Während die für Mai 2020 geplanten 73. Filmfestspiele von Cannes aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt wurden, bestätigte Luca Zaia, der Präsident der Region Venetien, am 24. Mai 2020, dass das Filmfestival von Venedig wie geplant Anfang September 2020 stattfinden soll, wobei es zu einigen Einschränkungen kommen werde, nachdem einige Arbeiten für die Filme wegen der Pandemie unterbrochen worden waren.[2][3] Am 7. Juli 2020 wurde bekannt, dass weniger Filme als in den vergangenen Jahren gezeigt werden sollen. Erhalten blieben die Schienen Venezia 77 und Orizzonti, die Veranstalter verzichteten auf die Schiene Sconfini. Die Liste der Filme wurde am 28. Juli 2020 in Rom vorgestellt.[4] Die Sektion Venice Virtual Reality soll online gezeigt werden.[5]
Im Rahmen der Hygiene- und Abstandsregeln wurde die Anzahl der Vorführungen erhöht, damit sich die Besucher besser verteilen können. Auch wurden zwei neue Open-Air-Kinos aufgebaut.[1] Besucher müssen während der Filmvorführungen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Tickets können nur online gekauft oder reserviert werden, jeder zweite Sitzplatz soll leer bleiben. Bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen werden die Daten der Teilnehmenden erfasst, um mögliche Infektionsketten zurückverfolgen zu können. An mehreren Stellen des Veranstaltungsorts sollen die Temperaturen von Kinogästen und Pressevertretern gemessen werden.[6]
Eröffnung und Ehrenpreisträger
Als Moderatorin der Auftaktzeremonie und der abschließenden Preisgala wurde die italienische Schauspielerin Anna Foglietta ausgewählt.[7] Zur Eröffnungszeremonie sind neben Alberto Barbera mit Carlo Chatrian (Berlin), Thierry Frémaux (Cannes), Lili Hinstin (Locarno), Vanja Kaluđerčić (Rotterdam), Karel Och (Karlovy Vary), José Luis Rebordinos (San Sebastián) und Tricia Tuttle (London) sieben weitere künstlerische Leiter wichtiger internationaler europäischer Filmfestivals eingeladen, deren Veranstaltungen aufgrund der Pandemie zum Teil abgesagt oder verschoben werden mussten. In einem gemeinsamen Appell wollen sie solidarisch an die Bedeutung der Kunst und des Kinos sowie die gebeutelte Filmindustrie erinnern.[8] Ebenfalls zur Eröffnungsfeier soll der Sohn des im Juli 2020 verstorbenen italienischen Filmmusik-Komponisten Ennio Morricone das römische Orchester Sinfonietta dirigieren, das Werke seines Vaters spielen soll. Ennio Morricone hatte 1995 den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhalten.[9]
Ende August 2020 wurde der US-Schauspieler Matt Dillon zum Jurymitglied ernannt. Ursprünglich war als sechstes Jurymitglied der rumänischen Filmemacher Cristi Puiu vorgesehen, der wegen unvorhersehbarer Schwierigkeiten nicht am Festival teilnehmen konnte.[15]
Konkurrenten um den Goldenen Löwen
Das offizielle Programm für die 77. Auflage des Festivals wurde auf der Pressekonferenz am 28. Juli 2020 präsentiert. 18 Langfilme konkurrieren im Wettbewerb um den Goldenen Löwen,[16][17][18] darunter mit dem Dokumentarfilmer Gianfranco Rosi auch ein früherer Wettbewerbsgewinner. Nachdem es in den letzten Jahren teils heftige Kritik an fehlender Gleichberechtigung bei den Einladungen gab, waren in diesem Jahr acht Regisseurinnen vertreten. Festivalchef Barbera betonte, die Auswahl sei „ausschließlich aufgrund von Qualität und nicht als Ergebnis einer Geschlechterquote“ getroffen worden. Kritiker hoben das Fehlen nicht fertiggestellter amerikanischer Filmproduktionen sowie eine Mehrzahl an italienischen Beiträgen hervor. Dies würde aber die Auswahl im Vergleich zu vorangegangenen Auflagen vielfältiger machen.[1]
Die Reihe Venezia Classici (englischVenice Classics) präsentiert seit 2012 restaurierte Filmklassiker sowie Dokumentarfilme über das Filmemachen oder einzelne Filmschaffende. Die Sektion soll aufgrund der COVID-19-Pandemie am Festival Il Cinema Ritrovato in Bologna vom 25. bis zum 31. August 2020 gezeigt werden.[5][23]
Die italienische Filmkritikervereinigung Sindacato Nazionale Critici Cinematografici Italiani veranstaltet die Internationale Kritikerwoche (Settimana Internazionale della Critica – SIC), bei der internationale Debütfilme von einer unabhängigen Kommission ausgewählt werden. Sie ist nach dem Vorbild der „Quinzaine des Réalisateurs“ bei den Filmfestspielen von Cannes entstanden. Als Eröffnungsfilm der Kritikerwoche wurde The Book of Vision von Carlo Hintermann ausgewählt.[24][25]
Lizzani Award | ANAC (Associazione Nazionale Autori Cinematografici): Le sorelle Macaluso von Emma Dante
Nuovoimaie Talent Award | Nuovoimaie - i diritti degli artisti; in collaboration with Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani and Sindacato Nazionale Critici Cinematografici Italiani