Die heutige Kreisstadt Krasnosnamensk liegt am Scheschuppe-Fluss im Schnittpunkt mehrerer Regional- und Nebenstraßen. Bis zur Staatsgrenze nach Litauen sind es zehn Kilometer. Eine Bahnanbindung besteht seit 1945 nicht mehr.
Die Kirche steht im einstigen Ortsteil Neuhof-Lasdehnen (1938 bis 1946: Altbaum, russisch: Smolenskoje) auf einem steil zur Scheschuppe abfallenden Hügel in einiger Entfernung zum Stadtzentrum. Der hohe Turm lässt die Kirche weithin sichtbar sein.
Kirchengebäude
Eine erste bereits 1578 vorhandene Kirche in Lasdehnen[1] wurde – wohl durch den Einfall der Schamaiten – zerstört und abgebrannt. Ein Nachfolgebau, für den Kurfürsten Friedrich Wilhelm das Geld und die Ziegel gestiftet hatte, wurde 1869 wegen Baufälligkeit geschlossen.
Der Innenraum der Kirche war wie ihr Äußeres in neugotischem Stil gehalten. Über dem mittleren Kirchenschiff war die Decke gewölbt. Der Altar war eine Holzarbeit, der Taufstein aus Terrakotta gebildet. Vor 1945 befanden sich im Pfarrarchiv noch ein Glasbild von 1578, ein Abendmahlskelch von 1691 sowie eine Patene von 1661.[1]
Während des Zweiten Weltkrieges war die Kirche nur wenig beschädigt worden.[3] Nach 1945 allerdings wurde sie zweckentfremdet und als Lagerhalle benutzt. Immerhin blieb das Gebäude auf diese Weise einigermaßen unversehrt erhalten. Nur an der südlichen Mauer war eine quadratische Tür durchgebrochen worden. Im oberen Teil des Turms, an seiner Südostecke, steckte ein nicht explodiertes Artilleriegeschoss.
Im Jahre 1991 wurde der Bau an die Russisch-orthodoxe Kirche übereignet.[4] Diese ließ eine grundlegende Renovierung durchführen und stattete den Altarraum mit einer – der orthodoxen Liturgie entsprechenden – Ikonostase aus. Im Oktober 1992 erhielt die Kirche die Weihe durch MetropolitKyrill I. Sie trägt seither den Namen der „Heiligen Apostel Peter und Paul“.
Kirchengemeinde
Die bis 1945 bestehende evangelische Kirchengemeinde Lasdehnen (ab 1938: Haselberg) erfuhr ihre Gründung im Jahre 1578.[5] Einst zur Inspektion Ragnit gehörig war sie zuletzt Teil des Kirchenkreises Pillkallen (Schloßberg) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahr 1925 zählte sie 8061 Gemeindeglieder, die in einem weitflächigen Kirchspiel von mehr als 50 Dörfern, Ortschaften und Wohnplätzen (darunter 13 Schulorte) lebten. Amtierte an der Kirche zunächst lediglich ein Geistlicher, so wurde ab 1846 ein Hilfsprediger eingesetzt und ab 1874 eine zweite Pfarrstelle errichtet.
Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung sowie die restriktive Kirchenpolitik der Sowjetunion machten kirchliches Leben nach 1945 in Lasdehnen wie im ganzen Gebiet der Oblast Kaliningrad nicht mehr möglich.
Zum Kirchspiel der Kirche Lasdehnen (Haselberg) gehörten vor 1945 neben dem Pfarrort (eingeschlossen der Wohnplatz Bergershof, heute russisch: Samarskoje) noch 54 Dörfer, Ortschaften und Wohnplätze:[5][7]
Trauungen: 1683 bis 1702, 1705 bis 1765, 1803 bis 1834.
Begräbnisse: 1710 bis 1834.
Literatur
Daniel Heinrich Arnoldt: Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandnen Predigern. Königsberg 1777, S. 132.
Kühnast: Nachrichten über Grundbesitz, Viehstand, Bevölkerung und öffentliche Abgaben der Ortschaften in Littauen nach amtlichen Quellen. Band 2, Gumbinnen 1863, S. 482–506.
↑Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 109, Abb. 479
↑A.P. Bachtin, Kirchen Ostpreußens. Alte und neue Fotos. Informationen zur Geschichte, Reihe: Sehenswürdigkeiten in der Region Kaliningrad A 87, Verlag Baltpromo, Kaliningrad, 2013, S. 48–49.