Ebensee liegt auf 443 m Höhe im Traunviertel am Südufer des Traunsees. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 15,2 km, von West nach Ost 22,1 km. Die Gesamtfläche beträgt 194,5 km². 63,7 % der Fläche sind bewaldet. Neben dem Traunsee liegen im Gemeindegebiet noch der Vordere und Hintere Langbathsee sowie der Offensee. Im Westen befindet sich das Höllengebirge mit dem Hausberg Feuerkogel. Im Osten beginnen die Oberösterreichischen Voralpen. An der Südgrenze beginnt das Tote Gebirge. Dort befindet sich der Schönberg2093 m ü. A., die höchste Erhebung des Gemeindegebiets.
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst elf Ortsteile (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
Ursprünglich im Ostteil des Herzogtums Bayern liegend, gehörte die Gegend seit 1180 zum Herzogtum Steiermark, das 1192 die österreichischen Babenberger erbten. Der Ort Ebensee wurde erstmals 1447 erwähnt.
Da wegen akuten Holzmangels in der Umgebung von Hallstatt das dortige Sudhaus nicht weiter ausgebaut werden konnte, befahl Kaiser Rudolf II. 1596 von Prag aus die Errichtung eines neuen Pfannhauses (Saline) in Ebensee, die Saline Ebensee, welche ab 1604 realisiert wurde. Am 8. Februar 1607 konnte das erste Salz gesotten werden. Die notwendigen Arbeitskräfte für das Sudhaus rekrutierte man hauptsächlich in Hallstatt, die Holzknechte in Aussee. Die Zuleitung der Sole erfolgte über eine fast 40 km lange Soleleitung vom Hallstätter Salzberg, die unter der technischen Leitung des Ischler Waldmeisters Hans Kalß errichtet wurde – diese ist noch immer in Betrieb, und die Soleleitungsbrücke Gosauzwang gehört zum UNESCO-Welterbe Hallstatt–Dachstein/Salzkammergut.
Bevölkerungsentwicklung, neue Gewerke und wachsende Infrastruktur
Im Jahr 1625 hatte Ebensee schon 1.000 Einwohner. Der Bau einer eigenen katholischen Kirche begann 1729. Die Kirche unterstand dem Kloster Traunkirchen. Ebensee wurde 1771 erst Vikariat und 1786 selbständige Pfarre. Als man 1733 den Salinenarbeitern den freien Faschingsdienstag nehmen wollte, kam es zur „Faschingdienstagrevolte“.
Die Saline, zahlreiche Häuser und der Kirchturm wurden 1835 bei einem Großbrand zerstört. Bei der Märzrevolution 1848 wurde in Ebensee eine Nationalgarde aufgestellt. Ein erster Telegraf wurde 1866 in Ebensee errichtet. Der Anschluss von Ebensee an das österreichische Eisenbahnnetz erfolgte 1877 durch die Salzkammergutbahn, eine Nebenbahn der Rudolfsbahn. Die Bahnstrecke führt von Attnang-Puchheim in Oberösterreich nach Stainach-Irdning in der Steiermark. Dadurch sollte der einsetzende Fremdenverkehr gefördert werden und der gewaltige Brennstoffbedarf der Salinen, der durch die immer knapper werdenden Waldbestände nicht mehr gedeckt werden konnte, durch die Versorgung mit Kohle abgedeckt werden. Die Brüder Alfred und Ernest Solvay errichteten 1883 eine Ammoniak-Soda-Fabrik, die Solvay-Werke in Ebensee. Im Jahr 1887 wurde die Freiwillige Feuerwehr Ebensee gegründet.
Die Einführung elektrischen Stroms erfolgte 1907 nach dem Bau eines Elektrizitätswerkes am Offenseebach. Während des Ersten Weltkriegs fielen 218 Einwohner, 6 weitere wurden vermisst. Zudem war der Ort 1917 von einer großen Hungersnot betroffen.
Auf dem Gelände des Konzentrationslagers wurde nach 1945 ein DP-Lager für jüdische „Displaced Persons“ eingerichtet. Aufgrund von Spannungen wurden die meisten jüdischen DPs nach Bad Gastein verlegt.
Durch die Traunverbauung wurde von 1951 bis 1957 ein Hochwasserschutz aufgebaut.
