Am 1. Februar 1911 kehrte Kulenkamp wieder in den Staatsdienst zurück. Der Senat hatte ihm am 28. Januar den Titel Landgerichtsrat verliehen.[9]
Wenige Jahre nachdem Kulenkamp in Lübeck zu wirken begann, verlegte er seine Wohnung von der Breiten Straße 43, wo sich auch sein Büro befand, in die Musterbahn 1. Kurze Zeit später ließ er sich die noch heute das Familienwappen tragende Villa an der am abzweigenden Kaiser-Friedrich-Platz gelegenen entstehenden Kaiser-Friedrich-Straße als deren Gebäude Nr. 15 bauen. 1900 wurde es bezogen.
Beim Gasangriff am 22. April 1915, erster Tag der Zweiten Ypernschlacht, fiel Kulenkamp in Steenstraate an der Yser. Sein Grab befindet sich auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Langemark, Block A Grab 2199.[11] In Lübeck wurde für ihn ein Ehrenmal auf dem Ehrenfriedhof errichtet. Dieses steht etwa einen halben Meter oberhalb auf der anderen Seite des den Ehrenhain umschließenden Weges in Form einer mannshohen Säule dessen Schaft von einem Kapitell in Form eines Dreiecksgiebels gekrönt wird. Den Giebel schmückt das Familienwappen. Auf dem Schaft folgte der Name samt akademischen Grad, sein ziviles Amt und militärischer Rang. Nach den Daten mit den dazugehörigen Geburts- und Sterbeorten schließt, was das Ehrenmal in Lübeck einzigartig macht, eine Abbildung des auf dem obigen Fotos gezeigten Degens die Beschriftungen ab.
Seit Kulenkamps Tod bewohnten seine Kinder die Villa und veräußerten sie 1917 an den KaufmannFerdinand Kayser.
Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit
Auf der Versammlung der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit am 10. November 1896 wurde Kulenkamp in das Amt eines Schriftführers im Vorstand gewählt.[12] Am 13. März 1900 trat er von der Schriftführung in den Kreis der Vorsteher zurück.[13] Der Rechtsanwalt Fehling wurde am 31. März 1903 an Stelle des ausscheidenden Kulenkamps in den Vorstand der Gesellschaft gewählt.[14]
Von 1909 bis 1913 war er zudem Mitglied der Geographischen Gesellschaft. Seit 1911 war er zudem Mitglied des Vereins zur Fürsorge für entlassene Gefangene und sittlich Verwahrloste.
Für seine reiche Erfahrung und sein maßgebendes Urteil in Angelegenheiten der Kunst wurde Kulenkamp allseitig anerkannt. So wurde er an Stelle des ausscheidenden G. F. Schwartzkopf am 6. Januar 1903 als einer Vorsteher des Gewerbemuseums gewählt.[15] Auf der Versammlung vom 10. November 1903 wurde er zudem zum Mitglied des Ausschusses der Redaktion der Lübeckischen Blätter gewählt. Im selben Jahr wurde er ebenfalls zu einem Vorsitzenden der Sachverständigenkammer für Bildende Künste ernannt.
Kulenkamp schied im Jahre 1909 sowohl aus dem Vorstand des Gewerbemuseums, als auch aus dem Redaktionsausschuss der Lübeckischen Blätter aus.
Schon früh war er in der Welt der Schönen Künste heimisch und schon bald nach seinem Eintritt in den Verein von Kunstfreunden im Jahr 1891 avancierte er zu dessen Seele. Am 21. Oktober 1901 wurde ein außerordentlicher Beratungsabend abgehalten. Gustav Schaumann, der zweite Vorsitzende des Vereins, teilte mit, dass Krüger, der bisherige erste Vorsitzende, gesundheitsbedingt aus seinem Amte schiede. Bei der Wahl seines Nachfolgers ist Kulenkamp einstimmig erwählt worden.[16] Bis 1908 sollte er nun die Geschicke des Vereins leiten. In dieser Zeit stellte er den Verein in den Dienst praktischer Kunstaufgaben und wirkte auf diesem Wege kunsterzieherisch auf ihn ein. So erbrachte er zunächst durch den Fassadenwettbewerb den Beweis, dass sich die hergebrachte Bauweise Lübecks, richtig entwickelt, durchaus mit den Anforderungen des modernen Lebens und Verkehrs vereinigen lässt. Durch eine wichtige Bestimmung der neuen Bauordnung, für welche Kulenkamp sich einsetzte, wurde der angebahnten Erhaltung des Stadtbildes Nachdruck verliehen. Es folgte der Ideenwettbewerb zur Gewinnung eines Bebauungsplanes für die Straßen und Plätze zwischen dem Holstentor und dem Lindenplatz und der Wettbewerb zur Ausgestaltung der Neubauten am Burgtor. Während die Lösung des ersten Projektes bei seinem Tod noch ausstand, so konnte er das erfreuliche Stadtbild beim Letzteren als sein eigenstes Werk ansprechen. So war es seinen energischen Bemühungen zu verdanken, dass er schon 1908 den in Lübeck abgehaltenen Denkmalspflegetag und dem deutschen Bunde für Heimatschutz, dem er seit 1907 angehörte, das Burgtor ohne die es so lange entstellendenAnbauten zeigen konnte.
