Kraudorf liegt nordöstlich von Geilenkirchen an der Landesstraße 42, die von Randerath über Geilenkirchen nach Heerlen (Niederlande) führt. Der Ort liegt oberhalb des Tales der Wurm auf einer Höhe von 70 bis 76 m über NN, etwa 15 m oberhalb des Wasserspiegels der Wurm an der nördlichen Stadtgrenze.
Es wird vermutet, dass der Ursprung des Ortsnamens von „krut“: Gewächs, Pflanze, Kraut-Kräuter, Weinstock herrührt.
Ortsgeschichte
Ein sorgfältig bearbeitete Faustkeil aus dem mittleren Paläolithikum, der auf einem Acker zwischen Kraudorf und Hoven gefunden wurde, zeigt das schon vor 70.000 Jahren Menschen in dieser Region waren. Weitere nicht näher datierte Pfeilspitzen, Klingen, Klingenkratzer zeigen einen regelmäßigen Besuch oder sogar eine Siedlung.
Kraudorf gehörte früher zum JülicherAmtRanderath. 1144 erhielt die PropsteiMillen bei ihrer Gründung eine Hufe zu Kraudorf. Die 1451 erwähnte Kirche St. Gertrud bezog aus dem Hof zu Honsdorf eine Haferrente. Während im 16. Jahrhundert der Herzog von JülichKollator der Kirche war, könnte das Patronatsrecht bei den Herren von Randerath gelegen haben.
Kraudorf hatte 1828 insgesamt 70 Einwohner, 1852 waren es 85 Einwohner und der Ort gehörte zur Bürgermeisterei Randerath. Im Zuge der Gebietsreform zum 1. Januar 1972 wurden die Orte Hoven, Kogenbroich, Kraudorf und Nirm von der Bürgermeisterei Randerath in die Stadt Geilenkirchen übernommen. Rechtsnachfolger ist nach § 29 des Aachen-Gesetzes die Stadt Geilenkirchen.
Kirchengeschichte
Die Pfarre St. Gertrud Kraudorf setzt sich aus den Orten Kraudorf, Kogenbroich, Nirm, Hoven, Leerodt und Zumdahl zusammen. Die Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Katholiken.
1451 wurde zum ersten Mal eine Kyrche zo Kruytdorp erwähnt. Zu dieser Zeit wurde auch der Fußboden neu verlegt. Mit derselben Fliesenart die das Prämonstratenserkloster zu Heinsberg erhalten hat. Eine baugeschichtliche Untersuchung von 1950 zeigt eine Saalkirche von 11 m Länge und 7 m Breite. Die Fundamente bestehen aus Quarzitsandstein, Kalkstein, röm. Werksteine und Dachpfannen. die Datierung wird grob in das 10./11. Jahrhundert gelegt, da für die Untersuchungen nur ein Tag zur Verfügung stand. Eine ältere Holzkirche wird vermutet.
Bei der Einrichtung des Bistums Aachen 1804 kam die Pfarre vom Bistum Lüttich an das neue Bistum und wurde dem Kanton Geilenkirchen zugeteilt. Als das wiedererrichtete Erzbistum Köln 1827 eine Neuorganisation vornahm, wurde aus dem Kanton das Dekanat Geilenkirchen. Seitdem gehört die Pfarre zu diesem Dekanat.
Im Zuge der Pfarrgemeindereformen im Bistum Aachen wurde die ehemals eigenständige katholische Pfarrgemeinde St. Gertrud Kraudorf in die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) St. Bonifatius Geilenkirchen eingegliedert.
Politik
Gemäß § 3 (1) e) der Hauptsatzung der Stadt Geilenkirchen bilden die Orte Kraudorf, Nirm, Kogenbroich und Hoven einen Stadtbezirk. Der wird durch einen Ortsvorsteher im Stadtrat der Stadt Geilenkirchen vertreten.[4]
Sehenswürdigkeiten
Katholische Pfarrkirche St. Gertrud als Denkmal Nr. 7
St. Antonius-Schützenbruderschaft Kraudorf-Nirm aus 1912
Trommler- und Pfeifferkorps Kraudorf-Nirm
FSV Kraudorf-Uetterath e. V.
Kirchenchor St. Cäcilia aus 1874 (1998 mit dem Kirchenchor Würm fusioniert; 2003 aufgelöst)
Regelmäßige Veranstaltungen
Patronatsfest und Krönungsfeier der Majestäten
Kirmeswochenende in der Pfarre von Freitag bis Sonntag
Vogelschuss der Schützenbruderschaft eine Woche nach der Kirmes
St. Martin-Umzug im Bereich der Pfarre
Sommerfest des FSV Kraudorf-Uetterath e.V
Alle zwei Jahre Sommerfest des Trommler- und Pfeifferkorps Kraudorf-Nirm
In dem Jahr, in dem der Trommel- und Pfeifferkorps keine Veranstaltung hat, Lampionfest der Löscheinheit Nirm
Straßennamen
In Kraudorf gibt es nur eine kleine Straße mit der Straßenbezeichnung Pfarrer-Dederichs-Straße, die nach dem für die Pfarre Kraudorf mehrere Jahrzehnte tätigen Pfarrer benannt wurde. Alle anderen Häuser sind mit Hausnummern durchnummeriert, nach denen sich Einwohner, Postboten, Lieferanten und Besucher orientieren müssen.
Literatur
Handbuch des Bistums Aachen. 3. Auflage. Kühlen, Mönchengladbach 1994, ISBN 3-87448-172-7, S. 710–712
Wilhelm Piepers: Archäologie im Kreis Heinsberg I, S. 391–401
Leo Gillessen: Die Ortschaften des Kreises Heinsberg, S. 127
Leo Gillessen: Zur Ortsnamen- und Siedlungskunde des südlichen Selfkantkreises, in: Heimatkalender des Selfkantkreises Geilenkirchen-Heinsberg 1970, S. 38–49
Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz. Nicolai, Berlin und Stettin 1830
Wilhelm Piepers: Der Selfkantkreis in römischer Kaiserzeit, in: Heimatkalender des Selfkantkreises Geilenkirchen-Heinsberg 1956, S. 11–24
Helmut Krause: Die Seelsorger der Pfarre St. Gertrud in Kraudorf, 1991
Helmut Krause: Beachtenswerte Grabplatte in der Kirche zu Kraudorf, in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 1990, S. 79–82
Helmut Krause: Der Faustkeil von Kraudorf, in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 1991, S. 34–42
Rainer Steppkes: Kraudorfs einziges Kirchenbuch vor 1798, in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 1988, S. 134–141