Die Gründung der Stadt erfolgte um 1260 durch den Glogauer Herzog Konrad I. auf dessen Vorwerk in Siegersdorf. Dieses Dorf am Siegerbach war etwa 40 Jahre zuvor durch Fränkische Siedler im Zuge der Besiedlung der Grenzwälder um Sagan errichtet worden. Die neue Stadt mit Ring und rechtwinkligen Straßenzügen, die zunächst „Cosuchow“ genannt wurde, war mitten in das alte Waldhufendorf hineingebaut worden. Umgeben war die Stadt von einer doppelten Stadtmauer.
Das älteste Gotteshaus von Freystadt ist die Heilig-Geist-Kirche, die zunächst Dorfkirche von Nieder-Siegersdorf war. Sie ist erstmals für das Jahr 1273 mit der Nennung eines Pfarrers Heinrich von Cosuchow belegt. Das bei dieser Kirche bestehende Hospital wurde um 1280 erbaut und dem Deutschen Orden übergeben. Für das Jahr 1295 sind der Kastellan Dietrich von Pesna und ein Erbvogt belegt. Peter Unglowbe, Patrizier zu Sagan[1] erwarb die Dörfer Nieder-Siegersdorf (Podbrzezie Dolne) und Reichenau (Słocina) im Umland von Freystadt als Teile seiner Allodien um 1323 von einem der Söhne, (vermutl. Johann) des Ritters und Burggrafen von Freystadt, Dietrich von Pesna (urkdl. erw. 1287 bis 1311). Graf Dietrich verstarb im Februar des Jahres 1311. Schon 1295 wurde Nieder-Siegersdorf als Allodium der Grafen von Pesna erwähnt. Mit Datum vom 2. September 1323 befreite Herzog Heinrich VI. seinen Getreuen Johann von Plesna, Sohn des Dietrich, u. a. auch für Sighardisdorf (Siegersdorf) von allen Abgaben und Lasten für alle Zukunft. Daher lässt sich der Erwerb von Nieder-Siegersdorf durch Peter Unglowbe auf den Zeitraum um oder nach 1323 festlegen.[2] Einkünfte aus diesen Allodien stiftete Peter Unglaube dem Spital vom Heiligen Geist zu Freystadt zu seinem und seiner Familie Seelenheil. In einer Urkunde vom 11. Juli 1405 wird für „Nieder-Seghardisdorf“ und „Reychenaw“ der Freystädter Bürger Johann Frankinfurt in der Nachfolge der Unglaube als Eigentümer vermerkt. Mit dieser Urkunde gab er die vorgenannten Allodien weiter an Philipp Unrwen (Unruh), Sohn des Jakob Unrw (Unruh).
Erst Ende des 13. Jahrhunderts wurde am Ring in „Wrigenstat“ die Pfarrkirche St. Marien errichtet, die 1488, 1554 und 1637 durch Stadtbrände zerstört worden ist. Den verheerenden Brand von Freystadt in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli 1637 schilderte der Dichter Andreas Gryphius in Fewrige Freystadt.[3] Mit diesem Bericht, der auf seinen eigenen und den Beobachtungen weiterer Augenzeugen beruhte, machte sich Gryphius viele Feinde, weil er nicht nur die kriegsbedingte Lage Freystadts realistisch schilderte, sondern auch das Versagen der städtischen Obrigkeit bei der Brandbekämpfung kritisierte.[4]
Von 1369 bis 1467 war Freystadt Sitz des Glogauer Teilherzogtums Freystadt, dessen Herzöge auf der Freystadter Burg residierten. Um 1450 besaß Freystadt, das eine bedeutende Tuchmacherzunft hatte, Münz- und Braurecht. 1488 ließ Herzog Johann II. von Sagan, der 1476 nach dem Tod des Glogauer Herzogs Heinrich XI., mit dem die direkte Glogauer Linie der Schlesischen Piasten erlosch, Ansprüche auf dessen Erbe und dadurch den Glogauer Erbfolgestreit auslöste, die Stadt plündern und anzünden.