Die evangelische Kirche wurde 1953 eingeweiht.
Eine neue Spannbetonbrücke über die Traun wurde 1954 errichtet.
Im Jahr 1957 fand die 350-Jahr-Feier des Ortes statt.
Am 23. September 1963 verübten italienische neofaschistische Terroristen Sprengstoffanschläge auf Saline, Feuerkogelseilbahn und Löwendenkmal. Dabei wurde ein Gendarm getötet und vier weitere Personen verletzt.[3]
Das neue Rathaus mit Nebeneinrichtungen wurde 1973 eröffnet. Die Saline wurde 1979 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Im gleichen Jahr wurde eine neue Groß-Saline in Ebensee/Steinkogl erschlossen und das Heimatmuseum im Salinenverwesamt eröffnet.
Eine neue Feuerkogel-Seilbahn wurde 1986 in Betrieb genommen.
Im Jahr 1988 erhielt Ebensee den Titel Jugendfreundlichste Gemeinde Oberösterreichs.
Das KV Kino Ebensee wurde 1992 mit dem oberösterreichischen Landeskulturpreis ausgezeichnet und die Kunsttagesreise Prä-Post-Brunft (Christoph Herndler, Reinhard Kannonier, Georg Nussbaumer, Walter Pilar & Norbert Schweizer) mit dem oberösterreichischen Förderungspreis für alternative Kulturarbeit.
Im Jahr 1995 fand eine große internationale 50-Jahr-Feier der Befreiung des KZ Ebensee statt. Ein Jahr später wurde der KZ-Gedenkstollen eröffnet. Der ehemalige Inhaftierte im KZ Ebensee, Roberto Castellani aus Prato, wurde 1997 Ehrenbürger der Marktgemeinde Ebensee.
Das Zeitgeschichte Museum Ebensee wurde 2001 eröffnet. Im Jahr 2002 wurde Ebensee „Fahrradfreundliche Gemeinde“ sowie „Klimabündnisgemeinde“. Von 2004 bis 2005 erhielt Ebensee einen neuen Hochwasserschutz. Ebensee wurde 2005 Österreichs erste „attac-Gemeinde“. Am 30. September 2005 schloss Solvay die Soda-Produktion. Im Jahr 2007 wurde die 400-Jahr-Feier der Gemeinde veranstaltet. Ebensee beteiligte sich 2008 an der dezentralen oberösterreichischen Landesausstellung „Salzkammergut“ mit dem Projekt „Heimat – Himmel & Hölle – Migration im Salzkammergut“.
Am 5. Juli 2017 wurde bei der Gemeinderatssitzung die Umbenennung von Ebensee in Ebensee am Traunsee beschlossen.[4] Am 31. Oktober 2017 wurde die Umbenennung vom Land Oberösterreich genehmigt.[5]
Bevölkerung
Im Jahr 1905 wurde in einer deutschen Tageszeitung darüber berichtet, dass es im Ort überdurchschnittlich viele alte Menschen (über 80 Jahre) gab: 51 von rund 8000. Für diese Personen veranstaltete die Gemeinde, allen voran der Bürgermeister, ein Fest der Alten mit einer Festrede im Rathaus, einem Festzug zur Kirche und einem Festessen in der Post.[6]
Die Einwohnerzahl entwickelt sich aber stetig rückläufig, 2009 sank die Einwohnerzahl auf unter 8.000.
KZ Gedenkstollen: Die Gedenkausstellung im KZ Gedenkstollen zeigt Dokumente zum Lageraufbau und Fotoaufnahmen der amerikanischen Befreiungstruppen. Es gibt Führungen durch das Lagergelände. Der KZ Gedenkstollen befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen 'Arbeitslagers Zement', nahe der Finkerleiten-Siedlung, etwa drei Kilometer südöstlich von Ebensee.
Zeitgeschichte Museum Ebensee: befindet sich in einem alten Schulgebäude aus dem Jahr 1779 direkt im Ortszentrum. Das Museum zeigt die Geschichte des Salzkammerguts von 1918 bis 1955.
