Lage der Gemeinde Gingen an der Fils im Landkreis Göppingen
Gingen an der Fils ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg in der Region Stuttgart, die zum Landkreis Göppingen gehört. Sie liegt zwischen der Landeshauptstadt Stuttgart und Ulm. Nach Stuttgart sind es 55 km, nach Ulm 38 km. Die Bürger von Gingen sind als Schnapper bekannt. Der Legende nach hat im 19. Jahrhundert Gingen dem Nachbarort Kuchen die Rechte an einem Brunnen „weggeschnappt“. Immer wieder spielt und spiele der Begriff in der Gemeinde eine Rolle (Schnapperbrunnen, Schnappermobil, Schnapperball, Schnapperfest).
Gingen liegt im Filstal in 380,45 m ü. NHN (Rathaus). Die Gemarkung erstreckt sich von 367,4 m ü. NHN (am Sarenwangbach) bis 704,9 m ü. NHN (beim Hohenstein). Nachbargemeinden sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden) Süßen, Donzdorf, Kuchen und Bad Überkingen.
Gemeindegliederung
Zu Gingen an der Fils gehören das Dorf Gingen an der Fils und der Weiler Grünenberg sowie die abgegangene Ortschaft Marrbach.[2]
915 wurde der Ort „Ginga“ in einer Schenkungsurkunde der Königin Kunigunde, Ehefrau des Königs Konrad I. des Ostfrankenreichs, für Kloster Lorsch erstmals erwähnt.[4]
Archäologische Funde der späten Eisenzeit (sogenannte Viereckschanze) belegen eine Besiedlung in vorgeschichtlicher Zeit. Aus römischer Zeit (Weihesteine) und der Merowingerzeit (Reihengräber) stammen weitere Funde. Vermutlich spielte die Lage am Ausgang der Schwäbischen Alb, dort, wo sich das Filstal verbreitert und umfangreiche Ackerflächen bietet, eine wesentliche Rolle.
Der Staufer König Konrad III. erwarb 1147 vom Kloster Lorsch das in seinem Kerngebiet gelegene Dorf Gingen[5], während die Kirche mit ihrem gesamten Vermögen in der Hand des Klosters verblieb und 1232 an das Erzbistum Mainz überging. Seit etwa 1300, nach Aussterben der Staufer, war der Ort im Besitz der Grafen von Helfenstein. 1403 kam Gingen in den Besitz der Freien ReichsstadtUlm.
Neuzeit
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gingen von durchziehenden kaiserlichen Truppen verwüstet.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die bäuerlichen Betriebe immer unwichtiger, da die „Wirtschaftswunder“jahre einen wirtschaftlichen Strukturwandel brachten. Die alten Landstraßen wurden nach und nach asphaltiert und eine neue Schule und später sogar eine Sporthalle, die Hohensteinhalle, errichtet. In den 1980er Jahren dehnte sich die Gemeinde um neue Wohngebiete aus und es entstanden auch kleine Industrieviertel, die immer mehr wachsen.
Religion
Die Freie Reichsstadt Ulm leitete in ihrem Gebiet – und damit auch in Gingen – 1531 die Reformation ein. Seither ist der Ort mehrheitlich evangelisch geprägt.
Blasonierung: „In Silber (Weiß) über einem schräglinken blauen Wellenbalken eine eintürmige rote Kirche[6]“
Wappenbegründung: Der Wellenbalken steht für die Fils, die durch den Ort fließt. Darüber liegt die Ortskirche, in der möglicherweise die älteste Kircheninschrift Deutschlands aus dem Jahre 984 erhalten ist. Das Wappen wurde im Jahre 1922 angenommen, die blau-weiße Flagge wurde am 5. Dezember 1958 von dem Innenministerium verliehen.
Flagge: Blau-Weiß.
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Gingen besteht aus den 14 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis[7].
Durch das Gemeindegebiet verläuft die Bundesstraße 10 Stuttgart–Ulm. Eine Ortsumgehung wurde am 10. Juli 2018 fertiggestellt und für den Verkehr freigegeben.
Bürgerrufauto
Mit dem Schnappermobil gibt es in der Gemeinde seit 2017 ein Bürgerrufauto, das von ehrenamtlichen Fahrern betreut wird.[9]
Bildungseinrichtungen
Gingen verfügt mit der Hohensteinschule über eine eigene zweizügige Grundschule, mit flexibler Ganztagesbetreuung. Nächstgelegene Realschulen bzw. Gymnasien finden sich in Süßen (3 km), Geislingen a.d. Steige (5–6 km) und Donzdorf (8 km). Für die kleinsten Einwohner stellt die Gemeinde mit der KindertagesstätteSonnenschein mit Kinderkrippe und dem KindergartenSt. Barbara zwei Betreuungseinrichtungen zur Verfügung. Ein Neubau der Kindertagesstätte Hohenstein wird ab 2018 den ehemals katholischen Kindergarten St. Barbara ersetzen. Zudem gibt es einen evangelischen Kindergarten.[10]
Bauwerke
Evangelische Johanneskirche
Spätgotischer Bau mit Chor von 1463 und flachgedecktem Langhaus von 1512.
Über der Nordpforte eine Weiheinschrift vom 1. Februar 984; sie ist die älteste datierte Kircheninschrift Deutschlands (nach dionysischer Zeitrechnung).
Bei der Renovierung 1964–66 wurden die übertünchten Wandgemälde im Chor (1487) und über dem Chorbogen entdeckt. Dieses monumentale Weltgerichtsbild von 1524 , das vom Obervogt Eitel Sigmund von Berg und seiner Gattin Ursula von Speth gestiftet wurde, ist wahrscheinlich dem katholischen Ulmer Künstler Martin Schaffner zuzuschreiben. Vieles deutet darauf hin, dass es vor dem Übertritt zum Protestantismus warnen soll, z. B. finden sich Vornehme (Adlige, Bischof) nur bei den Seligen und keiner bei den Verdammten.[11][12]
Rathaus
Das moderne Gingener Rathaus mit Bibliothek, das zentral in Gingen liegt und als Treffpunkt der Gemeinde gilt, ist eine weitere Sehenswürdigkeit, da dort oft diverse Kunst- und Kulturgegenstände in wechselnden Ausstellungen zu sehen sind.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Hans Wimmer, Schulamtsdirektor i. R., seit 18. November 2005 „In Würdigung seines herausragenden Wirkens für die örtliche Gemeinschaft …“
Söhne und Töchter der Gemeinde
Georg Preßmar (1862–1920), württembergischer Landtagsabgeordneter
Karl Nolan (1891–1937), Widerstandskämpfer in der Zeit des Nationalsozialismus
Werner Fauser (1928–2022), Architekt und Hochschullehrer
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 296–297
↑Gabriele von Trauchburg: 1100 Jahre Gingen an der Fils - Offizielle Ortschronik. Hrsg.: Gemeinde Gingen an der Fils. Gemeinde Gingen an der Fils, Gingen 2015, S.292.