Die Faden-Segge ist eine ausdauerndekrautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 100 (selten 120) Zentimetern. Sie bildet ein weit kriechendes Rhizom und wächst daher lockerrasig. Der aufrechte Stängel ist dünn, 1 (bis 2) Millimeter dick, eher rundlich, glatt, höchstens oben leicht rau und im oberen Teil ohne Blätter.[2] Die graugrünen, unbehaarten Laubblätter sind steif, bis 100 Zentimeter lang und dabei mit einer Breite von 1 bis 1,5 Millimetern relativ schmal und rinnig eingerollt. Die grundständigen Blattscheiden sind hell- bis dunkelbraun, dabei häufig rötlich überlaufen und etwas netzfaserig.[2]
Generative Merkmale
Die Blütezeit liegt im Mai und Juni. Die Faden-Segge ist eine Verschiedenährige Segge. Der Blütenstand ist bis 15 Zentimeter lang und besteht aus 1 bis 3 männlichen Ährchen und 1 bis 2 (bis 3) darunter stehenden weiblichen Ährchen.[2] Das unterste Hüllblatt ist krautig, überragt den Blütenstand und hat eine kurze Scheide. Die weiblichen Ährchen sind 1 bis 3 Zentimeter lang und vielblütig. Das unterste Ährchen ist bis zu 2 Zentimeter lang gestielt. Die Spelzen der weiblichen Blüten sind lanzettlich, spitz bis stachelspitzig, 3,5 bis 5 Millimeter lang, dunkelbraun mit hellerem Mittelstreifen und weißhäutigen Rändern.[2] Das oberste männliche Ährchen ist schmal zylindrisch, 4 bis 8 Zentimeter lang und 2 Millimeter breit.[2] Die andern männlichen Ährchen sind kleiner. Die Spelzen der männlichen Blüten sind schmal lanzettlich, 5 bis 7 Millimeter lang und etwa 1 Millimeter breit.[2] Die Schläuche sind schräg abstehend, länglich eiförmig, im Querschnitt rundlich bis undeutlich dreieckig, 4 bis 5 Millimeter lang, fast 2 Millimeter breit, etwas aufgeblasen, nach oben allmählich in den kurzen zweizähnigen Schnabel verschmälert, dicht kurzhaarig und graugrün bis graubraun.[2] Der Griffel trägt drei Narben. Die Frucht ist verkehrt eiförmig, dreikantig, etwa 2 Millimeter lang, weniger als 1 Millimeter breit und gelbbraun.[2]
Sie ist in Deutschland in den Alpen und ihrem Vorland verbreitet, ansonsten zerstreut. Sie wächst in Deutschland in kalkarmen Flach- und Zwischenmooren, am Rand von Hochmoorseen, in Gräben und Schlenken. Sie geht auch an den Rand von Hochmooren und in basenarme Streuwiesen. Die Faden-Segge wächst in Mitteleuropa auf torfigem Untergrund, sie geht aber auch auf lockeren, basen- und stickstoffarmenSchlamm; sie ist kalkscheu.[3]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[8]
In Deutschland gilt die Art als „gefährdet“[11], in der Schweiz als „verletzlich“.[8]
Taxonomie und Systematik
Die Erstveröffentlichung von Carex lasiocarpa erfolgte 1784 durch Jakob Friedrich Ehrhart in Hannoverisches Magazin worin kleine Abhandlungen, ... gesamlet und aufbewahret sind, Band 22(9), S. 132–133.[12][13][1] Ein Synonym von Carex lasiocarpaEhrh. ist Carex filiformisGooden.[14]
Von Carex lasiocarpaEhrh. gibt es drei Varietäten:[1]
Carex lasiocarpa var. americanaFernald (Syn.: Carex lasiocarpa subsp. americana(Fernald) Á.Löve & J.-P.Bernard, Carex filiformis var. lanuginosa(Michx.) Britton, Carex lanuginosaMichx., Carex lanuginosa var. americana(Fernald) B.Boivin, Carex lanuginosa var. kansanaBritton, Carex lasiocarpa var. lanuginosa(Michx.) Kük., Carex lasiocarpa subsp. lanuginosa(Michx.) R.T.Clausen & Wahl, Carex lanuginosa var. oriensRaymond): Sie ist vom subarktischen Nordamerika von Alaska und Kanada (British Columbia, Labrador, Manitoba, Newfoundland, Northwest Territories, Nova Scotia, Ontario, Prince Edward Inseln, Québec, Saskatchewan) über weite Gebiete der nördlichen, westlichen sowie zentralen Vereinigten Staaten (Bundesstaaten Washington, Kalifornien, Connecticut, Georgia, Idaho, Illinois, Indiana, Iowa, Massachusetts, Michigan, Minnesota, Montana, New Hampshire, New Jersey, New York, Ohio, Pennsylvania, Rhode Island, Vermont, Virginia, Wisconsin) bis zum mexikanischen Bundesstaat Baja California weitverbreitet.[1][5]
Carex lasiocarpaEhrh. var. lasiocarpa (Syn.: Carex splendidaWilld., Carex filiformis var. latifoliaBoeckeler, Carex filiformis var. australisL.H.Bailey): Sie ist in den gemäßigten Gebieten Eurasiens verbreitet.[1]
Carex lasiocarpa var. occultans(Franch.) Kük. (Syn.: Carex filiformis var. occultansFranch., Carex occultans(Franch.) V.I.Krecz., Carex lasiocarpa var. fuscataOhwi, Carex lasiocarpa subsp. occultans(Franch.) Hultén, Carex koidzumiiHonda, Carex koidzumii var. fuscata(Ohwi) Ohwi): Sie kommt von Korea über Sachalin bis Japan vor.[1]
Taxonomische Erklärung
Von Carex lasiocarpa wird durch Anhängen des Suffix -ion an den Stamm von Carex, gen. Caricis, also Caric- der Name des Pflanzenverbands „Caricion lasiocarpae“ abgeleitet. Carex lasiocarpa ist eine Charakterart des Caricetum lasiocarpae.[15]
Literatur
Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 13. Auflage. Band2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1987, ISBN 3-06-012539-2 (Areal).
Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
Einzelnachweise
↑ abcdefgCarex lasiocarpa. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 22. Oktober 2016.
↑ abErich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S.193.
↑Lun-Kai Dai, Prof. Song-Yun Liang, Shuren Zhang, Yancheng Tang, Tetsuo Koyama, Gordon C. Tucker: Carex. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 23: Acoraceae through Cyperaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2010, ISBN 978-1-930723-99-3, Carex lasiocarpa., S.413 (englisch, online).
↑Peter W. Ball, A. A. Reznicek: Carex. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 23: Magnoliophyta: Commelinidae (in part): Cyperaceae. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-515207-7, Carex lasiocarpa., S.497 (englisch, online).
↑Carexlasiocarpa im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 22. August 2015.
↑ abcCarex lasiocarpa Ehrh. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 7. November 2023.