Knauf ist der Familienname einer deutschen Orgelbauerfamilie, die von 1789 bis 1904 über vier Generationen in Thüringen und dem südlichen WestfalenOrgeln baute. Die Knaufs gehörten im 19. Jahrhundert zu den produktivsten Orgelbauern in Thüringen; ihr Œuvre umfasst mehr als 300 Orgeln.
Johann Valentin Knauf wurde am 6. Februar1762 in Großtabarz geboren und starb am 1. Dezember1847 ebendort. Ab 1789 besaß er ein Orgelbau-Privileg. Seine Tätigkeit als Orgelbauer ist von 1794 bis 1835 nachweisbar. Er war vermutlich Lehrling von Johann Michael Hesse. Sein Vater war der Dielenschneider (Schreiner) Heinrich Knauf (* 25. Januar 1723; † 26. März 1802) und sein Großvater Hans Knauf, beide lebten in Großtabarz. Söhne von Valentin Knauf waren die Orgelbauer Friedrich und Gottlieb Knauf.[1][2]
Großtabarzer und Gothaer Knauf-Zweig
Friedrich Christian Knauf
Friedrich Christian Knauf wurde am 1. Juni1802 in Großtabarz geboren und starb am 2. Januar1883 in Gotha. Seine Orgelbauertätigkeit ist ab 1832 in der väterlichen Werkstatt in Großtabarz nachweisbar. Ab 1855 bis 1877 war er zusammen mit seinem Sohn Guido Knauf Inhaber der Firma Friedrich Knauf & Sohn. Die Werkstatt der Firma befand sich erst in Großtabarz. 1870 wurde sie nach Gotha verlegt.[1][3]
Guido Knauf
Theodor Paul Friedrich Ernst Guido Knauf wurde am 16. September1834 in Großtabarz geboren und starb um 1912. Er war ab 1855 Mitinhaber und ab 1878 bis 1900 Alleininhaber der Firma Friedrich Knauf & Sohn. Am 1. Juni 1900 übergab er die Werkstatt an Hugo Böhm.[4] Nach der Werkstattübergabe war er als Mitarbeiter von Hugo Böhm noch einige Jahre tätig.[5]
Bleicheroder Knauf-Zweig
Gottlieb Knauf
Johann Gottlieb Knauf wurde am 28. Dezember1810 in Großtabarz geboren und starb am 15. September1872 in Bleicherode. Von 1833 bis 1839 war er Mitarbeiter seines Bruders Friedrich.[6] Nach dem Neubau in Bleicherode ließ sich Gottlieb in Bleicherode nieder und heirate dort, um sich als preußischer Staatsbürger zu etablieren. Friedrich und Gottlieb tauschten weiterhin Ideen aus. Ab 1868 bis zu seinem Tod war er neben seinem Sohn Robert Knauf Mitinhaber der Firma Gottlieb Knauf & Sohn.[7]
Robert Knauf
August Friedrich Robert Knauf wurde am 31. Mai1839 in Bleicherode geboren und starb am 11. März1900 ebendort.
Ab 1858 war er Mitarbeiter seines Vaters und ab 1868 Teilhaber der Firma Gottlieb Knauf & Sohn. Ab 1872 führe er die Firma alleine.[6]
Ernst Knauf
Ernst Gottlieb Adalbert Knauf wurde am 28. September1869 in Bleicherode geboren und starb am 24. November1904 ebendort. Seine Lehre absolvierte er in der Schweiz vermutlich unter anderem in Luzern bei Friedrich Goll. Ernst führte den Bau von pneumatischen Trakturen ein, den er in der Schweiz gelernt hatte. Seit 1890 arbeite er im väterlichen Betrieb und ab 1893 war er Mitinhaber der Firma Robert Knauf & Sohn.[8][9]
Nachfolger
Kurz vor seinem Tod hatte Ernst Knauf den Orgelbauer Friedrich Johnsen aus Humptrup in Nordfriesland als Gesellschafter gewonnen. Dieser wurde nunmehr Alleininhaber der Firma, ging mit ihr aber schon 1908 in Konkurs. Der bis dahin bei Knauf und Johnsen tätige Orgelbauer Jakob Kießling gründete daraufhin 1910 mit seinen Söhnen Georg und Ernst eine eigene Firma, Kießling & Sohn, die bis 1939 in Bleicherode bestand und viele Knauf-Orgeln in Pflege hatte. Kießling & Sohn musste 1939 Insolvenz anmelden. Die Werkstatt wurde von Gebr. Krell aus Duderstadt übernommen.