Mit harten Kämpfen ist auch eine andere künstlerische Tat verbunden gewesen. Die Stadt wurde vom UechtritzschenKaiser-Wilhelm-Denkmal „befreit“. Sein Verdienst hierbei war unbestreitbar. Als Anerkennung wurde Kulenkamp dadurch zuteil, dass er in die neue Kommission zur Bauordnung für ein Kaiserdenkmal berufen wurde.[17]
Der Verein für Kunstfreunde wurde unter Kulenkamps Führung Mitglied des Bundes für Heimatschutz. Bald jedoch stellte sich heraus, dass für die umfassenderen Aufgaben des Heimatschutzes eine Lübecker Ortsgruppe des Bundes ins Leben gerufen werden musste. Als seine satzungsmäßige Amtszeit im Verein für Kunstfreunde 1908 ablief, stellte er dem neuen Verein seine Erfahrung als zweiter Vorsitzender zur Verfügung und erwarb sich auch dort Verdienste im Schutz gegen Zerstörung und Verunzierung seiner Heimat. Bereits 1912 wurde er bereits wieder in den Vorstand des Vereins von Kunstfreunden berufen.
Im Anschluss an die gemeinsame Sitzung des Vereins für Heimatschutz mit dem Verein für Kunstfreunde am 13. November 1913 rückte Kulenkamp mit seinem Referat über die Ausgestaltung des Holstentorplatzes jenen Punkt wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.[18]
Für die Wahl zur Ergänzung des Vorstandes für den ausscheidenden Schlodtmann wurde im Januar 1914 wieder Kulenkamp in den Vereinsvorstand gewählt.[19]
Auch zu dem auswärtigen Kunstleben hatte Kulenkamp vielerlei Beziehungen. Diese pflegte er auf seinen Reisen zu den Tagungen des Vereins für Denkmalpflege sowie ds Bundes für Heimatschutz.
Auch von der persönlichen Freundschaft Kulenkamps mit Lichtwark sollte das lübeckische Kunstleben andauernd profitieren.
Familie
Verheiratet war Kulenkamp mit Natalia Ignazia Silvia geb. Mannhardt, einer Tochter von Julius Mannhardt. Sie hatten drei Kinder. Maria Mercedes Helene (* 8. Mai 1895 in Lübeck; † 13. Mai 1985) gab 1915 als Helene die Todesanzeigen auf. Bereits 1914 hatte sie sich zum freiwilligen Militär-Kranken-Dienst beim Roten Kreuz gemeldet. Gegen den Willen ihrer Eltern absolvierte sie dort eine Ausbildung zum Krankenpfleger.[20]
Literatur
Eduard Kulenkamp auf Erinnerungstafel, von Emanuel Benda, Vaterstädtische Blätter Jahrgang 1914/15, Nr. 33, Ausgabe vom 16. Mai 1915, S. 133–135.
Landgerichtsrat Dr. Eduard Kulenkamp †. von Dr. Pabst und Dr. Oemmler in: Lübeckische Blätter, 57. Jg., Nummer 18, Ausgabe vom 2. Mai 1915, S. 280–282.
Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit. In: Lübeckische Blätter, 57. Jg., Nummer 27, Ausgabe vom 4. Juli 1915, S. 389.
↑Hermann Genzken: Die Abiturienten des Katharineums zu Lübeck (Gymnasium und Realgymnasium) von Ostern 1807 bis 1907. Borchers, Lübeck 1907 (Digitalisat), Nr. 834
↑Local- und vermischte Notizen. In: Lübeckische Blätter; 56. Jg., Nummer 86, Ausgabe vom 28. Oktober 1891, S. 512.
↑Local- und vermischte Notizen. Lübeckische Blätter 56. Jg., Nummer 100, Ausgabe vom 16. Dezember 1891, S. 596.
↑Local- und vermischte Notizen. In: Lübeckische Blätter; 57. Jg., Nummer 76, Ausgabe vom 21. September 1892, S. 443.
↑Local- und vermischte Notizen. In: Lübeckische Blätter; 59. Jg., Nummer 15, Ausgabe vom 21. Februar 1894, S. 116.
↑Lokale Notizen. Lübeckische Blätter 66. Jg., Nummer 40, Ausgabe vom 6. Oktober 1901, S. 495.
↑Lokale Notizen. In: Lübeckische Blätter; 67. Jg., Nummer 3, Ausgabe vom 19. Januar 1902, S. 39.
↑Wochen-Chronik. In: Vaterstädtische Blätter, Jahrgang 1911, Nr. 6, Ausgabe vom 5. Februar 1911, S. 24.
↑ Der Schriftsteller Werner Beumelburg prägte später den Begriff der „Kinderregimenter“. In seinen Büchern bezeichnete er die aus unerfahrenen Kriegsfreiwilligen bestehenden in Flandern eingesetzten neuen Regimenter, zu deren Mannschaften er seinerzeit auch gehört hatte, aufgrund des Alters ihrer Soldaten als „Kinderregimenter“.
↑Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit. In: Lübeckische Blätter; 61. Jg., Nummer 58, Ausgabe vom 15. November 1896, S. 471.
↑111. Jahresbericht der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit. In: Lübeckische Blätter; 65. Jg., Nummer 96, Ausgabe vom 11. November 1900, S. 593.
↑Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit. In: Lübeckische Blätter; 68. Jg., Nummer 14, Ausgabe vom 5. April 1903, S. 179.
↑Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit. In: Lübeckische Blätter; 68. Jg., Nummer 2, Ausgabe vom 11. Januar 1903, S. 17.
↑Verein von Kunstfreunden. In: Lübeckische Blätter; 66. Jg., Nummer 43, Ausgabe vom 27. Oktober 1901, S. 528.
↑Verein von Kunstfreunden. In: Lübeckische Blätter; 67. Jg., Nummer 6, Ausgabe vom 9. Februar 1902, S. 68.
↑Verein für Heimatschutz. In: Lübeckische Blätter; 78. Jg., Nummer 46, Ausgabe vom 16. November 1913, S. 746.
↑Verein von Kunstfreunden. In: Lübeckische Blätter; 79. Jg., Nummer 4, Ausgabe vom 25. Januar 1914, S. 66.