Anfang der 1950er-Jahre absolvierte Louis Niebuhr zunächst eine Stuckateurlehre. In seinem Beruf war er unter anderem eingebunden in die Wiederherstellung des Theaters am Goetheplatz, des Focke-Museums, des Konzertsaals Glocke in Bremen und des Stadttheaters Bremerhaven. Bereits damals belegte Niebuhr Zeichenkurse an der Staatlichen Kunstschule Bremen. Weitere künstlerische Bildung erlangte er auch durch eine längere Kunstrundreise durch Italien.
Von 1954 bis 1961 arbeitete er als Stuckateur bei Restaurierungsarbeiten von Kirchen in der Schweiz (unter anderem Kirche Sta. Maria Assunta Calanca, Oberdorf am Weissenstein, Baar-Zug, Savognin, Lain, Kapelle St. Meinrad auf dem Etzelpass, St. Maurice).
Während dieser Zeit absolvierte Niebuhr außerdem seine Meisterprüfung im Stuckateurhandwerk in Heilbronn und verbrachte mehrere Studienaufenthalte in Perugia, Rom und Florenz.
Von 1961 bis 1966 studierte Louis Niebuhr Bildhauerei an der Staatlichen Kunstschule Bremen bei Professor Gerhart Schreiter. Sein Studium finanzierte er durch die Ausführung von Auftragsarbeiten sowie Restaurierungsarbeiten am Übersee-Museum und an der Bremer Böttcherstraße.
Von 1969 bis 1972 lehrte Niebuhr an der Werkkunstschule Hannover, von 1974 bis 1977 an der Fachoberschule für Gestaltung in Bremen. Er verbrachte mehrere Arbeitsaufenthalte in Carrara in Italien (1980–91) und in Larvik (Norwegen; 1994–97). Seit 1971 ist Niebuhr Mitglied im Deutschen Künstlerbund.
Niebuhr lebt mit seiner Frau Beate Zitzlaff in Syke (Niedersachsen) und ist in seinem Heimatort und international als Bildhauer tätig. Seine bevorzugten Werkstoffe sind Hartstuck, Marmor und Buche. Seit 1973 beteiligt er sich an Bildhauersymposien. Seine Werke befinden sich in privatem und in öffentlichem Besitz. Im Jahr 1991 organisierte er für seine Heimatstadt Syke ein europäisches Bildhauersymposium, welches Wilhelm Heile gewidmet war. Im Jahr 1992 wurde er mit dem Kulturpreis des Landkreises Diepholz ausgezeichnet.
In Syke befinden sich eine Reihe seiner Skulpturen im öffentlichen Raum und in der Sammlung Niebuhr/Zitlaff der Gemeinnützigen Stiftung Kreissparkasse Syke im Syker Vorwerk – Zentrum für zeitgenössische Kunst. Dank eines Schenkungsvertrages mit Louis Niebuhr und seiner Frau Beate Zitzlaff erhält die Stiftung für ihre Kunstsammlung seit dem Jahr 2005 in einem Rhythmus von zwei Jahren jeweils drei Arbeiten des Bildhauers.
Die Gemeinnützige Stiftung Kreissparkasse Syke wurde 1985 aus Anlass der Einweihung des Um- und Erweiterungsbaues der Sparkassenhauptstelle in Syke gegründet. Im Jahre 2011 wurde der Stiftungszweck um den Förderbereich Kunst und Kultur erweitert. Die Stiftung möchte bedeutende Künstlerinnen und Künstlern aus der Region und darüber hinaus fördern und ihnen mit dem 2007 eröffneten Syker Vorwerk ein Aktions- und Ausstellungsforum bieten. Mit Werken von Hans-Albert Walter und Louis Niebuhr wurden bereits zwei überregional bedeutende Künstler in die Sammlung aufgenommen, um ihre Arbeiten auf Dauer zu erhalten und sie in Ausstellungen und Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dem Künstlerehepaar Louis Niebuhr und Beate Zitzlaff sowie der Stiftung ist daran gelegen, dass eine Sammlung aus dem Gesamtwerk Niebuhrs zu dessen Lebzeiten und über dessen Tod hinaus erhalten bleibt. Zusätzlich zu dieser Regelung werden im Nachlass die Arbeiten von Beate Zitzlaff in die Sammlung mit eingebracht.