Häusergruppe mit dem Rundturm einer Bastei aus dem 13. bis 15. Jahrhundert
Mittelalterlicher Rundturm, mit der Marienkirche im Hintergrund
Die herzogliche Burg wurde später zu einem Schloss umgebaut. Ab 1520 war sie an Hans von Rechenberg verpfändet, der die Reformation in Freystadt einführte, und 1558–1590 an Fabian von Schoenaich. 1675 wurde das Schloss von der Stadt erworben, die es 1685 den Karmelitern übergab, die dort ein Kloster einrichteten und 1705 eine Kirche erbauten. Freystadt zählte zu den sechs schlesischen Städten, denen in der Altranstädter Konvention vom 1. September 1707 das Recht zur Errichtung einer evangelischen Gnadenkirche gewährt wurde, die zwei Jahre später als „Gnadenkirche zum Weinberg Jesu“ errichtet wurde. Nach dem Übergang an Polen 1945 infolge des Zweiten Weltkriegs wurde sie dem Verfall preisgegeben und Anfang der 1970er Jahre großenteils abgetragen. Heute ist von dieser Kirche nur der Turm erhalten.[5]
Ab 1816 war die Stadt der Sitz des Landkreises Freystadt, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte Freystadt knapp 3000 Einwohner und hatte zwei evangelische Kirchen, eine katholische Kirche, eine private Höhere Schule, eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht und mehrere Produktionsbetriebe im Textilbereich.[6] Nachteilig in wirtschaftlicher Hinsicht wirkte sich der Bau der Chaussee Berlin–Breslau aus, die über das benachbarte Neustädtel an Freystadt vorbeiführte. Zudem führte die Eisenbahn-Hauptstrecke Berlin–Breslau an Freystadt vorbei.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Freystadt im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Freystadt 1945 mit dem größten Teil Schlesiens an Polen und wurde in Kożuchów umbenannt. Die deutschen Einwohner wurden – soweit sie nicht vorher geflohen waren – weitgehend vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren teilweise Zwangsumgesiedelte aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war.
1953 verlor Kożuchów den Kreissitz an das benachbarte Nowa Sól (Neusalz an der Oder).
Gemeinde
Zur Stadt- und Landgemeinde Kożuchów gehören die Stadt selbst und 19 Dörfer mit Schulzenämtern. Sie umfasst ein Territorium von 179 km².
Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 484–486
Johann Gottfried Axt, Gottfried Förster: Analecta Freystadiensia, Oder Freystädtische Chronica. Lissa 1751 (books.google.de), Inhaltsverzeichnis: S. 391–396.
Karl August Müller: Vaterländische Bilder, oder Geschichte und Beschreibung sämmtlicher Burgen und Ritterschlösser Schlesiens beider Antheile und der Grafschaft Glatz. Zweite Auflage. Glogau 1844, S. 219–220 (books.google.de).
Johann Georg Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Uebersicht aller Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien. Breslau 1830, S. 924–925 (books.google.de).
Gerold Schneider: Vergangenheit, die nicht vergehen will – Irrwege deutsch-polnischer Nachbarschaft. Benno-Verlag, Leipzig 1998, 1. Auflage, ISBN 3-7462-1275-8.
Izabela Taraszczuk: Das (Glas-)Fenster zur Welt. Das Schloss im niederschlesischen Freystadt (Kożuchów) stellte Werke der Künstlerin Elżbieta Altevogt aus. In: Schlesien heute, Nr. 7/2012, S. 44; Senfkorn Verlag Alfred Theisen.
↑Wuttke: Die Inventare der Nichtstaatlichen Archive Schlesiens. 1. Die Kreise Grünberg und Freystadt. E. Wohlfarth, Breslau 1908, Urkunde Nr. 1 vom 30. September 1349
↑Wuttke: Die Inventare der Nichtstaatlichen Archive Schlesiens. 1. Die Kreise Grünberg und Freystadt. E. Wohlfarth, Breslau 1908, Urkunde Nr. 5 vom 2. September 1323, Pfarrarchiv zu Freistadt.
↑Johann Georg Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Uebersicht aller Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien … 1830, S. 924–925 (books.google.de).
↑ abcMichael Rademacher: Freystadt. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900