Die Bergstadt Marienberg liegt im Mittleren Erzgebirge auf einer Hochfläche nördlich des bewaldeten Erzgebirgskammes. Mit 133,5 km² ist Marienberg unter Einbeziehung seiner Ortsteile die nach Fläche größte Gemeinde des Landkreises. Der historische Stadtkern der Bergstadt Marienberg steht als Sachgesamtheit wegen seines wertvollen städtebaulichen Ensembles unter Denkmalschutz und gehört seit 2019 zum UNESCO-Welterbe der Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří. Die historische Innenstadt ist in Anlehnung an die italienische Renaissance rechtwinklig angelegt. Von dem ein Hektar großen quadratischen Marktplatz führt ein rechtwinkliges Straßennetz nach allen Seiten. Es handelt sich um eine symmetrische Stadtanlage, die früheste derartige Grundrisslösung nördlich der Alpen. Herzog Heinrich ließ am 27. April 1521 die Gründungsurkunde zur Erbauung der neuen Bergstadt ausfertigen und gab ihr den Namen Marienberg mit dem Wunsche, dass die Stadt unter dem Schutz der Mutter Maria wachse, blühe und gedeihe. Das heutige Gemeindegebiet mit seinen Ortsteilen erstreckt sich über mehrere Täler mit Zuflüssen der Flöha. Die Stadt weist einen Höhenunterschied von fast 440 m auf. Der tiefste Punkt liegt im Tal der Schwarzen Pockau auf 460 m ü. NN. Der höchste Punkt liegt mit 899,4 m ü. NN südlich von Satzung auf der Grenze zu Tschechien am Nordhang des Jelení hora(Haßberg). Der höchste Berg im Gemeindegebiet ist mit 891 m ü. NN der Hirtstein nördlich von Satzung.
Im Jahr 1323 wurde daz dorf Sletyn erstmals urkundlich erwähnt. Bereits 1484 heißt der Ort bey der wusten Sletten. Nach 1519 siedelten sich im heutigen Gemeindeteil Wüstenschlette Bergleute an. Am 17. Juli 1519 machte Clemens Schiffel die ersten Silberfunde im Tal des Schlettenbaches. Am 11. Mai des folgenden Jahres verlieh man ihm die Grube „St. Fabian Sebastian mit samt dem Erbstolln“. In der Folge setzten weitere bergbauliche Erschließungen der Umgegend ein und verursachten einen großen Zustrom von Bergleuten.
Dieser Umstand veranlasste Herzog Heinrich den Frommen 1521 zur Gründung der Bergstadt Marienberg.[2] Der Stadtgrundriss wurde von Ulrich Rülein von Calw entworfen. Am 19. Dezember 1523 wurde das Stadtrecht verliehen, 1525 erhielt die Stadt ein eigenes Bergamt. Eine Lateinschule wird ab 1530 erwähnt. Mit der Reformation 1536/1537 wurde Marienberg eigenständige Parochie. Die höchste Blüte erlebte der Bergbau 1540. Von 1541 bis 1566 wurde die Stadtmauer errichtet. 1555 sind über 1000 Zechen im Marienberger Revier nachweisbar. Von 1558 bis 1564 wurde die spätgotische Hallenkirche St. Marien erbaut.
Am 31. August 1610 kam es zu einem verheerenden Stadtbrand, dem fast alle 550 Häuser zum Opfer fielen. Nach dem Ende des Silberbergbaues begann ab 1612 der Kupfer- und Zinnbergbau. Ab 1696 ist die Stadt mit Soldaten belegt und wurde ab 1753 bis 1858 Garnisonsstadt für die Kavallerie. Infolge einer Faulfieber-Epidemie wurde 1772 ein Waisenhaus gegründet, das 1805 um eine Freischule erweitert wurde. Zur Verbesserung der Ernährungslage der Bergleute wurde auf Anraten von Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra 1806 bis 1809 ein Bergmagazin erbaut. 1813 wurde Marienberg zum Etappenort der gegen Napoleon verbündeten Armeen. 1821 wurde der Ortsteil Gelobtland als Waldarbeitersiedlung angelegt. 1835 wurde die baufällige Stadtmauer bis auf das Zschopauer Tor und den Roten Turm abgetragen. 1842 wurde Marienberg Sitz des Kirchenbezirkes. 1847 löste man das Bergamt auf, im selben Jahr wurde ein „Kindergarten“ im Beisein Friedrich Wilhelm August Fröbels eröffnet. Bis 1856 gehörte Marienberg zum Amt Wolkenstein.[3] Von 1858 bis 1873 war Marienberg Garnisonsstadt für die Infanterie.
Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1862 gegründet. Von 1873 bis 1920 befand sich in Marienberg eine Unteroffizierschule und -vorschule, ab 1874 wurde mit dem Bau der Kasernen begonnen. Im gleichen Jahr wurde mit dem Bau eines Gaswerkes und der Installation von Gaslaternen begonnen. 1875 erhielt Marienberg mit dem Bau der Flöhatalbahn Anschluss ans Bahnnetz. 1882 wurde die Freiwillige Feuerwehr in Gelobtland gegründet. 1889 wurde das Städtische Krankenhaus eröffnet. Ein Wasserwerk wurde 1891/1892 errichtet. Die Zentralschule (heute Gymnasium) wurde 1893 eingeweiht. 1899 wurde mit dem Rudolf-Schacht die letzte Grube geschlossen. 1910 wurde ein Elektrizitätswerk errichtet, 1913 wurde Marienberg an die zentrale Elektrizitätsversorgung angeschlossen. 1914 wurden die Kirche, der Rote Turm und das Zschopauer Tor durch eine Ortssatzung unter Denkmalschutz gestellt. 1917 wurde das Gebäude des Amtsgerichtes eingeweiht. Am Galgenberg wurde 1927 eine Sprungschanze eingeweiht. Eine Realschule mit Progymnasium wurde 1918 gegründet und war bis 1940 in Räumen der Kaserne untergebracht. Mit dem Bau von zwölf Doppelhäusern 1933 bis 1937 entstand der Ortsteil Mooshaide.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 154 KZ-Häftlinge des AußenlagersWille in Tröglitz/Rehmsdorf des KZ Buchenwald auf einem Todesmarsch von SS-Männern ermordet. Sie waren bei Tieffliegerangriffen zwischen dem 15. bis 17. April 1945 aus den Transportzügen auf den Bahnhöfen Gelobtland und Reitzenhain in die umliegenden Wälder geflohen und wieder aufgegriffen worden.
Mit der Eingemeindung von Zöblitz zum 31. Dezember 2012[4] als derzeit letzte Eingemeindung in die Stadt Marienberg gehört die Stadt zu den flächengrößten Städten im Freistaat Sachsen. Im Erzgebirgskreis ist die Stadt Marienberg flächengrößte Stadt.
Marienberg unterhält Partnerschaften mit dem niedersächsischen Lingen (Ems), dem gleichnamigen rheinland-pfälzischen Bad Marienberg, dem tschechischen Most und dem ungarischen Dorog. Seit dem 1. November 2004 ist die Stadt Mitglied im Regionalmanagement Erzgebirge[11], einer Regionalinitiative des Erzgebirgskreises und weiterer zehn Kommunen des Erzgebirges.
