Chloé Zhao wurde in Peking geboren. Ihre Mutter war Krankenschwester, ihr Vater Topmanager bei der Shougang Group, einem der größten Stahlunternehmen Chinas. Als sich ihre Eltern scheiden ließen, kam sie in eine weiterführende Schule.[1] Der Vater heiratete später erneut; dadurch wurde die Sitcom-Schauspielerin Song Dandan (宋丹丹) ihre Stiefmutter. Danach besuchte sie ein Internat in England und studierte Politikwissenschaft am Mount Holyoke College in Massachusetts, wo sie 2005 ihren Abschluss erhielt, mit Film als Nebenfach.[2] Weiter studierte sie Filmproduktion an der New Yorker Tisch School of the Arts.[3][4] Ihr Regiedebüt Songs My Brothers Taught Me wurde 2015 beim Sundance Film Festival und hiernach bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt. Ihren von Kritikern hochgelobten zweiten Film, den modernen Western The Rider, stellte sie im Mai 2017 in Cannes in der Nebenreihe Quinzaine des Réalisateurs vor.
Ihr dritter Spielfilm Nomadland, eine Adaption des 2017 erschienenen Buchs Nomaden der Arbeit: Überleben in den USA im 21. Jahrhundert aus der Feder der amerikanischen Journalistin Jessica Bruder, mit Frances McDormand in der Hauptrolle, gewann bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen den Hauptpreis des Festivals. Darüber hinaus feierte der Film im September 2020 in einer gleichzeitigen Vorführung beim Toronto International Film Festival seine Premiere[5] und gewann dort den People's Choice Award. Am Abend desselben Tages wurde der Film beim Telluride Film Festival vorgestellt und später beim New York Film Festival gezeigt.[6] Aus dem IndieWire Critics Poll 2020 ging Zhao für ihre Regiearbeit als Erstplatzierte hervor.[7] Auch gewannen der Film und Zhao als Regisseurin den Golden Globe Award.[8] Damit ist Zhao die zweite Frau (und die erste Frau ostasiatischer Herkunft) in der langen Geschichte der Golden Globes, die diese renommierte Auszeichnung erhielt. Bei der Oscarverleihung 2021 erzielte Nomadland drei Oscars und drei Nominierungen, wobei Zhao selbst in den Kategorien Beste Regie und Bester Film gewann. Auch hier war sie erst die zweite Frau, welche den Regie-Preis bekam. Außerdem wurde sie für Oscars in den Kategorien Bestes adaptiertes Drehbuch und Bester Schnitt nominiert.
In ihrem Heimatland China wird Chloé Zhao inzwischen weitgehend boykottiert. Nach ihrem Gewinn des Golden Globe Award und des Oscars für Nomadland wurde in den staatlich kontrollierten Medien Chinas nicht über Zhao berichtet.[12] Ebenso wurden alle Einträge den Film betreffend im Online-Dienst Weibo gelöscht.[13] Ihre Filme laufen nicht in chinesischen Kinos und sind auf Streamingplattformen nicht abrufbar. Hintergrund ist ein mehrere Jahre altes Interview, in dem sich Chloé Zhao kritisch gegenüber dem politisch-gesellschaftlichen Klima in ihrem Heimatland geäußert hatte.[14]
Filmografie (Auswahl)
2008: Post (Kurzfilm, Regie und Drehbuch)
2009: The Atlas Mountains (Kurzfilm, Regie und Drehbuch)
2010: Daughters (Kurzfilm, Regie und Drehbuch)
2015: Songs My Brothers Taught Me (Regie und Drehbuch)