Die Übertragung aller zur Gattung Enterovirus gehörenden Virusarten erfolgt vorwiegend fäkal-oral, jedoch kommt für einige Erreger wie beispielsweise die Rhinoviren auch die Tröpfcheninfektion als Infektionsweg in Frage. Ebenfalls möglich ist die diaplazentare (über die Plazenta) Übertragung der Viren mit Infektion des Fetus. Infizierte scheiden das Virus oftmals über mehrere Wochen mit dem Stuhl aus. Bei der Übertragung von Mensch-zu-Mensch spielen kontaminierte Hände die wichtigste Rolle. Enteroviren bleiben auf kontaminierten Gegenständen, zum Beispiel Spielsachen, über längere Zeit stabil. Solche Gegenstände gelten als mögliche Infektionsquelle, insbesondere bei intrafamiliären Ausbrüchen oder Kleinraumepidemien in kinderbetreuenden Einrichtungen.
Eine weitere Infektionsquelle ist kontaminiertes Trinkwasser. Nach einer Kontamination von Schwimmbädern oder Seen durch Fäkalien Infizierter ist eine Übertragung dieser Viren möglich, weswegen es oftmals zu Häufungen von aseptischen Meningitiden, insbesondere verursacht durch Echoviren, gerade unmittelbar nach heißen Sommertagen kommt.
Die Therapie erfolgt symptomatisch und richtet sich nach dem betroffenen Organsystem. Eine spezifische antivirale Therapie steht nicht zur Verfügung. An experimentellen Impfstoffen und antiviralen Mitteln wird gearbeitet. Zum Beispiel wirken Rinder- und menschliche Laktoferrine als Inhibitoren von EV71-Infektionen[3] und Ribavirin könnte ein potenzieller Anti-Drogen-EV71-Hemmer sein.[4] In den USA wurde 2006 als US-Patent 7090855 eine auch noch nachträglich wirkende Enterovirus-Prophylaxe patentiert.[5] Myocarditis wurde im Test erfolgreich mit Interferon-a behandelt.[6]Amantadin kann ebenfalls als allgemeiner Vermehrungshemmer für RNA-Viren das Immunsystem unterstützen.
Nach der Infektion resultiert eine vermutlich lebenslange serotypen-spezifischeImmunität. Begünstigt werden diese Infektionen durch schlechte hygienische Verhältnisse sowie eine mangelnde Wasserhygiene. Bei normaler Umgebungstemperatur sind die Erreger sehr stabil. Größere Ausbrüche werden regelmäßig berichtet, wie zum Beispiel im Sommer 2002 aus Athen, wo es zu Häufungen von Coxsackie-B-Virus-bedingten Myokarditiden mit Todesfällen gekommen war. In Deutschland werden bei größeren Ausbrüchen meist Echoviren, Serotyp 30, nachgewiesen, der eine aseptische Meningitis verursacht.
Vorbeugung
Ein Impfstoff steht für die meisten Virusarten nicht zur Verfügung. Maßnahmen zur Risikoreduzierung sind gründliches Händewaschen, ggf. mit Händedesinfektion bei Infizierten nach der Defäkation, Einhaltung hygienischer Maßnahmen bei der Zubereitung von Speisen, Verzehr von gekochten Speisen und geschältem Obst.
Meldepflicht
Nach dem Recht Sachsens[7] ist der direkte oder indirekte Nachweis von Enterovirus speciesnamentlich meldepflichtig, soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist.
Systematik
Die vorliegende Systematik folgt den Vorgaben des ICTV mit Stand November 2018,[8] Virusnamen und Akronyme haben wo nicht anders angegeben den Stand 2016.[9]
RV-A1, RV-A2, RV-A7, RV-A8 (inklusive A95), RV-A9 bis RV-A15, RV-A16, RV-A18 bis RV-A25, RV-A28, RV-A29 (inklusive A44), RV-A30 bis RV-A34, RV-A36, RV-A38 bis RV-A41, RV-A43, RV-A45 bis RV-A47, RV-A49 bis RV-A53, RV-A54 (inklusive A98), RV-A55 bis RV-A68, RV-A71, RV-A73 bis RV-A78, RV-A80 bis RV-A82, RV-A85, RV-A8 bis RV-A90, RV-A94, RV-A96, RV-A100 bis RV-A109
Humanes Rhinovirus C (HRV-C, teilweise auch HRV-A2, HRV-X) - abgetrennt von HRV-A
RV-C1 bis RV-C56
Zu- und Abgänge:
Die frühere Spezies Echovirus (echo – Akronym für englischenteric, cytopathic, human, orphan) gibt es als solche nicht mehr, die Viren zählen heute zur neu geschaffenen Gattung Parechovirus, soweit sie nicht als Subtypen der Spezies Enterovirus B der hier beschriebenen Gattung Enterovirus zugeschlagen wurden.[27]
Die drei Spezies der Rhinoviren wurden früher in eine eigene Gattung Rhinovirus derselben Familie Picornaviridae gestellt.
Die früher so genannten Porcinen Enteroviren (PEV) 1 bis 7 und 11 bis 13 werden umgekehrt jetzt als Porzines Teschovirus 1 bis 10, Spezies Teschovirus A (TeV-A) in die Gattung Teschovirus der Picornaviridae gestellt.
Das früher so genannte Porzine Enterovirus A (PEV-8) wird heute als Porcines Sapelovirus (PSV), Spezies Sapelovirus A (SAPV-A) in der Gattung Sapelovirus der Picornaviridae geführt.
Literatur
Werner Köhler, Eggers, Fleischer, Marre, Pfister, Pulverer [Hrsg.]; Rainer Ansorg et al.: Medizinische Mikrobiologie. 8., völlig neu bearbeitete Auflage. Urban & Fischer, München / Jena 2001, ISBN 3-437-41640-5.
↑Tung WS, Bakar SA, Sekawi Z, Rosli R: DNA vaccine constructs against enterovirus 71 elicit immune response in mice. In: Genet Vaccines Ther. 5. Jahrgang, 2007, S.6, doi:10.1186/1479-0556-5-6, PMID 17445254 (gvt-journal.com).
↑Li ZH, Li CM, Ling P et al.: Ribavirin reduces mortality in enterovirus 71-infected mice by decreasing viral replication. In: J. Infect. Dis. 197. Jahrgang, Nr.6, 2008, S.854–7, doi:10.1086/527326, PMID 18279075.
↑Patent US7090855B1: Prevention of Type 1 diabetes and other non-polio enterovirus diseases. Angemeldet am 12. März 2002, veröffentlicht am 15. August 2006, Erfinder: Heikki Hyoety, Mikael Knip.
↑§ 2 Nr. 7 Sächsische Infektionsschutz-Meldeverordnung. Vollzitat: Sächsische Infektionsschutz-Meldeverordnung vom 19. Juli 2024 (SächsGVBl. S. 745). In: revosax.sachsen.de. Abgerufen am 22. Oktober 2024 (Fassung gültig ab: 17. August 2024).