Calhoun war der Sohn des Sklavenhalters Patrick Calhoun und seiner Frau Martha. Der irische Einwanderer führte als erster Sklaven in den Piedmont von South Carolina ein, wo er in Long Canes eine Plantage mit schließlich 30 Sklaven betrieb.
John C. Calhoun wurde zunächst durch den Pastor Moses Waddel, dem Mann seiner Schwester Catherine in Appling in Georgia unterrichtet. Calhoun absolvierte – mit Unterbrechungen – ein Studium der Rechtswissenschaften in Yale und graduierte 1804.[1] Nach der Zulassung als Rechtsanwalt im Jahr 1807 begann er neben seiner Tätigkeit auf der Plantage der Familie in Abbeville zu praktizieren. 1811 heiratete er Floride Bonneau Calhoun, die Tochter seines Cousins John E. Colhoun, mit der er zehn Kinder hatte.
Er war Eigentümer der Fort Hill Plantage, das Herrenhaus ist auf dem Gelände der Clemson University erhalten.[2]
Nachdem er zum Senator gewählt worden war, trat der zu den Demokraten gehörende Politiker am 28. Dezember 1832 im Zuge der Nullifikationskrise von seinem Amt zurück. Dies war der erste von nur zwei Vizepräsidenten-Rücktritten in der Geschichte der USA (der zweite war der von Spiro Agnew im Jahr 1973, der wegen Bestechungsvorwürfen sein Amt niederlegte).
Bedeutung erlangte er weniger als Vizepräsident denn als Wortführer im Senat, wobei er politisch den weiten Weg vom Nationalisten und Einpeitscher des Krieges von 1812 zum Wortführer der Südstaaten und ihrer Sezessionsbestrebungen zurücklegte. Im Interesse der Südstaaten formulierte er die Nullifikationsdoktrin, die besagte, dass Einzelstaaten das Recht hätten, solche Bundesgesetze, die ihnen schädlich seien, nicht umzusetzen. In der Krise von 1832, bei der es um ein umstrittenes Zollgesetz ging, wurden sogar Bundestruppen in South Carolina eingesetzt, als es erstmals mit Sezession gedroht hatte. In dieser Krise handelte Calhoun als Wortführer der südstaatlichen Pflanzeraristokratie und bei der Sezession von 1861 berief man sich nicht zuletzt auf ihn.
Calhoun vertrat seinen Bundesstaat als Nachfolger von Robert Young Hayne bis zum 3. März 1843 und dann erneut vom 26. November 1845 bis zu seinem Tod am 31. März 1850 im Senat. Während der Jahre 1845 und 1846 war er dort Vorsitzender im Ausschuss für Finanzen (Senate Committee on Finance). Vom 1. April 1844 bis zum 10. März 1845 gehörte er als Außenminister dem Kabinett von Präsident John Tyler an.
John C. Calhoun starb am 31. März 1850 im Alter von 68 Jahren an Tuberkulose und wurde auf dem St. Philip’s Churchyard in Charleston beigesetzt.
Fürsprecher der Sklaverei
Calhoun führte in den 1830er und 1840er Jahren im Senat die Pro-Sklaverei-Fraktion an. Er wehrte sich zum Beispiel gegen die Wilmot Proviso.[4] Er war einer der stärksten Befürworter des Fugitive Slave Law von 1850.[5]
Geprägt worden war John von seinem Vater Patrick Calhoun, einem wohlhabenden Sklavenhalter. Calhoun war davon überzeugt, dass es die Sklaverei war, die den American Dream ermögliche.[6] Er besaß mehr als 1000 Acre Land (etwa 405 ha) und 70–80 Sklaven.[1] Seinen Hausdiener Aleck wollte er nach einem Fluchtversuch auspeitschen lassen.[7] Seiner paternalistischen Einstellung folgend, überwachte er unter anderem den Bau der Sklavenhütten auf seiner Plantage selbst und gab seinem Schwiegersohn Ratschläge zu diesem Thema.[1]
Während andere Südstaatenpolitiker die Sklaverei als notwendiges Übel erachteten, sah er sie als ein positives Gut an, wie er in seiner Senatsrede von 1837 deutlich machte.[8] Sklaverei basiere auf der körperlichen und geistigen Überlegenheit des Weißen gegenüber dem Schwarzen. Außerdem habe nie eine Gesellschaft existiert, in der Menschen nicht ausgebeutet worden seien.[5] Sklaven gehe es außerdem teilweise besser als den Lohnsklaven im Norden.[6] In der Verteidigung der Sklaverei zitierte Calhoun die Bibel und die Texte von Autoren des klassischen Altertums.[1]
The papers of John C. Calhoun. 28 Bände. University of South Carolina Press, Columbia SC 1959–2003.
Union and Liberty. The Political Philosophy of John C. Calhoun. Edited by Ross M. Lence. Liberty Fund, Indianapolis IN 1992, ISBN 0-86597-102-1.
Literatur
Irving H. Bartlett: John C. Calhoun. A Biography. W. W. Norton, New York NY u. a. 1994, ISBN 0-393-03476-3.
Robert Elder: Calhoun. American Heretic. Basic Books, New York NY 2021, ISBN 978-0-465-09644-2
Richard Hofstadter: John C. Calhoun. The Marx of the Master Class. In: Richard Hofstadter: The American Political Tradition and the Men Who Made it. Alfred Knopf, New York NY 1948, S. 86–117.
Theodore R. Marmor: The career of John C. Calhoun. Politician, social critic, political philosopher. Garland, New York NY u. a. 1988, ISBN 0-8240-5138-6 (Zugleich: Cambridge MA, Harvard University, Dissertation, 1965).
John Niven: John C. Calhoun and the price of union. A Biography. Louisiana State University Press, Baton Rouge LA u. a. 1993, ISBN 0-8071-1858-3.
Rhondda Robinson Thomas: Call My Name, Clemson. Documenting the Black Experience in an American University Community. University of Iowa Press, Iowa City IA 2020, ISBN 978-1-60938-740-2 (JSTOR:j.ctv17hmb2c, Erfahrungen einer Nachfahrin schwarzer Sklaven auf der Fort Hill Plantage).
↑ abIrving H. Bartlett: John C. Calhoun. A Biography. 1994, S. 227.
↑ abIrving H. Bartlett: John C. Calhoun. A Biography. 1994, S. 228.
↑John Franklin Jameson (Hrsg.): Correspondence of John C. Calhoun (= Annual Report of the Historical Manuscripts Commission. 4 = Annual Report of the American Historical Association. 1899, Band 2, ISSN0065-8561). Government Printing Office, Washington DC 1900, S. 301: Brief an James Edward Calhoun. Fort Hill, 27th August 1831.
↑Speech. On the reception of Abolition Petitions, delivered in the Senate, February 6th, 1837. In: Richard K. Crallé (Hrsg.): The Works of John C. Calhoun. Band 2: Speeches of John C. Calhoun. Delivered in the House of Representatives, and in the Senate of the United States. Appleton, New York NY 1860, S. 625–633, hier S. 631.