Profil (Eigenschreibweise profil) ist ein österreichischesNachrichtenmagazin. Es wurde 1970 von Oscar Bronner, der zuvor bereits das Wirtschaftsmagazin Trend geschaffen hatte und 1988 die Tageszeitung Der Standard auf den Markt brachte, als Monatsmagazin gegründet. 2008 wurde die Zeitschrift als „wichtigstes österreichisches Nachrichtenmagazin“ bezeichnet.[3] Das Magazin wird manchmal als österreichisches Gegenstück zum Spiegel angesehen.[4]
Profil erschien am 7. September 1970 zum ersten Mal; die Titelgrafik hatte Erich Sokol gezeichnet, der Aufmacher lautete FPÖ zwischen Macht und Pleite. Die Auflage betrug 25.000 Stück, der Heftpreis lag bei 20 Schilling. Anfänglich monatlich publiziert, erschien Profil ab Oktober 1972 14-täglich und wird seit Jänner 1974 wöchentlich publiziert. Im Juni 1979 wurde der Erscheinungstag von Dienstag auf Montag vorverlegt.
In seinem Brief des Herausgebers zur ersten Ausgabe formulierte Oscar Bronner den Gründungsgedanken der Zeitschrift so:
„Wir sind der Meinung, dass es in Österreich endlich eine Zeitschrift geben sollte, die intelligente Menschen unabhängig von allen Interessengruppen über die Hintergründe des politischen, kulturellen und sonstigen Geschehens informiert. […] Im übrigen aber sehen wir unsere Aufgabe weniger darin, selbst Kritik zu üben, als darin, die Hintergründe des Geschehens mit so viel Informationsmaterial wie möglich so transparent zu machen, dass sich der Leser selbst ein Urteil bilden kann.“[5]
Die Redaktion bezog die Räumlichkeiten einer ehemaligen Blusenfabrik in der Wiener Marc-Aurel-Straße. Zur Gründergeneration gehörten neben Bronner auch Peter Michael Lingens, damals Gerichtsreporter der Tageszeitung Kurier, Helmut Voska, Claus Gatterer und Jens Tschebull, der auch Chefredakteur von Trend war.
Erstmals sorgte Profil mit seiner Ausgabe vom 2. Februar 1971 (Heft Nr. 6) für überregionales Aufsehen. Die Ausgabe wurde gleich zwei Mal beschlagnahmt, beim zweiten Mal auf Betreiben des Wiener Bürgermeisters Felix Slavik. Profil hatte über Grundstücksgeschäfte seines Schwagers berichtet. Der Skandal bescherte der Zeitschrift große Bekanntheit und steigende Abonnentenzahlen, das Magazin wurde zur ersten Adresse für Whistleblower und Insider-Informanten. Um durch Beschlagnahmungen nicht finanziell ruiniert zu werden, wurden die Profil-Dokumente eingeführt, ein Heft im Heft, in dem besonders brisante Artikel erschienen und die bei Beanstandung unkompliziert entfernt werden konnten. Zu den Tippgebern der frühen Jahre zählte auch der Wiener Bauingenieur Alfred Worm, der unter anderem den sogenannten Bauring-Skandal aufdeckte und als Investigativ-Journalist bei Profil anheuerte.[6]
1974 verkaufte Bronner 51 Prozent der Anteile am Trend- und Profil-Verlag für 18 Millionen Schilling an die Kurier-Gruppe, den Großteil vom Rest verschenkte er an langjährige Mitarbeiter.[7]
Im Jahr 1980 deckte Alfred Worm in einer Serie von Artikeln den AKH-Skandal[8] auf: Im Zuge des Neubaus des Wiener Allgemeinen Krankenhauses waren einem Spitzenbeamten der Stadt Wien und seinen Komplizen Schmiergelder in Millionenhöhe zugeflossen. Der Skandal hatte auch politische Folgen, weil mehrere der handelnden Personen engen Kontakt zu Spitzenpolitikern der Sozialdemokratischen Partei Österreichs pflegten.[9]
Am 3. März 1986 zitierte Hubertus Czernin in der Zeitschrift Dokumente aus der Zeit des ehemaligen UN-Generalsekretärs und damaligen Bundespräsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim in der Wehrmacht. Unter anderem ergaben die Dokumente zweifelsfrei, dass Waldheim Mitglied der nationalsozialistischen SA gewesen war.[10] Im weiteren Verlauf der Waldheim-Affäre wurde auch die mögliche Verwicklung Waldheims in NS-Kriegsverbrechen thematisiert.
Am 25. März 1995 löste Profil mit einer Coverstory über den „Fall Groer“[11] einen der größten Skandale der jüngeren österreichischen Kirchengeschichte aus. Ein ehemaliger Zögling des Wiener Erzbischofs Kardinal Hans Hermann Groer hatte Profil-Chefredakteur Josef Votzi berichtet, Groer habe ihn als Schüler sexuell missbraucht. Es meldeten sich bald weitere mutmaßliche Opfer des Kardinals. Die Affäre führte zum Rücktritt Groers, dem als Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn nachfolgte, sowie zum Kirchenvolksbegehren.
