Mit seiner Frau Edda hatte Ciano drei Kinder: den älteren Sohn Fabrizio, genannt Ciccino (geboren 1931 in Shanghai, China), die Tochter Raimonda, genannt Dindina (geboren 1933 in Rom) und den jüngeren Sohn Marzio, genannt Mowgli (nach der Romanfigur von Rudyard KiplingsDschungelbuch), der 1937 ebenfalls in Rom geboren wurde.[2]
Am 9. Juni 1936 wurde er von Mussolini zum Außenminister ernannt. Ciano folgte dessen Weisungen willig, verbesserte die Beziehungen zum nationalsozialistischen Deutschen Reich und leitete damit schließlich das Bündnis zwischen Deutschland und Italien („Achse Berlin-Rom“) ein, das im so genannten Stahlpakt vertraglich besiegelt wurde.
Ab 1938 begann er sich jedoch gegen eine zu enge politische Anlehnung an das Deutsche Reich auszusprechen. Er verurteilte vor allem die deutsche Politik nach dem Überfall auf Polen, von dem Italien angeblich mit keinem Wort informiert gewesen sei. Ein geheimes Protokoll vom 12. August 1939 über eine Unterredung auf dem Obersalzberg zwischen Hitler und Ciano in Anwesenheit von Reichsaußenminister Ribbentrop belegt jedoch seine detaillierte Einweihung über den bevorstehenden Einmarsch deutscher Truppen in Polen. Auf Nachfrage erklärte Hitler wörtlich: „Unter den obwaltenden Umständen ist in jedem Augenblick mit dem Vorgehen Deutschlands gegen Polen zu rechnen.“ Ribbentrop fügte hinzu: „Die Russen sind im Übrigen über die Absicht Deutschlands absolut unterrichtet. Ich selbst habe im Auftrag des Führers den russischen Geschäftsträger informiert.“ Die Unterredung wurde am 13. August 1939 fortgeführt. Auf Cianos Fragen nach dem Zeitplan antwortete Hitler, dass bis Ende August 1939 die Entscheidung in der Angelegenheit Polens gefallen sein werde.[6]
Als er Anfang 1943 im Zweifel an einen deutschen Sieg im Zweiten Weltkrieg den Alliierten einen Separatfrieden anbieten wollte, kam es zum Bruch mit Mussolini. Der entließ Ciano im Februar als Außenminister und schob ihn auf den Posten des Botschafters beim Heiligen Stuhl ab.[8]
Ab August 1937 führte Ciano politische Tagebücher. Diese diari waren für die Deutschen wie für die Alliierten gleichermaßen von großem historischen Interesse, da sie viele Interna (z. B. Gespräche mit anderen Politikern wie dem deutschen Botschafter oder Außenminister Joachim von Ribbentrop) enthalten, die das deutsch-italienische Verhältnis jener Zeit widerspiegelten und überdies seine Einschätzungen bezüglich der von Mussolini verfolgten Politik liefern.[10] Noch während Cianos Inhaftierung in Verona kontaktierte seine Frau Edda Felizitas Beetz, um mit ihrer Hilfe und der eines Freundes der Familie, Emilio Pucci, sowohl die Flucht Eddas und ihrer vier Kinder als auch die Überführung vollständiger Abschriften der Tagebücher in die Schweiz zu organisieren. Dort konnten die Aufzeichnungen dann über örtliche Mittelsmänner dem Office of Strategic Services übergeben und somit für die Nachwelt erhalten werden.[11]
1946 erschien die erste deutsche Auflage im Scherz Verlag, Bern, für die Jahre 1939 bis 1943, versehen mit einem Vorwort von Sumner Welles, die dann 1949 im Hamburger Krüger Verlag, später aufgegangen im S. Fischer Verlag, durch die Aufzeichnungen von 1937 bis 1939 komplettiert wurde.
Literatur
Tobias Hof: Galeazzo Ciano. The Fascist Pretender. University of Toronto Press, 2021. Rezension
Tobias Hof: Widerwillige Retter? Die Judenpolitik des italienischen Außenministeriums unter Galeazzo Ciano 1936 bis 1943. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 68 (2020), Heft 2, S. 181–216.
Giordano B. Guerri: Galeazzo Ciano. Una vita (1903–1944). Mondadori, Mailand 2001, ISBN 88-04-48657-0.
Andreas Hillgruber: Ciano, Galeazzo. In: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Band 1. München 1974, S. 312–314.
Ray Moseley: Zwischen Hitler und Mussolini. Das Doppelleben des Grafen Ciano. Henschel, Berlin 1998, ISBN 3-89487-311-6.
↑Rolf Wörsdörfer: Der Dandy als faschistischer Politiker. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Januar 2013, S. N3.
↑Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik 1918–1945, Serie D, Band VII M 70604, Seite 32 ff, 1946, Hrsg. Beauftragte der Siegermächte USA, GB und Frankreich.
↑Luciano Monzali: La Jugoslavia e l’assetto dell’Europa centrale nella politica estera dell’Italia fascista (1922–1939). In: Maddalena Guiotto, Wolfgang Wohnout (Hrsg.): Italien und Österreich im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit / Italia e Austria nella Mitteleuropa tra le due guerre mondiali. Böhlau, Wien 2018, ISBN 978-3-205-20269-1, S.176.