Erste nachweisbare Mitglieder waren Eberhard (um 1100 n. Chr.) und sein gleichnamiger Sohn (1140). Die Helfensteiner hatten umfangreiche Güter im oberen und mittleren Filstal, auf der Schwäbischen Alb, in Ulm, in Heidenheim an der Brenz sowie im Donautal um Sigmaringen. Einige Mitglieder des Hauses nannten sich nach der Burg Spitzenberg bei Kuchen.
Die bedeutendsten Vertreter dieses Geschlechtes waren Graf Ludwig I. und Graf Ulrich V. von Helfenstein. Graf Ludwig I. fand sich häufig am Hofe Kaiser Friedrichs I. ein, unterzeichnete den Konstanzer Frieden des Jahres 1183, beteiligte sich am Kreuzzug des Kaisers und leistete wohl auch noch bei dessen Söhnen, Kaiser Heinrich VI. und König Philipp von Schwaben, Hoffahrt. Zur selben Zeit war Gottfried von Spitzenberg Bischof von Würzburg und Kanzler des Reiches.
Der Familienstamm teilte sich 1356 unter Ulrich V. dem Älteren in die Linie Helfenstein-Wiesensteig und seinem Vetter Ulrich VI. dem Jüngeren in die Linie Helfenstein-Blaubeuren. Letztere verkaufte 1457 Blaubeuren und 1448 Heidenheim an Württemberg und erwarb dafür 1458 die Herrschaft Wellheim und 1485 Hexenagger. Die Linie starb 1517 mit Georg I. aus.
Graf Ulrich V. spielte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts am Hofe Kaiser Karls IV. in Prag eine große Rolle. Der Kaiser stiftete ihm die standeserhöhende, aber auch folgenschwere Ehe mit Herzogin Maria Kotromanić von Bosnien, Schwester des Königs von Bosnien, Stjepan Dabiša, welcher der rasche finanzielle Niedergang der Helfensteiner angelastet wird. Bei dieser Darstellung übersieht die ältere Forschungstradition jedoch bewusst die Tatsache, dass sich die Grafen von Helfenstein schon seit dem Wechsel vom 13. zum 14. Jahrhundert ständig in finanziellen Nöten befanden. Zudem bewirkten mehrere Pestwellen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts massive wirtschaftliche Einbrüche, die zu Verpfändungen in den 1370er Jahren und zum Verkauf der sogenannten Unteren Herrschaft Geislingen/Steige mit der Burg Helfenstein und dem mittleren Filstal im Jahre 1396 an die Reichsstadt Ulm führte.
1562/63 fand in der Herrschaft Wiesensteig unter Graf Ulrich XI. von Helfenstein-Wiesensteig (1524–1570, reg. 1548) eine große Hexenverfolgung statt, bei der mindestens 63 Frauen und Männer als „Hexen und Unholde“ hingerichtet wurden.[2] Graf Ulrich XI und sein Bruder Sebastian († 1564, reg. 1548) hatten 1555 die lutherische Reformation in ihrer Grafschaft eingeführt. Nach 1564 beschloss Graf Ulrich XI. unter dem Einfluss seiner Frau Katharina von Montfort-Tettnang (um 1536–1594) die Rückkehr zum katholischen Bekenntnis und vollzog 1567 eine Gegenreformation.[3]
Mit dem Ableben des Grafen Rudolph III. am 20. September 1627 erlosch auch die Herrschaft Wiesensteig und ging zu je einem Drittel, durch die Erbschaft der Töchter, an das fürstliche Haus Fürstenberg, an die Landgrafschaft Leuchtenberg und an die Grafen von Oettingen-Baldern. Die beiden letzteren Herrschaften verkauften ihre Anteile 1642 an Kurbayern. Bereits 1396 waren große Teile der Grafschaft Helfenstein-Wiesensteig (bis auf die Herrschaft Wiesensteig selbst) aus finanziellen Nöten an die Reichsstadt Ulm veräußert worden. 1546 hatte die Wiesensteiger Linie noch die Herrschaft Gundelfingen mit Hayingen und Neufra und 1594 die Herrschaft Meßkirch und die Burgen Wildenstein und Falkenstein erworben, die alle 1627 an Fürstenberg fielen.
