Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde Kork am 1. Dezember 1971 nach Kehl eingemeindet. Am 1. Januar 1973 wechselte Kork, nun als Stadtteil Kehls, in den neugebildeten Ortenaukreis, nachdem der Landkreis Kehl aufgelöst wurde.[6]
Demographie
Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand.
Jahr
Einwohnerzahl
1961
1.748
1970
2.098
2014
2.900
Politik
Mit der Eingemeindung nach Kehl wurde das Amt des Ortsvorstehers geschaffen. Amtsinhaber, und damit Vorsitzender des Ortschaftsrates, ist Armin Lubberger (Neue Bürgerliste Kork).
Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 brachte für den Ortschaftsrat folgende Sitzverteilung:
5
5
5 5
Insgesamt 10 Sitze
Liste Korker Bürger: 5
Neue Bürgerliste: 5
Religion
Geschichte
Seit alters her ist Kork Sitz eines Kirchspiels. Es reichte im frühen Mittelalter bis nach Hausgereut im Norden (heute zur Stadt Rheinau) und Sand im Osten (heute zu Willstätt). Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg (1514–1590) führte nach seinem Regierungsantritt 1538 die Reformation in seiner Grafschaft konsequent durch, die nun lutherisch wurde.
Evangelische Kirche
Kirchengemeinde
Heute gehören außer Kork noch Odelshofen und Querbach zum Bezirk der evangelischen Kirchengemeinde. Die heutige Dorfkirche wurde 1731/1732 erbaut.[7] Von außen erscheint sie protestantisch-schlicht, im Innenraum finden sich eine Stuckdecke, die Kanzel im französischen Empire-Stil und eine Rokoko-Orgel von 1778. Auf dem Kirchturm ragt ein über 4 Meter hohes Turmkreuz von 1732 in den Himmel.
Diakonie / Korken für Kork
Es gibt außerdem noch die evangelische Gemeinde in der Kreuzkirche, die zur Diakonie Kork gehört.
1991 gründete die Diakonie Kork die bundesweite Recycling-Aktion Korken für Kork, bei der Flaschenkorken in ganz Deutschland gesammelt und wieder verarbeitet werden. In Kork werden sie zu Granulat verarbeitet, aus dem natürliche Dämmstoffe oder Lehm-Kork-Bausteine hergestellt werden. In der Produktion arbeiten auch Menschen mit Behinderung.[8][9]
Römisch-katholische Kirche
Um 1900 wurden die Gläubigen der römisch-katholischenKonfession im Hanauerland wieder zahlreicher, und auch mit Blick auf die römisch-katholischen Patienten des Epilelpsiezentrums kam es 1906/1907 zum Bau der römisch-katholischen Herz-Jesu-Kirche. Seit der Dekanatsreform am 1. Januar 2008 gehört Kork und die Herz Jesu-Kirche zum Dekanat Offenburg-Kinzigtal und gehört zudem zur Seelsorgeeinheit Hanauerland.
Ökumene
Seitens der evangelischen und der römisch-katholischen Kirchengemeinde wird seit über 30 Jahren eine intensive Ökumene gepflegt. Diese geht vor allem auf die beiden ehemaligen Pfarrer Herbert Degenhart († 23. Mai 2008) (evangelisch) und Klaus Zipf (römisch-katholisch) zurück. Um die Ökumene zu stärken, unterzeichneten beide eine Vereinbarung, die beide Kirchengemeinden auch zukünftig zur Ökumene verpflichtet.
Seit dem Jahre 2013 trägt der Verbindungsweg von der Anselm-Pflügerstraße zum Friedhof in Kork, unmittelbar hinter der evangelischen Kirche, den Namen Herbert-Degenhart-Straße.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Das Handwerksmuseum Kork[10] befindet sich in einer ehemaligen Brauerei, später Essigfabrik mitten in Kork. Dort findet man zahlreichen Exponate fast ausgestorbener Berufe, aber auch Ausstellungen zur Dorfgeschichte, zur Fischerei am Oberrhein, zum Münsterbau im Mittelalter, zur Zeitmessung, mit alten Spielzeugen und über den Fachwerkbau. Es ist eines der größten Museen der Region. Betreut wird das Museum, welches sich immer noch im Ausbau befindet, vom Verein Lesegesellschaft 1821 Kork e. V.