Daneben gibt es im Ort das
Heimatgeschichtliches museum.ebensee: Das Museum befindet sich im unter Denkmalschutz stehenden 'Verwesamt' – der ehemaligen Salinendirektion- das von 1605 bis 1852 bestand. Das 1974 eröffnete Museum mit Schwerpunkt zum Thema Salzgewinnung, Salinengeschichte und Forstwirtschaft, aber auch anderen Ausstellungsstücken, wie z. B. zum „Fetzenfasching“ werden gezeigt.
Kino Ebensee: ist eine Kulturstätte mit Programmkino und Veranstaltungsort für das Filmfestival Festival der Nationen sowie für Konzerte aus dem Bereich Rock/Pop/World.
Rindbachfälle: der Rindbach-Wasserfall befindet sich auf Gemeindegebiet
Naturschutzgebiet Langbathseen: das Naturschutzgebiet mit Vorderem und Hinterem Langbathsee befindet sich auf dem Gemeindegebiet von Ebensee; am Vorderen Langbathsee liegt das für Kaiser Franz Josef erbaute Jagdschloss Langbathsee.
Regelmäßige Veranstaltungen
Filmfestival Festival der Nationen: das 'Festival der Nationen' – das internationale Filmfestival für nichtkommerziellen Film (Amateurfilm) – fand von 1973 bis 2013 jährlich in Ebensee statt. Veranstaltungsort war das Kino Ebensee.
Fetzenfaschings-Umzug: Jedes Jahr findet am Rosenmontag der Ebenseer Fasching mit dem Fetzenfaschingsumzug statt.
Seine wirtschaftliche Existenz verdankt die Gemeinde Ebensee am Traunsee der Salzproduktion. 1607 wurde das erste Sudhaus errichtet, damit war die weitere Geschichte des Ortes untrennbar mit dem Pfannhaus (Saline) verbunden. Als sich 1883 mit den Solvay-Werken ein weiterer salzverarbeitender Großbetrieb in Ebensee ansiedelte,[7] wurden Industriearbeitsplätze die wichtigste Erwerbsquelle der regionalen Bevölkerung. Dazu kamen florierende mittelständische Betriebe – etwa in der holzverarbeitenden Industrie, aber auch eine Vielzahl von Nahversorgern – die Ebensee zu einem Aufschwung verhalfen.
Zwischenzeitlich musste die lokale Wirtschaft struktur- und globalisierungsbedingten Entwicklungen Rechnung tragen. In den letzten Jahren (Stand um 2010) konnte allerdings eine Trendumkehr erreicht werden, und mit der Ansiedelung neuer Betriebe scheint eine positive wirtschaftliche Zukunft gesichert. Ehrgeizige Initiativen sollen die Tourismuswirtschaft ankurbeln und Ebensee mit seinem attraktiven Gästeangebot auch im Fremdenverkehr neu positionieren.
Ebensee am Traunsee liegt an der Salzkammergutbahn und hat einen Bahnhof und zwei Haltestellen.
Die Bahnhaltestelle Ebensee Landungsplatz liegt näher beim Ortszentrum und beim See. Sie besteht aus einem Bahnhofsgebäude mit Fahrkartenautomat sowie einer Bushaltestelle und einem Bahnsteig. Hier halten alle Regional- und Regional-Express-Züge der Salzkammergutbahn.
Der eigentliche Bahnhof Ebensee am Traunsee liegt etwas abseits des Zentrums in südlicher Richtung. Er besteht aus einem Bahnhofsgebäude mit einer Wartehalle, einem WC und einem Fahrkartenautomaten. Es gibt drei ebenerdige Bahnsteige. Hier hält auch der InterCity von/nach Wien. Fahrkarten können nur noch am Fahrkartenautomaten gekauft werden.
In Richtung Bad Ischl folgt die Haltestelle Steinkogel, an der nur Regionalzüge halten.
