Hintersteinau liegt auf einer Höhe von 368 m über NN im Norden des Main-Kinzig-Kreises an den Ausläufern des Vogelsberges etwa 15 km nördlich des Ortszentrums von Steinau an der Straße und 8,5 km nordwestlich von Schlüchtern. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3292.
In erhaltenen Urkunden wurde Hintersteinau unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Steinaha (780-817), Wilnrode (1339), Steinaha (um 950), vicus Steinnahoa (1118), Stenaha pagus (1144), Hungerensteyna (1284), Hungersteyna (1299), Hingerstenaw (1535) und Hindersteina (1545).
Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an, ab 1597 war sie reformiert. Die Eigenschaft als Würzburger Lehen führte deshalb zu Spannungen zwischen der evangelischen Grafschaft Hanau-Münzenberg und dem weiter römisch-katholischen Bistum Würzburg. Ein langjähriger Prozess vor dem Reichskammergericht dauerte von 1571 bis 1624 und endete mit einem Restitutionsmandat über das Amt Schlüchtern zugunsten Würzburgs. 1628–1631 war es deshalb von Würzburg besetzt, im Zuge des Dreißigjährigen Krieges 1631 bis 1637 wieder von Hanau und ab 1637 erneut von Würzburg. 1656 kam es zu einem Vergleich zwischen Hanau und Würzburg, wobei Hanau das Amt Schlüchtern – und damit auch Hohenzell – erhielt und dem Bistum dafür Orb überließ.[4]
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis, Stadt Steinau
ab 1978: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis, Stadt nach „Steinau an der Straße“ umbenannt
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hintersteinau 738 Einwohner. Darunter waren 9 (1,2 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 132 Einwohner unter 18 Jahren, 297 waren zwischen 18 und 49, 168 zwischen 50 und 64 und 148 Einwohner waren älter.[11]
Die Einwohner lebten in 285 Haushalten. Davon waren 60 Singlehaushalte, 84 Paare ohne Kinder und 108 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 183 Haushaltungen leben keine Senioren.[11]
111 Haushaltungen, darunter 503 Personen (inklusive 3 Juden)
• 1812:
111 Feuerstellen, 887 Seelen
Hintersteinau: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2022
Jahr
Einwohner
1812
887
1834
864
1840
884
1846
945
1852
896
1858
822
1864
740
1871
757
1875
778
1885
731
1895
746
1905
692
1910
764
1925
728
1939
693
1946
963
1950
924
1956
775
1961
739
1967
736
1970
730
1980
?
1990
?
2000
?
2008
781
2011
738
2015
728
2022
724
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Steinau[12][2]; Zensus 2011[11]
Für Hintersteinau besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Hintersteinau) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7]
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 49.67 %. Alle Kandidaten gehören der „Gemeinsamen Liste für Hintersteinau“ an.[13] Der Ortsbeirat wählte Holger Frischkorn zum Ortsvorsteher.[14]
Es besteht eine Städtepartnerschaft mit Naszály (Ungarn) seit dem 1. Juni 2002.
Wirtschaft und Infrastruktur
Der Ort ist heute noch stark landwirtschaftlich geprägt. Daneben befindet sich auf der Gemarkung ein Windpark mit 8 Mühlen des Typs VESTAS V126-3.45 MW (Nabenhöhe: 149 Meter, Rotordurchmesser: 126 Meter).[15]
Bildung
In Hintersteinau befindet sich die kleinste Zwergschule des Main-Kinzig-Kreises. Die Schule wird von 12 Schülern besucht; alle vier Jahrgangsstufen werden in einer Klasse unterrichtet.
Daneben befindet sich in Hintersteinau auch ein Kindergarten in Trägerschaft der evangelischen Kirche, in dem 30 Kinder betreut werden.
Regenerus Engelhard: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert. Teil 2. Cassel 1778, ND 2004, S. 805.
Hessisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen. Heft 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834 bis 1967. Wiesbaden o. J., S. 63.
Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 455 [im Artikel „Steinau“].
↑ abHaushalt 2024. (PDF; 33 MB) Einwohnerstatistik Stadt Steinau an der Straße. Abgerufen im August 2024.
↑Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 196–230 (208).
↑Dersch Wilhelm: Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel, der Provinz Oberhessen und dem Fürstentum Waldeck gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften. Marburg 1915. S. 108f.
↑Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr.9, S.149, §§ 13 und 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0MB]).
↑ abHauptsatzung. (PDF; 367 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Steinau an der Straße, abgerufen im August 2024.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.208f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.