Bemerkenswert ist das Netzwerk ihrer Verwandtschaft und ihrer Schwägerschaft, durch das sie über ihre Vorfahren mit Königen von Jerusalem und Kaisern des Lateinischen Kaiserreiches und über ihre Nachkommen mit zahlreichen europäischen Dynastien verbunden ist, wie etwa mit Königen von England, Königen von Portugal, dem Haus Österreich ab Kaiser Maximilian I. († 1519), und den Wittelsbachern, wodurch von ihr bis heute zahlreiche Nachkommen leben.[3]
Durch diese Ehe wurde Johann von Brienne – iure uxoris – von 1210 bis 1212 König von Jerusalem. Anschließend regierte er das Königreich von 1212 bis 1225 im Namen seiner minderjährigen Tochter aus dieser Ehe, Isabella II. von Brienne Königin von Jerusalem (1212–1228). Aus dieser Funktion verdrängte ihn jedoch sein Schwiegersohn, Kaiser Friedrich II. aus dem Adelsgeschlecht der Staufer, der den Titel König von Jerusalem übernahm.
Noch eine Stufe höher stieg Johann von Brienne, da er als Regent für den minderjährigen Balduin II. aus dem Haus Frankreich-Courtenay, der von 1228 bis 1261 Kaiser des Lateinischen Kaiserreiches von Konstantinopel war, zum Kaiser gewählt wurde und als solcher neben diesem von 1229 bis 1237 regierte.[7]
Johanns Tochter Maria von Brienne (* 1225; † 1275) – eine Großtante der Isabel de Beaumont – heiratete 1234 Kaiser Balduin II. und war von 1234 bis 1261 die letzte lateinische Kaiserin von Konstantinopel. Sie starb im Exil in Frankreich.
Der Sohn der Maria von Brienne – Isabels Cousin – Philipp von Courtenay (* 1240/41; † 1283); Kronprinz des lateinischen Kaiserreiches – lebte nach der Einnahme von Konstantinopel durch die Truppen von Michael VIII. PalaiologosKaiser von Byzanz in Nizäa im Jahre 1261 im Exil in Neapel, nahm jedoch nach dem Tod seines Vaters 1274 den Kaisertitel an, herrschte über die lateinisch gebliebenen Kreuzfahrerstaaten in Griechenland und begründete die Linie der „Titularkaiser“ von Konstantinopel, wobei der Titel 1301 durch die Ehe seiner Tochter Catherine de Courtenay (* um 1275–1307/1308) auf Karl I. Graf von Valois († 1325) überging.
Johann von Brienne heiratete in dritter Ehe Berengaria von León († 12. April 1237), einer Tochter von Alfons IX. König von Leon und Galicien (1180–1230) und der Berenguela von Kastilien,[8] die 1231 in der Hagia Sophia zur Kaiserin des Lateinischen Kaiserreiches gekrönt wurde.
Frankreich
Isabels Großvater Ludwig von Brienne, genannt „von Akkon“ (* um 1230, † 1297), stammte aus der dritten Ehe des Johann von Brienne und wurde somit als kaiserlicher Prinz von Konstantinopel geboren. Er wuchs jedoch nach dem Tod seines Vaters mit seinen Brüdern in Frankreich, am Hof von Ludwig IX. dem HeiligenKönig von Frankreich (1226–1270) auf, da die Mutter des Königs, Blanka von Kastilien († 1252), eine Schwester seiner Großmutter Berengaria von León und damit seine Großtante war.[9]
Ludwig von Brienne heiratete am 12. Februar 1253 Agnes de Beaumont (* um 1225; † 9. Mai 1301), die als Erbin ihres Bruders Richard II. de Beaumont († 1242) und Tochter von Raoul VIII. de Beaumont († 1238/39) Vizegräfin von Beaumont-au-Maine (heute Beaumont-sur-Sarthe im Département Sarthe in der RegionPays de la Loire) und Herrin von La Flèche, Fresnay-sur-Sarthe, Sainte Suzanne, von Le Lude und von Château-Gontier war, wodurch Ludwig von Brienne 1253 zum Vizegrafen von Beaumont und Herrn der dazugehörigen Besitzungen wurde.[8] Zugleich wurde er dadurch zum Lehensmann von Karl I. von AnjouKönig von Sizilien (1266–1285), einem jüngeren Bruder von König Ludwig IX. dem Heiligen von Frankreich.
England
Isabels Vater, Henry de Beaumont, 1. Baron Beaumont (* vor 1280, † 1340),[10] – der jüngste Sohn des Ludwig von Brienne – war als jüngerer Sohn ohne Herrschaft und Titel, versuchte daher sein Glück in England, wo er als Offizier und Diplomat unter König Eduard I. und insbesondere unter Eduard II., König von England (1307–1327) Karriere machte. Er spielte eine wichtige Rolle im Zuge der Schottischen Unabhängigkeitskriege, wurde daher 1309 zum englischen Baron Beaumont und 1322 zum „Constable of England“ d. h. zum Connetabtle oder Oberkommandierenden ernannt und heiratete kurz vor dem 14. Juli 1310 Isabels Mutter, Alice Comyn, Countess of Buchan († 1349), eine Tochter des schottischen Adeligen Alexander Comyn, Sheriff von Aberdeen, sowie Nichte und Erbin von John Comyn, 7. Earl of Buchan († 1308) war. Dadurch wurde Isabels Vater – iure uxoris – zum 4. Earl of Buchan.[11]
Isabels Onkel, Alfons von Brienne († 1270), wurde durch seine Ehe mit Marie von Lusignan-Issoudun, Gräfin von Eu, einer Tochter des Grafen Rudolf II. von Eu zum Stammvater der Grafen von Euaus dem Haus Brienne in Frankreich.
