Bis in die 1970er-Jahre galt die Geschichte der erfolgreichen Entzifferung der Enigma als Britain’s best kept secret,[1]deutsch„Britanniens bestgehütetes Geheimnis“. Heute ist es Thema im Mathematik- und Informatikunterricht. Da nur wenige Geräte den Zweiten Weltkrieg überlebt haben (siehe auch Enigma-Exponate), sind Simulationen ein wichtiges Instrument in Forschung und Unterricht. Die Enigma ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Art. Es gibt Fachbücher, Romane, Theaterstücke und Filme, die sich mit der Maschine und deren Geschichte befassen. Simulatoren helfen, das Thema Enigma und die Geschichte zu verstehen.[2][3][4][5]
Die ersten Simulatoren wurden bereits im Zweiten Weltkrieg unter anderem von Alan Turing in Bletchley Park entwickelt.[6]
Neben reinen Software-Lösungen gibt es auch Nachbau-Projekte, die darüber hinaus anstreben, dem physischen Original in puncto Aussehen, Sound und Haptik möglichst nahe zu kommen, und dieses natürlich ebenso bezüglich Bedienung und Funktion nachbilden. Häufig werden auch hier moderne softwareunterstützte Lösungen bevorzugt, also eine maßgeschneiderte Elektronik, versehen mit einem geeigneten Mikrocontroller, entsprechend programmiert. Es existieren diverse kommerzielle Bausätze, die es dem Anwender erlauben, sich selbst für wenige hundert Euro eine mehr oder weniger authentische elektronische Replik der echten Enigma-Maschine zu erschaffen.
Das Non plus ultra der Enigma-Nachbauten stellen zweifellos vollständig mechanisch ausgeführte Kopien der Original-Maschine dar. Die besten Exemplare sind kaum mehr von einer fabrikneuen echten Enigma zu unterscheiden. Allerdings kommen solch handwerkliche Meisterstücke auch den Preisen recht nahe,[7] für die originale Maschinen gehandelt werden.[8]
Originalgetreu gestaltete und voll funktionsfähige Nachbildungen der Enigma werden durch Klaus Kopacz in Handarbeit hergestellt.[10][11]
Dazu benötigt er über dreitausend präzise gefertigte Einzelteile. Nach fünf Jahren Arbeit erhielt er als Ergebnis eine erste fertige Replik im Mai 2013. Danach folgten weitere, von denen bisher sechs für jeweils rund 50.000 Euro verkauft worden sind.[12]
ENIGMA R.D.E.
Seit 2019 läuft an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart das Projekt „ENIGMA R.D.E.“, wobei die etwas kryptische Abkürzung, lautmalerisch als „ready“ (deutschfertig) gelesen, für „Runterladen – Drucken – Einschalten“ steht. Ziel des Projekts ist die Erstellung einer vollständigen 3D-Druckvorlage, um anschließend die benötigten Einzelteile mithilfe eines 3D-Druckers kostengünstig (Ziel ist weniger als 300 Euro) drucken zu können. Zusammengesetzt ergibt sich die funktionsfähige Maschine.[13]
Réplicas Enigma
Hierbei handelt es sich um Attrappen der Enigma, die zwar täuschend echt deren äußeres Erscheinungsbild nachahmen, jedoch über keine innere Mechanik oder Elektrik verfügen und daher nicht zum Schlüsseln geeignet sind.[14] Sie können als Requisiten oder Schmuckstücke dienen.
Bausätze
Enigma-E
Bei der Enigma-E handelt es sich um einen modernen elektronischen Nachbau der Enigma, der als DIY kit verfügbar ist.[15] Der Bausatz enthält außer der unbestückten Leiterplatte(PCB) alle zum Zusammenbau benötigten Komponenten – mit Ausnahme eines Gehäuses. Ergänzt wird er durch ein etwa sechzigseitiges Handbuch, das einen Stromlaufplan, die Erläuterung des Zusammenbaus und die Bedienung der Enigma-E sowie historische Hintergrundinformationen und einige echte Enigma-Funksprüche enthält.
