Witten, der Sohn des Physikers Louis Witten, machte seinen Bachelor-Abschluss 1971 an der Brandeis University, wobei er zunächst Geschichte studierte, ging dann an die Princeton University, wo er 1974 seinen Master-Abschluss in Physik machte und 1976 promovierte mit der Dissertation Some problems in the short distance analysis of gauge theories. 1976 ging er als Post-Doc an die Harvard University, wo er 1977 bis 1980 Junior Fellow war. 1980 wurde er Professor in Princeton und 1987 Charles-Simonyi-Professor für Mathematische Physik am Institute for Advanced Study in Princeton.[1] Seit Juni 2022 ist er Prof. Emeritus.[2][3]
Witten ist seit 1979 mit der italienischen Physikerin Chiara Nappi verheiratet.[5] Das Paar hat drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn (Daniela, Ilana und Rafael).[6] Witten hat insgesamt vier Geschwister, drei Brüder und eine Schwester. Sein Bruder Matt Witten ist TV-Drehbuchschreiber und Produzent (u. a. Dr. House).
Witten ist Agnostiker.[8] Gegenüber seiner jüdischen Herkunft erklärte er 2010 in einem Interview: "I'm sentimentally attached to the Jewish tradition in which i was raised in, but i don't take seriously the truth value of my own tradition or of other religious traditions."[9] In einem Interview aus dem Jahr 2017 antwortete er auf die Frage "Do you have any ideas about the meaning of existence?" mit "No."[10]
Lehre
Edward Witten hat viele bedeutende Beiträge zur Physik und Mathematik geleistet. Am bekanntesten sind seine grundlegenden Arbeiten zur Stringtheorie der 1980er Jahre (er ist mit Michael Green und John Schwarz Autor des zweibändigen Standardwerks Superstrings von 1986), doch er war auch maßgeblich an der „Zweiten Superstring-Revolution“ in den 1990er Jahren beteiligt, der Entdeckung von Dualitäts-Zusammenhängen zwischen den verschiedenen damals bekannten Superstring-Theorien und ihrer Lösungen. Die Liste seiner wichtigen Arbeiten auf diesem Gebiet ist sehr lang.
Den letzten Schritt zu einer Vereinheitlichung der fünf verschiedenen Superstringtheorien und der elfdimensionalen Supergravitation in der M-Theorie (M wahlweise für „magisch“, „rätselhaft“ [Original:„mystery“] oder „Membrane“, wie Witten einst scherzhaft schrieb,[11] ursprünglich aber „Membrane“ meinend[12]) legte er 1995 in einer Vorlesung an der University of Southern California dar. Die M-Theorie, die zurzeit noch nicht experimentell überprüft werden kann, wird von Stringtheoretikern als derzeit aussichtsreichster Kandidat für eine vereinheitlichende Theorie angesehen, welche die Quantenmechanik und die allgemeine Relativitätstheorie vereinen könnte.
Ludwig Faddejew, Michael Atiyah: On the Work of Edward Witten in Ichirō Satake (Hrsg.): Proceedings of the International Congress of Mathematicians, August 21–29, 1990, Kyoto, Japan, Springer, 1991 (englisch; Laudatio für Fields-Medaille 1990; online)
↑Edward Witten, Five-branes and M-Theory On An Orbifold, Nucl. Phys. B, Band 463, 1996, S. 383–397, Arxiv.
↑John Schwarz: The Power of M Theory. Phys. Lett. B, Band 367, 1996, S. 97–103, Arxiv
↑E. Witten: Quantum Field Theory and the Jones Polynomial. Comm. Math. Phys., Band 121, 1989, S. 351, Project Euclid
↑Witten, Topological Quantum Field Theory. Comm. Math. Phys., Band 117, 1988, S. 353–386, Project Euclid
↑Witten, Supersymmetry and Morse Theory. J. Diff. Geom., Band 17, 1982, S. 661–692, Project Euclid
↑Kapustin, Witten, Electric-magnetic duality and the geometric Langlands program, Communications in Number Theory and Physics, Band 1, 2007, S. 1–236, Arxiv
↑Witten A simple proof of the positive energy theorem, Commun. Math. Phys., Band 80, 1981, S. 381–402.