Das Gemeindegebiet von Breklum erstreckt sich zu beiden Seiten des Übergangs der Naturräume Nordfriesische Marsch und Bredstedt-Husumer Geest.[3] Der Marschbereich ist Bestandteil vom Breklumer Koog.[4]
Gemeindegliederung
Neben dem namenstiftenden Hauptort Breklum, befinden sich u. a. auch:
Das Gemeindegebiet ist geologisch betrachtet in zwei höchst unterschiedlichen Zeiträumen ausgeprägt worden. Der höher gelegene Geestbereich ist ein Produkt des bis hierher vorgestoßenen nordeuropäischen Festland-Eisschilds während des Saale-Komplexes. Dieser schub die Altmoräne des Stollbergs im Norden von Bredstedt als deren höchsten Gipfel weit an den Rand der Nordsee vor. Die nach Süden hin steil abfallenden Hänge sind in südöstlicher Richtung weniger mächtig. Diese flachwelligen Ausläufer bilden heute den Untergrund des östlichen Gemeindegebiets. Das vergleichsweise kleine Marschengebiet im Westteil der Gemeinde zählt anteilig zum Breklumer Koog. Dieser wurde um 1520[5] eingedeicht und reicht im Süden bis nah an den früheren Mündungsbereich der Arlau beim Wallsbüller Saatkoog heran.
Geschichte
Die ersten Spuren einer Besiedlung stammen aus der jüngeren Steinzeit (ca. 4300–2300 v. Chr.). Es wurden Siedlungsreste und Megalithgräber (Großsteingräber) gefunden, die auf eine größere Ansiedlung im Bereich des heutigen Breklum schließen lassen. Ebenso wurden Kulturgegenstände wie Tonscherben und Dolche aus Flint gefunden. Die Besiedlung lässt sich seitdem durch die Zeit verfolgen: Grabhügel und andere Funde aus der Bronzezeit (ca. 2300–550 v. Chr.), Urnenfelder aus der Eisenzeit (ca. 550 v. Chr.–400 n. Chr.) sowie Spuren einer Besiedlung aus der Wikingerzeit (800–1100 n. Chr.).
Die Breklumer Kirche, die vermutlich dem Heiligen Olaf geweiht war, wurde um 1200 errichtet. Sie gilt als ein besonderes Bauwerk der spätenBacksteinromanik im Landesteil Schleswig. Das Mauerwerk, welches zum Teil aus großen Feldsteinen besteht, weist die Kirche als eine Wehrkirche aus, in der die Bewohner des Umlandes bei Überfällen Schutz finden konnten. Von der mittelalterlichen Ausstattung haben sich drei Stücke erhalten: ein Triumphkreuz (um 1400), ein Altarkreuz (1420–30) und eine 133 cm hohe Eichenskulptur des heiligen Olaf (um 1430), die eventuell in Niedersachsen (Bremen?) gefertigt wurde.[6] Breklum war ein Kirchspiel, und die Kirche bildete in der Nordergoesharde ein Zentrum für die Bewohner dieser Harde. Im 14. Jahrhundert erlangten die bisher zum Kirchspiel zählenden Gemeinden Bordelum und Drelsdorf ihre jeweilige Eigenständigkeit. Bis 1530 gehörte auch Bredstedt zum Kirchspiel Breklum.[7]
1876 gründete der Breklumer Pastor Christian Jensen (1839–1900) die Missionsgesellschaft für Schleswig-Holstein (heute: Zentrum für Mission und Ökumene – Nordkirche weltweit). Das Zentrum bildet heute keine Missionare mehr aus, fördert aber durch Stipendien zeitlich befristete Auslandsaufenthalte von Freiwilligen im Bereich des kirchlichen Dienstes. Darüber hinaus fungiert das Zentrum als Netzwerk zu kirchlichen und ökumenischen Einrichtungen, sowie Nichtregierungsorganisationen in Afrika, Asien, Europa, Amerika und dem pazifischen Raum.
Im jetzigen Umfang entstand die Landgemeinde Breklum am 1. Dezember 1934 durch Zusammenlegung der Dorfschaften Riddorf, Breklum, Borsbüll und des nördlichen Teils des Breklumerkoogs.[9][10]
Auf der konstituierenden Sitzung der Gemeindevertretung für die Wahlperiode 2023–2028 am 8. Juni 2023 wurde Claus Lass (WGB) wiederholt zum Bürgermeister gewählt.[12]
Wappen
Blasonierung: „In Grün ein asymmetrischer silberner Farnwedel, oben rechts eine silbern-rote Lutherrose.“[13]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaftsstruktur der Gemeinde ist mittelständisch geprägt. Die vor Ort ansässigen Unternehmen verfügen über ein breites Angebot von Gütern und Dienstleistungen.
Die Wohnnutzung ist heute für den Ort bedeutsamer als die Landwirtschaft.