Als Ergänzung zur Enigma-E ist die Enigma-Uhr als separater Bausatz verfügbar, hier genannt UhrBox-E. Auch dieses Kit enthält außer der unbestückten Leiterplatte (PCB) alle zum Zusammenbau benötigten Komponenten – wieder mit Ausnahme eines Gehäuses.[18]
meinEnigma
Ein anderer elektronischer Bausatz zur Nachbildung der Enigma heißt meinEnigma. Auch hier ist das Ziel, eine funktionelle Replik der echten Maschine zu erschaffen. Ferner wird hier Wert darauf gelegt, neben der Funktion auch das „Look and Feel“, also Aussehen und Bedienung des Originals möglichst nachzubilden. Wie bei der Enigma-E, enthält der Bausatz eine unbestückte Leiterplatte mitsamt dazugehörigen elektronischen Komponenten, wie Widerständen, Spulen, Kondensatoren, Tasten, Leuchtdioden (als Ersatz der originalen Glühlämpchen) und Sieben-Segment-Anzeigen (anstelle der echten Walzenfenster) sowie drei spezieller SMD-Komponenten (Surface-mounted device), die den zur Emulation der Enigma notwendigen Programmcode enthalten.[19] Auch hier gehört zum Bausatz kein Gehäuse. Man ist also wieder darauf angewiesen, sich beispielsweise aus Sperrholz oder Metallblech selbst ein passendes herzustellen.
Im Gegensatz zur Enigma-E allerdings, entsprechen die Abmessungen von meinEnigma ungefähr denen der wirklichen Maschine. Auch die Positionen von Anzeige- und Bedienelementen, wie Tasten, Lampen und Steckbuchsen, stimmen hier gut mit denen des Originals überein. Darüber hinaus werden die Tasten- und Walzengeräusche der echten Enigma mithilfe von Klangdateien und eines kleinen Lautsprechers originalgetreu nachgebildet.[20]
Auch mit meinEnigma lassen sich unterschiedliche Enigma-Modelle emulieren. Dazu gehören auch hier die Enigma I, Enigma-M3 und Enigma-M4.[21]
Simulationsprogramme
Für viele unterschiedliche Plattformen, nicht nur für Windows, wurden inzwischen entsprechende Computersimulationsprogramme geschrieben, die Aussehen, Bedienung und Funktion der authentischen Enigma-Maschine eindrucksvoll und realitätsnah nachbilden. Zumeist kann die Software frei heruntergeladen werden und erlaubt so auf der eigenen Computer-Hardware die Simulation der originalen Enigma I und auch anderer Enigma-Modelle.
Die folgende Tabelle gibt eine (unvollständige) Übersicht über die Fülle der Computersimulationen, die inzwischen für die Enigma-Maschine mitsamt ihren Ergänzungen wie Enigma-Uhr und Umkehrwalze D (UKWD) geschrieben wurden. Besonders empfehlenswert für Windows-PCs ist die Simulation von Dirk Rijmenants.
CrypTool 2 -- Enigma-Verschlüsselung und Enigma-Kryptoanalyse[37]
Windows
A, B, D, K, M3, M4, Abwehr, Reichsbahn. GUI in Deutsch und Englisch
Nein
Nein
Literatur
Wolfgang Ertel, Lucia Jans, Walter Herzhauser, Joachim Fessler: An Enigma Replica and its Blueprints. In: Cryptologia. 2010, 35:1, S. 16–21, doi:10.1080/01611194.2010.533256.
↑Jürgen Bischoff: Operation Enigma – der stille Kampf der Codebrecher. In: GEO Epoche Kollektion. Nr. 14: Der Zweite Weltkrieg in Europa. (geo.de [abgerufen am 1. Oktober 2021]).
↑secunet Security Networks AG (Hrsg.): Enigma Model, Built 2018. Nr.2, 2018, ZDB-ID 2600151-2, S.30–33 (englisch, secunet.com (Memento vom 28. Oktober 2020 im Internet Archive) [PDF; 5,3MB; abgerufen am 25. Oktober 2020]).
↑Enigma R.D.E. Eine funktionsfähige ENIGMA zum Selberbauen – für unter 300 EUR. In: hdm-stuttgart.de, Hochschule der Medien Stuttgart, abgerufen am 25. Oktober 2020.
↑Réplicas Enigma, abgerufen am 24. Juni 2024 (spanisch, englisch, deutsch).
↑Enigma-E. Build your own Enigma. In: cryptomuseum.com, Crypto Museum, 15. Oktober 2017, abgerufen am 25. Oktober 2020 (englisch).
↑Gehäusezeichnung. (PDF; 123 kB) In: cryptomuseum.com, 8. Dezember 2003, abgerufen: 25. Oktober 2020 (englisch).
↑Francis Harry Hinsley, Alan Stripp: Codebreakers – The inside story of Bletchley Park. Oxford University Press, Reading, Berkshire 1993, S. 83, ISBN 0-19-280132-5.
↑UhrBox-E. Enigma-E expansion kit. In: cryptomuseum.com, Crypto Museum, abgerufen am 25. Oktober 2020 (englisch).