Die Familie Ondarza ist ein altadeliges spanisches Geschlecht (infanzona), dessen Name bereits im Zusammenhang mit der Schlacht am Río Guadalete (19.–26. Juli 711) erwähnt wird, die durch den Tod des Gotenkönigs Roderich den Untergang des Westgotenreiches markiert.[1]
Im Kantabrischen Gebirge fand ein Teil des westgotischen Adels, darunter die Ondarza, Zuflucht. Ihren ursprünglichen Stammsitz hat die Familie in dem baskischen Ort Gipuzkoa (Bergara, span. Vergara) in der Nähe des Flusses Deba. Darauf bezieht sich auch der Name Ondarza, der in der baskischen Sprache „sandige Gegend“ bedeutet.[1] Ein weiterer Stammsitz lag in der Ortschaft Zualda in der Provinz Bizkaia, von wo aus die Familie weitere Stammhäuser in anderen Orten Navarras und der baskischen Provinzen gründete. Das goldene Kreuz auf grünem Grund im Wappen der Familie Ondarza wurde ihr in Anerkennung der militärischen Leistung zweier Brüder aus der Familie bei der Eroberung Granadas verliehen. An der Wende zum 17. Jahrhundert ist Miguel de Ondarza hervorzuheben, Sekretär und Truppenbefehlshaber unter König Philipp III. (1598–1621).[1]
Die Spuren nach Deutschland wurden durch Ulpiano de Ondarza (1832–1893) gelegt. Don Ulpiano war Reeder, erst in Bilbao dann in Hamburg, und verheiratet mit der deutschen Kaufmannstochter Augusta Melosch. Sein Sohn Herbert de Ondarza (1878–1971), der Großvater von Henning v.O., war als Fahnenjunker in die Kaiserliche Armee eingetreten und ließ sich als großherzoglich-mecklenburgischer Leutnant 1907 als „von Ondarza“ in die kaiserliche Adelsmatrikel aufnehmen. Herbert von Ondarza nahm an beiden Weltkriegen teil und schied 1943 als Generalleutnant aus dem aktiven Dienst aus. Sein Sohn Leon von Ondarza (1903–1945) war in die Artillerietruppe der Reichswehr eingetreten und in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs als Oberst Kommandeur eines Panzerartillerie-Regiments, mit dem er an den schweren Abwehrgefechten in Kurland teilnahm. Im März 1945 gab er sein Regiment ab, geriet jedoch am 21. April 1945 bei einem Verlegungsmarsch mit seiner Stabsgruppe bei Meyenburg (Ostpriegnitz) in einen britischenTieffliegerangriff und fiel mit nur 42 Jahren, als sein Sohn Henning von Ondarza elf Jahre alt war.
Henning von Ondarza ist seit 1959 mit Christiane Freiin von Reitzenstein verheiratet (Tochter des Hubertus Freiherr von Reitzenstein und der Elisabeth Gräfin von Spee) und hat drei Töchter: Emanuela (verheiratet mit Alexander von Erdmannsdorff), Nikola (verheiratet mit Alexander Roehreke) und Beatrix (verheiratet mit Raphael Graf von Deym).[2]
Am 26. September 1987 wurde von Ondarza zum Inspekteur des Heeres ernannt. In dieser Funktion musste er infolge der Deutschen Wiedervereinigung und der Entspannung im Ost-West-Konflikt die Heeresstruktur V durchführen, um die Bundeswehr zu verkleinern, und die Auflösung und Teilübernahme der Nationalen Volksarmee der DDR organisieren. Kernelemente seiner Führung in dieser Verwendung waren die Stärkung und Weiterentwicklung der inneren Führungsstruktur des Heeres sowie eine klare Außendarstellung der Belange der Soldaten.[3] Diese Aufgaben übergab er zum 26. September 1991 an Jörg Schönbohm, der ihm auf dem Posten des Inspekteurs des Heeres nachfolgte.
Am 1. Oktober 1991 übernahm von Ondarza im niederländischen Brunssum von Hans-Henning von Sandrart, von dem er vier Jahre zuvor schon den Inspekteursposten übernommen hatte, den Oberbefehl über die Allied Forces Central Europe (AFCENT) der NATO. Am 31. März 1994 trat Ondarza schließlich in den Ruhestand.
Nach seiner Pensionierung wurde er 1994 vom polnischen Verteidigungsministerium, das nach dem Ende des Warschauer Paktes eine Vollmitgliedschaft in der NATO anstrebte, als Militärberater berufen und diente dort zwei Verteidigungsministern. Diese Ernennung erfolgte wohl wegen der vielfältigen Kontakte Ondarzas zu Offizieren aus Osteuropa und seiner öffentlich vertretenen Meinung einer sicherheitspolitischen Annäherung an die ehemaligen Ostblockstaaten.[4][5] Zudem war er von April 1998 bis 2001 Berater des georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse.[6] Ondarza saß im Aufsichtsrat mehrerer Industrieunternehmen.
2003: Orden der Würde, Verdienstorden Georgiens[13]
Literatur
Dermot Bradley, Heinz-Peter Würzenthal, Hansgeorg Model: Die Generale und Admirale der Bundeswehr, 1955–1999. Die militärischen Werdegänge (= Deutschlands Generale und Admirale. Teil 6b). Band 3: Laegeler – Quiel. Biblio-Verlag, Osnabrück 2005, ISBN 3-7648-2382-8, S. 492–431.
Dieter E. Kilian: Elite im Halbschatten: Generale und Admirale der Bundeswehr, Osning-Verlag, Bielefeld 2005, ISBN 978-3-9806268-3-5, S. 315–318.
↑ abcDiese und weitere Informationen zur Familie Ondarza sind entnommen der ausführlichen Nobilitätsbescheinigung des Königl. Span. Wappenkönigs und Chronisten Don Luis Vilar y Vilar, ausgestellt in Madrid am 2.1.1895, beurkundet ebendort vom Notar Virgilio Guillen y Andres am 7.1.1895, vom Kaiserlich Deutschen Konsul beglaubigt in Madrid am 15.1.1895 und amtlich ins Deutsche übersetzt in Hamburg am 28. Mai 1907
↑Genealogisches Handbuch des Adels, GHdA Adel B, Band XXI/1995, S. 422
↑Siehe z. B. Süddeutsche Zeitung, 18. März 1988 (Interview): „Inspekteur des Heeres: Bundeswehr braucht mehr Geld. Ondarza sieht in abschließender Kabinettsberatung über den Etat 1989 ‚die Stunde der Wahrheit‘ kommen.“ oder Hannoversche Allgemeine Zeitung, 25. März 1988: „Wörner soll Heeresinspekteur rügen“.
* bis 2000 Befehlshaber Allied Forces Central Europe (CINCENT), bis 1967 in Fontainebleau in Frankreich
** von 2000 bis 2004 Befehlshaber Allied Forces North Europe (CINCAFNORTH)