Das Mineral wurde 1841 von August Breithaupt in seinem Vollständiges Handbuch der Mineralogie erstmals beschrieben. Er fand es im Kreis Beraun (heute Beroun) in Böhmen, heutiges Tschechien.[7] Später wurde das Mineral von Clifford Frondel genauer untersucht. Er untersuchte die chemische Zusammensetzung und kam auf eine Formel zwischen Fe3+5[(PO4)3|(OH)6]·21/4H2O und Fe2+Fe3+4[(PO4)3|(OH)5]·21/2H2O.[8] Heute gilt die Formel Fe2+Fe3+5[(OH)5|(PO4)4]·6H2O[3], also enthält Beraunit wesentlich mehr Kristallwasser, als von Frondel angenommen wurde.
Klassifikation
Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Beraunit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Strunzit die „Strunzit-Beraunit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/D.05 und den weiteren Mitgliedern Bermanit, Destinezit (diskreditiert als Varietät von Diadochit), Diadochit, Kakoxen, Kryzhanovskit (auch Kryshanovskit) und Tinticit sowie die beiden Minerale mit inzwischen zweifelhaftem Status Ganomatit und Pitticit bildete.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Beraunit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 42.11.16 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)4(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.
Als relativ seltene Mineralbildung kann Beraunit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 160 Fundstellen dokumentiert.[11]
In Österreich fand sich das Mineral bisher nur in der Steiermark am Erzberg bei Eisenerz, am Brandberg bei Sankt Peter-Freienstein und im ehemaligen Quarzsteinbruch Ebenlecker (auch Ebenlöcker) bei Herzogberg. Eine weitere als Grießleiten bezeichnete Fundstelle bei Nonnersdorf in der Gemeinde Maria Laach am Jauerling in Niederösterreich gilt bisher als fraglich bzw. nicht gesichert.[12]
Der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz liegt im Valle di Ponte (auch Ponte Valley) nahe Brissago im Kanton Tessin.[12]
Y. M. F. Cossato, P. Orlandi, M. Pasero: Manganese–bearing beraunite from Mangualde, Portugal: mineral data and structure refinement. In: The Canadian Mineralogist. Band27, 1989, S.441–446 (rruff.info [PDF; 683kB; abgerufen am 23. April 2018]).
Paul B. Moore, A. R. Kampf: Beraunite: Refinement, comparative crystal chemistry, and selected bond valences. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band201, 1992, S.263–263 (rruff.info [PDF; 417kB; abgerufen am 23. April 2018]).
David Barthelmy: Beraunite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 9. Februar 2023 (englisch).
Beraunite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 9. Februar 2023 (englisch).
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.499 (englisch).
↑ abcdefg
Beraunite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 54kB; abgerufen am 9. Februar 2023]).
↑ abcdBeraunite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. Februar 2023 (englisch).
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August Breithaupt: Beraunit. In: Vollständiges Handbuch der Mineralogie. 1841 (rruff.info [PDF; 105kB; abgerufen am 9. Februar 2023]).
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Clifford Frondel: The dufrenite problem. In: American Mineralogist. Band34. Mineralogical Society of America, 1949, S.537 (rruff.info [PDF; 1,9MB; abgerufen am 9. Februar 2023]).
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Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.