Pumpspeicherkraftwerk
Die Energie AG plant seit 2010 ein Pumpspeicherkraftwerk Ebensee. Im Februar 2012 wurde das Projekt präsentiert:[8] Der Traunsee dient als Unterbecken auf 422,6 m ü. A. Die Pumpturbine mit etwa 150 bis 170 MW Leistung soll sich in einer Kaverne westlich des Sees befinden, der Speichersee auf 916 m ü. A. mit einem ca. 50 m hohem Staudamm läge auf ca. 884 – 916 m im Rumitzgraben nordwestlich des Großen Sonnsteins. 2017 erfolgte die UVP,[9] im August 2021 wurde das Vorprojekt gestartet, mit 235 Mio. € voraussichtlichen Baukosten das teuerste Alleinprojekt der Energie AG.[10] Der Spatenstich erfolgte am 21. Oktober 2023. Die kalkulierten Kosten stiegen inzwischen auf 451,3 Mio. €.[11][12]
„In Blau eine goldene, eingebogene Spitze; darin auf grünem Boden ein grüner Nadelbaum, dahinter eine blau-silberne, gewellte Wasserfläche und ein grauer, felsiger Berg. In den Oberwinkeln rechts drei silberne, eins zu zwei gestellte Salzstöcke, links eine goldene, aufrechte Spitzhacke. Übergelegter roter Balken, darin aus den Schildrändern wachsende, mit schwarzen Ärmeln und goldenen Manschetten bekleidete Treuhände.“
Die Gemeindefarben sind: Grün-Weiß-Rot.
Das Marktwappen wurde Ebensee 1929 von der oberösterreichischen Landesregierung verliehen, allerdings bereits seit 1919 ohne Genehmigung von der Gemeinde verwendet. Die Tanne verweist auf die bedeutende Forstwirtschaft, Wasser und Berg verdeutlichen die Lage am Traunsee mit dem markanten Traunstein. Salzstöcke und Spitzhacke stehen für die Saline, und der „brüderliche Handschlag“ symbolisiert die Solidarität der Arbeiterbewegung.[16]
Franz Engl[18] (1914–1995), Lokalpolitiker, Pädagoge, Autor und Kustos des Heimathauses Schärding
Hans Gillesberger (1909–1986), Chorleiter, Kapellmeister und künstlerischer Leiter der Wiener Sängerknaben, stellvertretender Chordirektor der Wiener Staatsoper
Rudolf Ippisch (1878–1953), Schuster, Pionier, Betreiber der Traunseeschifffahrt, Erfinder und Erbauer der Seilbahn auf den Feuerkogel (1927)
Frederick Xavier Katzer (1844–1903, geboren als Franz Xaver Katzer), römisch-katholischer Erzbischof von Milwaukee, USA, Gedenktafel am Geburtshaus in der Langbathstraße
Johannes Kienesberger (1919–1999), akademischer Bildhauer, Maler und Steinmetz[19]
Leopold Spitzer (1942–2020), Univ.-Prof., Gesangspädagoge, Musikwissenschafter, Hugo-Wolf-Forscher; Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
Josef Steinkogler (1954–2024), Politiker (ÖVP), Vizebürgermeister und Mitglied des Bundesrates
Erik Wirl (1884–1954), Opernsänger (Tenor) und Schauspieler
Personen mit Beziehung zur Gemeinde
Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1877–1954), Schriftsteller und Zeichner, verbrachte viele Sommer in seiner Villa im Ortsteil Rindbach
Sigrid Kirchmann (* 1966), ehemalige Hochspringerin und Siebenkämpferin, erste österreichische WM-Medaillengewinnerin im Hochsprung, aufgewachsen und wohnhaft in Ebensee
Engelbert Koller: 350 Jahre Salinenort Ebensee. In: Oberösterreichische Heimatblätter. 11 1957 2, S. 81–96, Digitalisat (ooegeschichte.at [PDF; 1,7 MB])
Walter Rieder; Diözese Linz (Hrsg.): Ebenseer Pfarrbuch. 275 Jahre Kirche von Ebensee 1729–2004. (pdf, Rohfassung)
Frauenforum Salzkammergut (Hg.), Publikation anlässlich des 400 Jahre Jubiläums von Ebensee: Frauen – Geschichte – Ebensee (frauenforum-salzkammergut.at)
Weblinks
Commons: Ebensee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Solvay wurde 2015 von Imerys übernommen. Asamer kauft 18 Hektar in Ebensee und will einen Industriepark aufziehen. In: OÖNachrichten. 21. September 2024, S.9.
↑Walter Rieder: 400 Jahre Salinenort Ebensee: Von 1898 bis zur Gegenwart / mit dem Bildteil „Ebensee heute“ von Reinhard Hörmandinger. Walter Rieder, 2007, ISBN 978-3-901572-12-8 (google.at [abgerufen am 15. Mai 2016]).