rechtwinkliger Stadtgrundriss mit quadratischem Marktplatz
kursächsische Postmeilensäule vom Zschopauer Tor, Wappenstück der kursächsischen Postmeilensäule vom Annaberger Tor im Museum, kursächsische Ganzmeilensäule von der Hohen Brücke als Denkmal am Bergmagazin, Teile einer kursächsischen Halbmeilensäule vermauert im Türbogen am Haus Reiter und zwei Viertelmeilensteine an der originalen Poststraße bei Reitzenhain und als Denkmal Wettin Eiche an der Eisenstraße im Marienberger Forst
Königliches Postamt (1833 bis 1866) und Haus von Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra (1774 bis 1780)
Königlich-sächsische Meilensteine als Stationsstein vom Wolkensteiner Tor an der Wolkensteiner Straße und 1900 als Kilometersteine umgestaltet am ehem. Freiberger Tor und an der B 171 / Abzweig Lauterbach
Kriegerdenkmal für die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus den Ortsteilen Gebirge und Gelobtland[12]
Gedenkanlage von 1952 am Bahnhof Marienberg-Gelobtland zur Erinnerung an ermordete KZ-Häftlinge
Gedenktafel für 23 französische und 34 sowjetische Häftlinge des KZ-Außenlagers Flöha des KZ Flossenbürg, die gleichfalls im Frühjahr 1945 von SS-Männern ermordet wurden
Gedenkanlage von 1950 an der B 174 in einem Wald bei Reitzenhain für 218 von SS-Wachmannschaften umgebrachte Häftlinge
In der Bundeswehrliegenschaft „Erzgebirgskaserne“ ist das Panzergrenadierbataillon 371 stationiert; die Kaserne liegt unmittelbar am Rand der Altstadt. 1996 erhielt der Verband durch den Marienberger Stadtrat die Ehrenbezeichnung „Marienberger Jäger“ verliehen.
Auf dem Gebiet der Stadt Marienberg unmittelbar östlich des Ortsteils Satzung überquert die 380-kV-Leitung Röhrsdorf-Hradec die tschechische Grenze. Auf dem Hirtstein befinden sich zwei Windkraftanlagen vom Typ Micon M 530 (Leistung 250 kW pro Anlage) und zwei Windkraftanlagen vom Typ Vestas V27 (je 225 kW). Eine weitere Windkraftanlage vom Typ Lagerwey LW 15/75, die durch ihren Zweiblattrotor auffiel, wurde zwischenzeitlich demontiert.
Verkehr
Durch die Stadt verlaufen zwei Bundesstraßen. Die B 174 führt von Chemnitz über Marienberg zum Ort Reitzenhain mit seinem Grenzübergang nach Tschechien. Sie folgt in weiten Teilen dem Reitzenhainer Pass, dem niedrigsten Erzgebirgspass, der bereits seit dem Mittelalter eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen zwischen Sachsen und Böhmen darstellt. Wegen des stark angestiegenen Verkehrsaufkommens zu Beginn der 1990er Jahre wurde im Frühjahr 2005 mit dem Bau einer Ortsumgehung begonnen. Deren Einweihung fand am 29. November 2007 im Beisein von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee statt.
Der reguläre Personenverkehr auf der Bahnstrecke Pockau-Lengefeld–Marienberg wurde mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2013 eingestellt.[14] Seitdem verkehren nur noch Personenzüge zu Festen im Stadtgebiet bzw. militärische Transporte für die örtliche Kaserne.
MEF (Mittel-Erzgebirgs-Fernsehen), das seit 1989 auf Sendung ist, bildet eine mediale Plattform für das gesellschaftliche Leben des ehemaligen Mittleren Erzgebirgskreises.
Zwischen Wolkenstein, Marienberg und Jöhstadt (= Werte unserer Heimat. Band 41). 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1985.
Volkmar Geupel: Vor der Gründung der Bergstadt 1521. Marienberg und sein Umland im Lichte historisch-archäologischer Forschungen. in: Sächsische Heimatblätter 51 (2006), Heft 3, S. 272–284
Uwe Ulrich Jäschke: Marienberg zwischen Tradition und Moderne. in: Sächsische Heimatblätter 51 (2006), Heft 3, S. 189–194
Richard Steche: Marienberg. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 5. Heft: Amtshauptmannschaft Marienberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 13.
Ernst Köhler: Sagenbuch des Erzgebirges; 527. Von dem Namen der Stadt Marienberg. Georg Olms Verlag, 1978, ISBN 978-3-487-06639-4, S. 442
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