enthoben und lebte als Privatgelehrter in Leipzig, bis er 1853 auf Karl Lachmanns Lehrstuhl für römische Literatur nach Berlin an die Friedrich-Wilhelms-Universität berufen wurde. Seit 1861 auch ständiger Sekretär der Akademie der Wissenschaften, starb er in Berlin am 5. Februar 1874 an einem Herzschlag.
Für Gustav Freytags Roman Die verlorene Handschrift ist Haupt das Vorbild des „Professor Werner“.[1]
hat Haupt meist überzeugende, immer beachtenswerte Konjekturen für fast die gesamte griechische und lateinische Literatur beigesteuert. Aus dem Nachlass seines 1848 verstorbenen Schwiegervaters Gottfried Hermann gab er zwei Arbeiten heraus:
Bion und Moschos (Leipzig 1849), sowie den
Äschylos (Leipzig 1852, 2 Bde.; 2. Aufl. 1859)
heraus.
Aus seinen Beiträgen zur Etymologie sei sein Erklärungsversuch für die Herkunft des Wortes Fidibus erwähnt, siehe dort.
Für die Literatur des deutschen Mittelalters lieferte er Ausgaben:
Von seinen Studien zu den romanischen Sprachen geben Zeugnis die aus seinem Nachlass von Tobler veröffentlichten:
Französischen Volkslieder (Leipzig 1877).
Literatur
Adolf Kirchhoff: Gedächtnissrede auf Moriz Haupt. (Gelesen am Leibniz'schen Jahrestage den 1. Juli 1875) (= Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin. 1875, ZDB-ID 955708-8). Dümmler (in Kommission), Berlin 1875, Digitalisat.
Christian Belger: Moritz Haupt als academischer Lehrer. Mit Bemerkungen Haupts zu Homer, den Tragikern, Theokrit, Plautus, Catull, Properz, Horaz, Tacitus, Wolfram von Eschenbach und einer biographischen Einleitung. Weber, Berlin 1879.
Philip Kraut, Jürgen Jaehrling, Uwe Meves, Else Hünert-Hofmann (Hrsg.): Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Gustav Freytag, Moriz Haupt, Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Franz Joseph Mone (= Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Kritische Ausgabe in Einzelbänden. Band 7.) Hirzel, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7776-2487-7.
Siegmar Döpp: Catulls Gedichte: Nachschrift einer Vorlesung von Prof. Moriz Haupt 1861/62. Kartoffeldruck-Verlag, Speyer 2024, ISBN 978-3-939526-72-8
↑Christian Andree: Welches Verhältnis hatte Rudolf Virchow zu zeitgenössischen Dichtern, Künstlern, Verlegern und Editoren? Versuch einer Annäherung über die Korrespondenzpartner. Teil II. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 12, 1994, S. 259–286; hier: S. 261 f. (Haupt, Moritz), insbesondere S. 262.
↑Vgl. Uwe Meves: Haupt, Moriz Rudolph Friedrich. In: Christoph König (Hrsg.), unter Mitarbeit von Birgit Wägenbaur u. a.: Internationales Germanistenlexikon 1800–1950. Band 2: H–Q. de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-015485-4, S. 682.
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