Als ordentliches Mitglied im Deutschen Künstlerbund[1] nahm Louis Niebuhr zwischen 1969 und 1990 an fast allen DKB-Jahresausstellungen teil.[2]
1975: XXII. Fiorino Biennale Internazionale, Forte di Belvedere, Florenz, mit Henriette Riederer für Deutschland, K
1976: Cité Internationale des Arts Paris, Frankreich, G
1978: Orangerie, Hannover: Die Bildende Kunst und das Tier, G
1984/1985: Städtische Galerie Nordhorn: Louis Niebuhr: Plastiken, Zeichnungen und Diaphragmen 1968–1984, Einzelausstellung, K
1985: Bremer Wallanlagen: Die Gegenwart der Skulpturen – Skulptur der Gegenwart, G, K („Im Rahmen des Projektes Im Park: Die Gegenwart der Skulpturen – Skulptur der Gegenwart präsentierten 37 Künstler ihre Werke in den Wallanlagen im Bereich Kunsthalle / Gerhard-Marcks-Haus in Bremen-Mitte.“[3])
1988: Museo del Marmor, Carrara, Italien; Willy-Brandt-Haus, Berlin; Hotel de Ville, Neuchâtel, Frankreich: Die Apuanische Skulptur zwischen Tradition und internationalen Einflüssen, G, K
1974: Be-Hauptungen (Skulpturenensemble 3-teilig, Bronze, Sockel, Beton; Grünanlage der Gustav-Deetjen-Allee in der Nähe des Bremer Bürgerparks. Bis 2003 stand es vor dem Bremer Staatsarchiv, Präsident-Kennedy-Platz. Es wurde im Rahmen der Verrückungs-Aktion Moving the City an seinen jetzigen Standort versetzt. „Das Kunstwerk von Louis Niebuhr besteht aus 3 Schädeln, die nebeneinander auf Sockeln lagern. Ihre Formen sind überzeichnet, die Häupter kahl, ohne Haar oder sonstige Kopfbedeckung. Diese Be-Hauptungen hat der Bildhauer Louis Niebuhr der Macht, die sich in früheren Jahrhunderten durch das Tragen von Hüten, den chapeaux claques zeigte, entgegen gestellt. Mit deren Aufkommen gingen Konkurrenz, Industrialisierung und Modernisierung einher. Maschinen waren Produktions- und Machtinstrumente, die widersprüchliche Gefühle wie Gewalt und Angst auslösten, aber auch lustbesetzt waren.“[8])
Kommunikation (Hauptpostamt Oldenburg)
1979: Steingrat (Gruppenarbeit, Sandststein. „Die Bodenskulptur entstand im Rahmen eines Bildhauersymposions (9. Juli – 1. August 1979) auf der Grünfläche Am Deichschart/Werdersee. Das Steinmaterial entstammte dem abgerissenen Gebäudeflügel des Neorenaissancebaus der Bremer Post an der Domsheide. Details wie Zahlen, Bohrlöcher und andere Bearbeitungsspuren in der Steinoberfläche verweisen auf den ursprünglichen Bauzusammenhang. Die Bodenskulptur fügt sich in die natürliche Bewegung der Landschaft ein und schafft eine gedankliche Linie vom Werdersee über die Kleine Weser zur Weser. Das Kunstwerk entstand in Zusammenarbeit mit den Künstlern Romuald Frejer, Makoto Fujiwara, HAWOLI, Ewert Hilgemann, Peter Jacobi, Anna-Maria Kubach-Willmsen, Wolfgang Kubach.“[5])
1984: Puppenruhe MCMLXXXV-MMXV (Marmor; Grünanlage der Gustav-Deetjen-Allee in der Nähe des Bremer Bürgerparks. „Der Marmorstein lagert schwebend auf seinem Sockel. Eine horizontal und eine senkrecht verlaufende Fuge gliedern die in der Gesamtansicht geschlossene langgestreckte Figur. So kann der Betrachter z.B. eine Larve, ein schwangeres Wesen oder einen Sarkophag in ihr sehen. Leben, Verwandlung und Tod vereinen sich assoziativ. Die metaphorische Gestalt des Steines wird durch Schnitte, die Kreissegmenten folgen, geteilt. Die Einheit als Marmorblock als Naturgegenstand wird damit gebrochen. Die Plastik wird zum Symbol der Zukunftsungewissheit, zum Zeichen der Zerstörung von Natur oder ihrer sinnvollen Beherrschung. Es entstand 1984 während eines Bildhauer-Symposiums in Bremen-Vegesack. Von 1985 bis 2003 hatte es seinen Platz in der Fußgängerzone Vegesack. 2003 wurde es im Zuge der Verrückung von Kunstwerken Moving the City an seinen jetzigen Standort verlagert.“[10])
2002: Stammtisch (2011 abgebaut) und Waldgeflüster (oder auch Geflüster genannt; am 2. September 2014 abgebaut) (Buche; Syke, Parkgelände Syker Vorwerk)
Louis Niebuhr – Plastiken, Zeichnungen und Diaphragmen. Städtische Galerie Nordhorn, Nordhorn 1984.
Louis Niebuhr: Europäisches Bildhauersymposion. Formen für Europa – Formen aus Stein. 25. August 1991 bis 6. Oktober 1991; Syke, La-Chartre-Straße. Hrsg.: Stadt Syke, Syke 1991.
Louis Niebuhr – Kulturpreis 1992 des Landkreises Diepholz. Mit einem Text von Jürgen Weichardt. Hrsg.: Landkreis Diepholz, 1992.
Regina Sievers: Studien zum bildhauerischen Werk von Louis Niebuhr. Magister-Hausarbeit im Fach Kunstgeschichte. Philipps-Universität Marburg, Marburg 1993.
Louis Niebuhr – Skulpturen, Photograttagen. Hrsg.: Kreismuseum Syke, Syke 2000.
1. Northeimer Bildhauersymposium der Kreis-Sparkasse Northeim. Mit den Künstlern Wolf Bröll, Ulrich Fox, Louis Niebuhr. Kreis-Sparkasse, Northeim 1997, ISBN 3-922805-62-0.
Louis Niebuhr – Bildhauerei. Mit einem Text von Rainer Beßling. In: Kulturpreisträger des Landkreises Diepholz 1989 bis 2006. Hrsg.: Gemeinnützige Stiftung Kreissparkasse Syke, Diepholz 2007, Seite 14–19.