Leben
Jugend
Isabel wuchs mit ihren Geschwistern, John, Elizabeth, Catherine, Agnes und Joan Beaumont auf.[10]
Elizabeth de Beaumont († 27. Oktober 1400, begraben in Hulton Abbey), ⚭ 1330/31 Nicholas Audley, 4. Baron Audley of Heleigh († 1391). Er folgte auf seinen Vater 1386 als Lord Audley (keine Kinder)[12]
Catherine de Beaumont († 11. November 1368) ⚭ David III. Strathbogie 1330 (Titular-)Earl of Atholl, der im Zweiten Schottischen Unabhängigkeitskrieg am 30. November 1335 in der Schlacht von Culblean fiel. Sein Sohn David IV of Strathbogie (* 1332; † 1369) folgte 1335 als (Titular-)Earl of Atholl und hinterließ aus seiner Ehe mit Elizabeth Ferrers, einer Tochter von Henry Ferrers Lord Ferrers of Groby, zwei Töchter, Elizabeth und Philippa, die mit zwei Brüdern, Thomas und Ralph Percy verheiratet waren, jedoch keine dauerhafte Nachkommenschaft hinterließen.[13]
Agnes de Beaumont († nach 1359) ⚭ als dessen zweite Ehefrau 1343 Thomas Lucy, Lord Lucy († London 5. Dezember 1365) (keine Kinder aus dieser Ehe)[14]
Joan de Beaumont ⚭ Sir Fulk FitzWarin, 3rd Lord FitzWarin[15][16]
Für Isabel de Beaumont hatte diese Verleihung hoher Würden und Ämter die Folge, dass auch sie als Ehefrau entsprechende Titel trug und daher 1337 zur Countess of Derby, 1345 zur Countess of Lancaster und von Leicester und 1352 zur Herzogin von Lancaster wurde. Diese Auszeichnungen und Titel die Isabel in die höchste Kategorie der höfischen Hierarchie in England erhoben, hatten für Isabel jedoch nicht nur positive Seiten, denn sie musste wegen der zahlreichen militärischen und diplomatischen Missionen ihres Gemahls vielfach auf dessen Anwesenheit verzichten.
So bewährte sich ihr Ehemann während der ersten Phase des Hundertjährigen Krieges als einer der tüchtigsten und verlässlichsten Feldherren von König Eduard II. und nahm u. a. 1340 auch an der siegreichen Seeschlacht von Sluis teil. Auch diente er dem König in diplomatischen Missionen in den Niederlanden – wo er ein Jahr als Geisel für eine große Schuld des Königs verbrachte – und zeichnete sich am 21. Oktober 1345 bei der siegreichen Schlacht von Auberoche (in der Nähe von Périgueux in der Gascogne) gegen die Frankreich aus und nahm u. a. 1351–1352 an einem Kreuzzug in Preussen teil und verhandelte schließlich den Frieden von Bretigny zwischen König Eduard III. von England und Johann II. König von Frankreich (1350–1364).
Isabel hatte zum Ausgleich wohl auch Gelegenheit von den intellektuellen Interessen ihres Gemahls zu profitieren, der sich selbst das Schreiben beibrachte, ein religiöses Buch „Livre de seynrz medicines“ verfasste und einer der Schutzherren des Corpus Christi College in Cambridge war, das 1352 errichtet wurde.
Isabel lebte mit ihrem Gemahl abwechselnd in den verschiedenen Residenzen der Familie, so etwa in Derby in Derbyshire, in Lancaster Castle in der Grafschaft Lancashire oder in Bolingbroke Castle in der Grafschaft Lincolnshire, wo sie bei Geburt ihrer Tochter Mathilda lebte, von dem jedoch nur noch Ruinen vorhanden sind. Die letzte Residenz war Leicester Castle, in Leicestershire, von dem heute nur noch der Rittersaal erhalten ist.
Sie blieb mit ihrem Gemahl bis zum Ende verbunden, denn beide starben an der damals wütenden Pestepidemie in Leicester Castle. Er am 24. März 1361[18] und sie wohl nur kurze Zeit vor oder nach diesem Zeitpunkt. Beide wurden in der Collegiate Church of the Annunciation of Our Lady in Newarke in Leicester begraben, die 1353 von ihrem Gemahl zur Aufbewahrung einer Reliquie – eines Teils der Dornenkrone Christi – gestiftet worden war.[19] Heute sind von der bedeutenden Kirche nur noch zwei Torbögen erhalten, die sich unter dem Hawthorn Building der De Montfort University befinden.
Guillaume de Nangis, Chronique de Guillaume de Nangis, in: M. Guizot: Chronique de Guillaume de Nangis in: Collection des mémoires relatifs à l'histoire de France, depuis les origines de la monarchie française jusqu'au 13e siècle 14 (1825), online
Steven Runciman, A History of the Crusades 3, The Kingdom of Acre; Penguin Books 1972
Alison Weir, Britain's Royal Families: The Complete Genealogy (London, U.K.: The Bodley Head, 1999), S. 123. Hereinafter cited as Britain's Royal Families.
Einzelnachweise
↑ abcdBurke’s Guide to the Royal Family; First Edition; Burke’s Peerage Limited, London 1973, Seite 196
↑G.E. Cokayne; with Vicary Gibbs, H.A. Doubleday, Geoffrey H. White, Duncan Warrand and Lord Howard de Walden, editors, The Complete Peerage of England, Scotland, Ireland, Great Britain and the United Kingdom, Extant, Extinct or Dormant, new ed., 13. Band von 14 (1910-1959; Nachdruck in 6 Bänden, Gloucester, U.K.: Alan Sutton Publishing, 2000), Band XII/2, S. 908