Umstrukturierung 2022/23
Im Dezember 2022 wurde bekannt, dass Richard Grasl neben seiner journalistischen Tätigkeit für den Kurier zusätzlich Profil-Geschäftsführer wird.[12] Am gleichen Tag wurde bekannt, dass Christian Rainer seine Tätigkeit als Chefredakteur und Herausgeber von Profil beendet.[13] Die Redaktion sah sich aufgrund der Bestellung Grasls veranlasst, öffentlich die „unantastbare journalistische Unabhängigkeit“ des Magazins zu betonen[14]. Gleichzeitig wurden seitens der Geschäftsführung drei Profil-Redakteure dem Betriebsrat zur Kündigung angemeldet. Geschäftsführer war zu diesem Zeitpunkt Thomas Kralinger, Chefredakteur Christian Rainer. Hintergrund der Kündigungen war die schlechte wirtschaftliche Situation des Magazins. Eine Kündigung wurde unter dem neuen Management zurückgezogen. Eine weitere Profil-Journalistin ging in Pension. Mit Michael Nikbakhsh einigte man sich einvernehmlich[15].
Neuer Herausgeber wurde im Jänner 2023 die von Grasl geführte Redaktions-GmbH.[16] Neue Chefredakteurin ist seit 1. März 2023 Anna Thalhammer[17].
Der Wirtschaftsressortleiter und Vizechefredakteur Michael Nikbakhsh verließ in diesem Zusammenhang ebenfalls das Magazin. Ihm wurde angeboten, als Selbstständiger die angedachte Investigativakademie von Kurier und Profil zu leiten.[18] Noch bevor die Akademie startete, schmiss Nikbakhsh die Leitung im Februar 2023 „unwiderruflich“ hin. Er habe für die Akademie ein Programm erarbeitet und dieses Richard Grasl, Martina Salomon und Anna Thalhammer bei einem Meeting präsentiert. Diese hätten laut Nikbakhsh aber „allen Ernstes“ begonnen, angedachte Referenten und Referentinnen „nach vermuteter oder vermeintlicher parteipolitischer Zugehörigkeit einzuteilen“. Salomon habe erklärt, es sei ihr wichtig, dass „nicht nur Linke“ auftreten. Die Genannten widersprechen der Darstellung von Nikbakhsh.[19]
Die erste Chefredakteurin
Anna Thalhammer ist eine Investigativjournalistin. Sie begann ihre Karriere bei der Tageszeitung Kurier, wechselte dann zum Migrantenmagazin Das Biber. Danach sammelte sie Erfahrung bei der Boulevardzeitung Heute und war schließlich viele Jahre bei Die Presse, zuletzt als Chefreporterin. Seit März 2023 ist sie als erste Frau Chefredakteurin von Profil. Sie setzt ihren Fokus neben weiterhin hochqualitativen Journalismus auf Modernisierung und Digitalisierung – sowie Ausbau der Wirtschaftsredaktion. Laut Mediaanalyse hat Profil seine Reichweite im Jahr 2023 wieder steigern können.[20]
Mitarbeiter
1971 war Jens Tschebull Chefredakteur. Von 1972 bis 1987 war Peter Michael Lingens, bis Mai 2017 auch Kolumnist des Magazins, Profil-Herausgeber. Zu den Mitarbeitern der frühen Jahre von Profil zählten Sigrid Löffler, Trautl Brandstaller, Elizabeth T. Spira, Peter Pilz, Hans Rauscher und Ursula Pasterk. Von 1988 bis 1991 war Peter Rabl Herausgeber, der nach einem Streik der Profil-Redaktion im Oktober 1991 (es ging um Rabls geplante Doppelrolle als Mitglied von Redaktion und Geschäftsführung) aus dem Amt schied.[21] Ihm folgte als Herausgeber der Waldheim-Aufdecker Hubertus Czernin. 1996 wurde Czernin im Konflikt mit den damaligen Eigentümervertretern gekündigt, ihm folgte der langjährige Chefredakteur Josef Votzi. Von 1998 bis 2022 war Christian Rainer Herausgeber und Chefredakteur. Die Chefredaktion bestand außerdem von 2002 bis 2021 aus Sven Gächter.[22]Herbert Lackner war von 1992 bis Ende Februar 2015 Chefredakteur.[23] Ab März 2022 übernahm Anna Thalhammer als Chefredakteurin. Zu den aktuellen Mitarbeitern gehören Marina Delcheva (Ressortleitung Wirtschaft), Stefan Grissemann (Leitung Kultur), Angelika Hager, Eva Linsinger (Stv CR, Leitung Innenpolitik), Investigativ-Chefreporter Stefan Melichar, Alwin Schönberger (Wissenschaft), Robert Treichler (Stv. CR, Außenpolitik). Als Kolumnistin sind unter anderem Elfriede Hammerl, Rainer Nikowitz, Wolf Lotter und Fleisch-Magazin-Chefredakteur Markus Huber[24] tätig. Eine weitere regelmäßige Kolumne schreibt der Leiter des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria, Franz Schellhorn.
Eigentümer, Auflage
Profil gehörte bis zum 31. Oktober 2019 zur VGN (Verlagsgruppe News) und erscheint seither im Kurier Zeitungsverlag.[25] Im 1. Halbjahr 2005 hatte die Zeitschrift eine Auflage von etwa 100.000 Stück sowie eine Reichweite von 6,5 %. 2009 hatte sie im Jahresschnitt eine Druckauflage von 90.487 Stück (davon 74.004 verkauft).[26] Im zweiten Halbjahr 2013 betrug die Druckauflage 91.269 Exemplare.[27] Im zweiten Halbjahr 2015 betrug die Druckauflage 89.920 Stück (davon 67.479 verkauft), die Reichweite war 4,8 %.[28]
↑Harald Fidler: Österreichs Medienwelt von A bis Z. Falter-Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-85439-415-0, S. 497.
↑The Empire of the Fun, or Talkin' Soviet Union Blues: The Sound of Freedom and U.S. Cultural Hegemony in Europe. In: Diplomatic History. Band23, Nr.3, Juli 1999, S.499–524, doi:10.1111/0145-2096.00179 (englisch).