An der Nordseeküste westlich von Breklum befindet sich in der Nachbargemeinde Reußenköge der in seiner Gänze zum Naturschutzgebiet erklärte Beltringharder Koog.
In der Gemeinde ist daneben auch ein Filialbetrieb des Einzelhandelsunternehmen Lidl vorhanden.
Mit dem Christian Jensen Kolleg befindet sich ein Tagungs- und Bildungszentrum im Ort. Der Ursprung dieser Einrichtung liegt in der Nordelbischen Missionsanstalt, bekannt als „Breklumer Mission“,[15] die von Christian Jensen gegründet wurde.
Das Unternehmen DIAKO Nordfriesland ist im Ortsteil Riddorf ansässig und betreibt vor Ort eine Fachklinik für Psychiatrie und psychosomatische Erkrankungen.
Aufgrund der anwachsenden Verkehrsströme ist eine östliche Verlegung im Zuge der Ortsumgehung Hattstedt–Bredstedt planfestgestellt worden. Aufgrund von anhängigen Klagen im Bereich eines anderen Streckenabschnitts kommt es jedoch zu Verzögerungen bei der Planungsdurchführung, die ein Planänderungsverfahren notwendig macht.[16]
Da Breklum zu keiner Zeit einen eigenen Bahnhof besessen hat – die benachbarten Orte Bredstedt und Struckum hatten im Personen- bzw. Güterverkehr aufgrund der gewachsenen Struktur eine dominante Rolle – erfolgt nunmehr seit 1. August 2019 die ÖPNV-Anbindung über eine überörtliche Regionalbuslinie (R120) zwischen Husum und Bredstedt/Mönkebüll. Im langgestreckten Kernort werden die zwei Haltestellen Breklum, Herrengabe sowie Breklum Nord angefahren.[17] Eine weitere Linie (R125 Bredstedt–Flensburg) führt durch das nördliche Gemeindegebiet am Rande des Ortsteils Riddorf vorbei. Hier werden die Haltestellen Breklum, Riddorfer Ring und Breklum, Kirche angefahren.[18] Seit dem 17. April 2023 verkehrt anstelle des bisherigen Rufbusses der sogenannte „Lüttbus“ im Raum des mittlerem Nordfrieslands.[19]
Sport
Der SV Germania Breklum ist 1920 entstanden und ist einer der größten außerstädtischen Sportvereine in der Umgebung. Der neue Sportpark wurde am 19. Juni 2010 eingeweiht.[20] Am 1. Januar 2020 wurde der Sportverein 100 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums hat der Sportverein sowohl vom derzeitigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier sowie vom derzeitigen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein Daniel Günther eine Urkunde erhalten.[21] Im SV Germania Breklum werden unter anderem die Sportarten Fußball, Faustball, Tischtennis sowie Turnen angeboten.[22]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Uwe Pörksen (* 1935), Professor für Sprache und Ältere Literatur
Fiede Kay (1941–2005), Sänger und Liedermacher niederdeutscher Lieder
Mit Breklum verbunden
Christian Jensen (1839–1900), evangelischer Pastor und Begründer der Missionarsausbildung in Breklum
Heinrich Hansen (* 1861 in Klockries bei Lindholm; † 1940 in Breklum), evangelischer Pfarrer und Initiator der Hochkirchlichen Vereinigung
Carsten Kühl (1887–1964), Maler, Bildhauer und Heimatforscher – lebte zusammen mit seiner Frau Marie mehrere Jahrzehnte in Breklum, wo er auch starb
Literatur
Uwe Pörksen, Breklehem. Roman eines Dorfes, Husum Verlag, Husum 2016.
↑Schleswig-Holstein-Topographie. Bd. 2: Boren - Ellerau. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2002, ISBN 3-926055-68-5, S.105 (dnb.de [abgerufen am 11. Juni 2020]).
↑Vgl. Kartenwerk in Harry Kunz, Albert Panten: Die Köge Nordfrieslands. 2. Auflage. Nordfriisk Instituut, Bredstedt/Bräist 1999, ISBN 3-88007-251-5.
↑Harry Kunz, Albert Panten: Die Köge Nordfrieslands. Verlag Nordfriisk Instituut, Bredstedt 1997, S. 43f.
↑Jan Friedrich Richter: Hl. Olaf. In: Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. Bd. IV.1: Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Aventoft bis Nordhackstedt. Ludwig, Kiel 2019, S.80f.
↑Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt, Ortwin Pelc (Hrsg.): Das neue Schleswig-Holstein Lexikon. Wachholtz, Neumünster 2006, Lemmata Breklum und Bredstedt.
↑Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hrsg.): Die Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 1867–1970. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein, Kiel 1972, S.251 (Digitalisat [PDF]).
↑Historisches Gemeindeverzeichnis Schleswig-Holstein: Anmerkungen zur Gemeinde Breklum (Fußnote). (Digitalisat).
↑Fahrplan Linie R120. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. August 2019; abgerufen am 10. August 2019.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rohde-bus.de