Werkliste (Auswahl)
Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten ist oder lediglich noch der Prospekt aus der Werkstatt stammt.
Nicht immer lassen sich die Werke mit Sicherheit einer bestimmten Generation zuordnen, da die Übergänge von Vätern zu Söhnen oft fließend sind und Brüder oft Zeitgleich in derselben Werkstatt gearbeitet haben. Zum Teil kann es deshalb zu differenzierenden Zuordnungen je nach Quelle kommen.
Wilhelm Söhnle (Halberstadt) nutzte wesentliche Teile der Winninger Knauf-Orgel für ein 1972 geweihtes Orgelwerk in der Winterkirche des Halberstädter Doms, welches er hinter einen modernen Prospekt von Fritz Leweke stellte und mit einigen Neuteilen ergänzte. Diese Knauf-/Söhnle-Orgel wurde 2001 durch einen Neubau, in dem einige Register aus ihr weiter genutzt werden, ersetzt.[45]
Neubau; 1910 vom Chor ins Westwerk umgesetzt, umdisponiert durch Walter Stutz; 1931 Umbau auf Taschenladen und Umdisponiert durch Paul Faust; 1988 Neubau in historischem Prospekt.[47]
Umbau der Vogt-Orgel, die 1874 für das Zollamthaus der katholischen Gemeinde in Wilnsdorf bei Siegen gebaut wurde, 1892 Überführung in das Kirchengebäude und aus Platzgründen Aufstellung ohne Prinzipalbass 8′ in Krimderode (I/P/7); 1960 durch Jehmlich umdisponiert[52]
Robert und Ernst Knauf, op. 205; Umbau der Orgel von Reubke und Sohn (1874) in eine pneumatische (Röhrenpneumatik mit Kegelladen und Zustrom) unter Verwendung von Pfeifenmaterial von Reubke; seitdem unverändert erhalten
Fritz Reinboth: Die Orgelbauerfamilie Knauf: Ein Beitrag zur Orgelgeschichte Thüringens. 2. Auflage. Pape, Berlin 2007, ISBN 978-3-921140-76-5.
Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2019, ISBN 978-3-921140-58-1, S.314f.
Hartmut Haupt: Orgeln in Nord- und Westthüringen. Hrsg.: Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege, Landeskonservator Rudolf Zießler. Ausbildung und Wissen GmbH, Bad Homburg und Leipzig 1998, ISBN 3-932366-00-X.
↑ abUwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2019, ISBN 978-3-921140-58-1, S.314.
↑Fritz Reinboth: Die Orgelbauerfamilie Knauf: Ein Beitrag zur Orgelgeschichte Thüringens. Pape, Berlin 2006, ISBN 978-3-921140-76-5, S.30ff.
↑Fritz Reinboth: Die Orgelbauerfamilie Knauf: Ein Beitrag zur Orgelgeschichte Thüringens. Pape, Berlin 2006, ISBN 978-3-921140-76-5, S.32f.
↑Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2019, ISBN 978-3-921140-58-1, S.315.
↑Fritz Reinboth: Die Orgelbauerfamilie Knauf: Ein Beitrag zur Orgelgeschichte Thüringens. Pape, Berlin 2006, ISBN 978-3-921140-76-5, S.43.
↑ abUwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2019, ISBN 978-3-921140-58-1, S.316.
↑Fritz Reinboth: Die Orgelbauerfamilie Knauf: Ein Beitrag zur Orgelgeschichte Thüringens. Pape, Berlin 2006, ISBN 978-3-921140-76-5, S.47.
↑Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2019, ISBN 978-3-921140-58-1, S.317.
↑Fritz Reinboth: Die Orgelbauerfamilie Knauf: Ein Beitrag zur Orgelgeschichte Thüringens. Pape, Berlin 2006, ISBN 978-3-921140-76-5, S.69.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.133.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.107.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.139.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.128.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.101.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.104.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.129.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.138.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.111.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.130.
↑Hartmut Ellrich, Theophil Heinke, Karsten Hoerenz: Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Die Kirchen der Superintendentur Waltershausen-Ohrdruf. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S.114.
↑Alexander Wilhelm Gottschalg: Die neue Orgel in Mihla bei Eisenach von Guido Knauf in Gotha. In: Urania. Band31, Nr.2, 1874, S.24f. (google.de [abgerufen am 5. April 2022]).
↑Sebastian Wamsiedler: Die Orgel der evangelischen Kirche Maria Magdalena zu Neuenkirchen. (wamsiedler.de [PDF; 74kB; abgerufen am 19. Dezember 2011]).