Rosi wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf und wurde schon in jungen Jahren von seinem Vater, der für eine Reederei arbeitete und selbst Hobbyfotograf war, an das Kino herangeführt. Obwohl er mit einem Filmstudium am RömerCentro Sperimentale di Cinematografia (C.S.C.) geliebäugelt hatte, schrieb er sich auf Wunsch seines Vaters an der Universität für Jura ein. Der Zweite Weltkrieg unterbrach Rosis Ausbildung. Er wurde eingezogen und diente in der Toskana. Zurück in seiner Heimatstadt Neapel setzte er sein Studium fort, widmete sich aber ab 1944 der Arbeit als Journalist bei Radio Neapel. Zwei Jahre später, 1946, bekleidete der Italiener eine Stelle als Regieassistent am Theater Quirino in Rom und wirkte als Autor und Schauspieler an der Revue E lui dice mit.
Während sich Rosi auf die Aufnahme für ein Filmstudium am C.S.C. vorbereitete, erhielt er einen Posten als Regieassistent bei Luchino Visconti und wirkte an dessen Produktion Die Erde bebt (1948) mit, der heute zu den bedeutenden Werken des italienischen Neorealismus gezählt wird. Dieser Stilrichtung fühlte er sich nach eigenem Bekunden zeitlebens zugehörig:
„Meine Generation von Regisseuren ist mit dem Neorealismus aufgewachsen. Das hat mich tief geprägt, und im Grunde genommen bin ich immer ein Neorealist geblieben. Visconti, Rossellini, de Sica – ich fühle mich als deren Schüler und Nachfolger.“
Danach sammelte Rosi weitere Erfahrungen als Regieassistent bei Visconti (Bellissima, 1951; Sehnsucht, 1954), Luciano Emmer (Ein Sonntag im August, 1950; Parigi è sempre Parigi, 1951; Bigamie ist kein Vergnügen, 1956), Michelangelo Antonioni (Kinder unserer Zeit, 1953) und Mario Monicelli (Verboten, 1956), arbeitete als Drehbuchautor und widmete sich gemeinsam mit Goffredo Alessandrini (Anita Garibaldi, 1952) und dem Schauspieler Vittorio Gassman (Kean, 1956) ersten Regiearbeiten. Seinen ersten eigenen Spielfilm, Die Herausforderung, realisierte er 1958, in dem der spanische Schauspieler José Suárez als ambitionierter Zigaretten-Schmuggler auftritt, der mit Hilfe der Mafia die neapolitanischen Frucht- und Gemüsemärkte an sich reißen will. Der Film in dem Rosi wie Visconti und Monicelli auf Laienschauspieler vertraute, brachte ihm ersten Erfolg seitens der Kritiker ein und er erwarb sich einen Ruf als Spezialist für Mafia-Filme mit sozial-kritischen Hintergrund, den er durch Wer erschoss Salvatore G.? (1962) unterstrich. Dieser markiert seinen internationalen Durchbruch und brachte ihm die Regiepreise des Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani (SNGCI) und der Filmfestspiele von Berlin ein. Für Hände über der Stadt (1963) der die korrupte Boden- und Bauspekulation in einer italienischen Großstadt thematisiert erhielt Rosi den Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig, den Hauptpreis in Cannes für Der Fall Mattei (1972), eine Studie über den umstrittenen italienischen Industriellen Enrico Mattei, der 1962 bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben kam.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau Giancarla hatte Rosi eine Tochter, Carolina Rosi, die Schauspielerin ist. Für sein filmisches Schaffen wurde der Regisseur und Drehbuchautor bei der David-di-Donatello-Verleihung 2006 mit einem Ehrenpreis gewürdigt, nachdem er in der Vergangenheit fünfmal mit dem Regiepreis ausgezeichnet worden war. Bei den Filmfestspielen von Berlin 2008 wurde Rosi mit dem Goldenen Ehrenbären und einer filmischen Hommage geehrt.[3] 2012 wurde er im Rahmen der 69. Auflage der Internationalen Filmfestspiele von Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk geehrt. Einher ging diese Ehrung mit einer Aufführung von Rosis Film Der Fall Mattei, der von Martin ScorsesesFilm Foundation restauriert wurde.[4]
Francesco Rosi starb am 10. Januar 2015 in Rom im Alter von 92 Jahren.[5]
„Kühl bis ans Herz“ – über die Filme von Francesco Rosi (perlentaucher, 7. Februar 2008)
Einzelnachweise
↑Francesco Rosi. In: Internationales Biographisches Archiv 47/2008 vom 18. November 2008, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 31/2010 (abgerufen via Munzinger Online).
↑Katja Nicodemus: Vor 100 Jahren geboren. Francesco Rosi, filmischer Erforscher von Faschismus und Mafia. In: Kalenderblatt (Rundfunksendung auf DLF). 15. November 2022, abgerufen am 15. November 2022.