Kork besitzt einen gut erhaltenen, gewachsenen Ortskern mit zahlreichen Fachwerkhäusern, die teilweise unter Denkmalschutz stehen und stattlichen Bauern- und Wirtshäusern des 19. Jahrhunderts. Um den Platz Auf dem Bühl stehen große Fachwerkhäuser, darunter das ehemalige Gasthaus Krone, ein mächtiger Fachwerkbau von 1723. Am nördlichen Ende des Platzes steht die 1731/1732 erbaute evangelische Kirche. Entlang der Herrenstraße haben sich die Bauten der damaligen herrschaftlichen Verwaltung der Grafen von Hanau-Lichtenberg als einmaliges Ensemble erhalten. Sie wurden bis 1881 durch die Verwaltung des Bezirksamtes Kork genutzt. Zu diesen Bauten zählen:
Die Alte Landschreiberei, ein Fachwerkbau von 1714
Die Neue Landschreiberei, heute Korker Schloss genannt, im Stile eines spätbarocken Landsitzes, erbaut 1728
Die Amtsschaffnei (Finanzamt), ab 1964 Rathaus, heute Ortsverwaltung
Das Amtsbotenhaus
Geschichten
Der Fürst vom Hanauerland: Der Korker Industrielle Kiefer verursachte 1929 einen großen Wirtschaftsskandal. Als Essigfabrikant war ihm vom Reichsmonopolamt ein gewisses Kontingent reinen Alkohols (Ethanol) zugestanden, denn Essig wurde damals durch die Vergällung von Alkohol mit Essigsäure hergestellt. Durch Bestechung der Kehler Zöllner und der Beamten des Monopolamtes in Berlin erreichte Kiefer, dass ihm über ein Zehnfaches an Alkohol geliefert werden konnte. Diesen ließ er illegal zu Schnaps verarbeiten, Hauptabnehmer waren die damals in Straßburg stationierten Garnisonen. Auch im Tabakhandel war Kiefer erfolgreich. Nach dem Ersten Weltkrieg mietete er das Korker Schloss und hielt dort mit einer großen Dienerschaft Hof. Er besaß mehrere Hispano-Suiza-Limousinen, Persönlichkeiten wie der Politiker Joseph Wirth zählten zu seinen Gästen in Kork. Dieser aufwendige Lebenswandel brachte ihm den Beinamen Fürst des Hanauerlandes ein. Der Versuch, im Amerika der Prohibition Geld zu machen, schlug fehl, die Schnäpse aus Kork wurden beschlagnahmt. Das war der Anfang vom Ende, 1929 starb Kiefer durch Suizid und hinterließ mehrere MillionenReichsmark Schulden, was zu mehreren Suiziden ins Elend Gestoßener oder Mitschuldiger in Kork und auch Berlin führte.
Kork ist seit 1844 mit einem Bahnhof an die Bahnstrecke Offenburg–Strasbourg angeschlossen. Das Empfangsgebäude stammt von 1844 und gehört so zu den ältesten erhaltenen Deutschlands. Anfang 1945 wurde das Dach durch Artilleriebeschuss zerstört.
Im Ort befindet sich die Diakonie Kork, die u. a. aus einer Klinik zur Behandlung von Epilepsie, einer Werkstatt für behinderte Menschen, Einrichtungen zum betreuten Wohnen und einer inklusiven Gemeinschaftsschule besteht. Zugleich ist sie der größte Arbeitgeber im Ort.
1998 wurde in den Räumen des Handwerksmuseums das weltweit erste und bisher einzige überregionale Museum für Epilepsie und Epilepsiegeschichte eröffnet (siehe auch hier).
Persönlichkeiten
Erzherzog Karl von Österreich (1771–1847) residierte mit seinem Offiziersstab bei den Kämpfen um Kehl und Straßburg im Ersten Koalitionskrieg 1796/1797 im Korker Schloss und im Gasthaus zum Ochsen.
Karl Gustav Fecht (1813–1891), badischer Gymnasialprofessor und Historiker, ist in Kork geboren.
Ernst Frech (1866–1930), Jurist, Oberamtmann und Landrat
Albert Schweitzer (1875–1965), „Urwalddoktor“ und Friedensnobelpreisträger, weilte des Öfteren bei Freunden in Kork.
Hanna Barner (1916–2003), langjährige Oberin der früheren Korker Anstalten, der heutigen Diakonie Kork.[12]
Susanne Abel (* 1971), Schriftstellerin und Regisseurin
Literatur
Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
Wilhelm Mechler: Das Territorium der Lichtenberger rechts des Rheins. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace, 111/112 (2, 3 / 1980), S. 31–37.
↑Vgl. dazu: Kathrin Ellwardt: Lutheraner zwischen Frankreich und dem Reich: Kirchenbauten in den elsässischen Ämtern der Grafschaft Hanau-Lichtenberg unter Johann Reinhard III. und Ludwig IX. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte, 2016, S. 18–59 (51f).