Das Wappen zeigt in Rot auf goldenem Dreiberg einen silbernen Elefanten. Auf dem Helm mit silbern-roten Decken ein silberner Elefantenrumpf. Es ist ein Redendes Wappen, der dargestellte Elefant ist eine Anspielung auf den Namen Helfenstein.[4]
Schweikhard von Helfenstein (1539–1599), deutscher Graf und kaiserlicher Statthalter sowie Präsident des Reichskammergerichts
Literatur
Altertumsverein Geislingen (Steige): Helfenstein. Geschichtliche Mitteilungen von Geislingen und Umgebung. 12. Heft, Geislingen (Steige) 1949.
Heinz Bühler: Richinza von Spitzenberg und ihr Verwandtenkreis. Ein Beitrag zur Geschichte der Grafen von Helfenstein. In: Württembergisch Franken. Heft 58, 1974.
Jonas Froehlich: Im Kreis des Elefanten. Burgen als Ressourcen des Niederadels auf der Schwäbischen Alb 1250-1400 (RessourcenKulturen 24). Tübingen 2023, (Digitalisat)
Oswald Gabelkover: Historia und Beschreibung des uralten Geschlechts der Grafen von Helfenstein von 860 bis 1604. In: Württembergische Geschichte. Württ. Landesbibliothek Stuttgart, Cod. Donaueschingen 591, Bl. 109v, 1539–1616
Hugo Glökler: Rund um den Helfenstein. Eine Heimatkunde von Stadt und Bezirk Geislingen-Steige. Geislingen (Steige) 1954.
Hermann Grees/Andre Gutmann (Hrsg.): Das Salbuch der Herrschaft Helfenstein im Besitz der Reichsstadt Ulm (1415-1424) (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A, Bd. 65). Thorbecke, Ostfildern 2024, ISBN 978-3-7995-9591-9.
Heinrich Friedrich Kerler: Geschichte der Grafen von Helfenstein – nach den Quellen dargestellt. Ulm, 1840 (Digitalisat)
Heinrich Friedrich Kerler: Urkunden zur Geschichte der Grafen von Helfenstein. Ulm 1840. (Digitalisat)
Karl Putz: Unsere Heimat rund um Geislingen-Steige. Geislingen (Steige) 1935.
Wilhelm Karl Prinz zu Isenburg, Frank Baron Freytag von Loringhoven, Detlev Schwennicke (Hrsg.): Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten – Schwaben. Band 12, Marburg 1992.
Siegfried Hermle: Reformation und Gegenreformation in der Reichsgrafschaft Wiesensteig. Weißenhorn 1996, ISBN 3-87437-391-6.
Wilhelm Wik: Die Grafen von Helfenstein. In: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen, 12. Jahrgang, Nr. 9. v. 30. September 1965. S. 565 f.
Einzelnachweise
↑Helfenstain sein vil elter grafen, dann sie zuvor herren von der Fils sich geschriben. Zimmerische Chronik, Band 3, S. 206.
↑Warhafftige unnd Erschreckliche Thatten und handlungen der LXIII. Hexen unnd Unholden, so zu Wisenstaig, mit dem Brandt gericht worden seindt, o. O. [Nürnberg: Friedrich Gutknecht] 1563.
↑Vgl. Siegfried Hermle: Reformation und Gegenreformation in der Herrschaft Wiesensteig unter besonderer Berücksichtigung des Beitrags von Jakob Andreae (Quellen und Forschungen zur württembergischen Kirchengeschichte 14), Stuttgart: Calwer 1996.