Besson war der Sohn eines Lehrerehepaares in der französischsprachigen Schweiz. Er nahm 1942 ersten Schauspielunterricht in Lyon und war seit 1943 Regiemitarbeiter am Schauspielhaus Zürich. Von 1942 bis 1946 studierte er Romanistik und Anglistik in Zürich und Neuenburg NE. Bis 1949 arbeitete er als Übersetzer und nahm Schauspielunterricht am Théâtre Jean-Marie-Serreau in Paris. In der französischen Besatzungszone Deutschlands führte er Bertolt BrechtsDie Ausnahme und die Regel sowie Molière-Stücke auf.
DDR
1947 begegnete er Brecht in Zürich. 1949 wechselte er auf dessen Anregung nach Berlin, arbeitete bis 1958 als Schauspieler, Regieassistent und Regisseur am Berliner Ensemble. Unter Brecht genoss er große Freiheiten und inszenierte mit ihm 1954 MolièresDon Juan. Nach Auseinandersetzungen mit Helene Weigel trennte er sich vom Theater am Schiffbauerdamm und ging 1962 als Chefregisseur an das Deutsche Theater. Dort feierte er seinen größten Erfolg mit dem AristophanischenFrieden in der Nachdichtung von Peter Hacks. Am Abend der Uraufführung am 14. Oktober 1962 wurde der Vorhang während des 45-minütigen Schlussapplauses 16-mal wieder geöffnet.[1] Es folgten gefeierte Inszenierungen der Operette für Schauspieler Die schöne Helena von Peter Hacks nach Jacques Offenbach, der Diktatur-Parabel Der Drache von Jewgeni Schwarz sowie der Gegenwartskomödie Moritz Tassow von Peter Hacks und Oedipus Tyrann von Sophokles.
1969 war er künstlerischer Oberleiter und ab 1974 Intendant der Volksbühne Berlin. Dort inszenierte er Theaterfeste, in denen die Schauspieler sowohl auf der Bühne als auch im Foyer und im Hof auftraten und engagierte junge Regisseure wie Manfred Karge und Matthias Langhoff.
Westeuropa
Es gab 1977 wegen seiner Spielplangestaltung, insbesondere der Aufnahme von Werken von Heiner Müller, Konflikte mit dem Ministerium für Kultur. Dazu kamen persönliche Gründe. 1978 ging Besson nach Paris. Er betonte rückblickend, dass er das Land nicht aus politischen Gründen verlassen habe. In Frankreich wollte er sich vielmehr seiner verdrängten Muttersprache widmen, denn durch die Arbeit im Deutschen seien Bezüge zu seiner Vergangenheit und Jugend verloren gegangen.
Besson arbeitete fortan als freier Regisseur an Theatern u. a. in Frankreich, in Österreich (Burgtheater), der Schweiz, in Italien und am Schiller-Theater in West-Berlin. Von 1982 bis 1989 war er Leiter der Genfer Comédie und setzte u. a. seine Arbeit als Regisseur des gleichen Stückes in verschiedenen Sprachen (deutsch, französisch, italienisch) fort.
Besson erhielt 1982 die Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (für Der neue Menoza am Burgtheater) und 1994 den Theaterpreis Molière der Stadt Paris. Nach ihm ist das Théâtre Benno Besson in seinem Geburtsort Yverdon benannt. 2002 wurde er in den Kreis der französischen Ehrenlegion aufgenommen.
Zu seinem 100. Geburtstag im Jahr 2022 wurde er mit einer Wanderausstellung gewürdigt. Diese wurde in verschiedenen Schweizer Städten gezeigt, so auch in der Kulturwerkstatt Lokremise in St. Gallen.[3]
Familie
Besson war in erster Ehe mit Iva Formigoni verheiratet. Aus seiner Beziehung mit der Schauspielerin Sabine Thalbach stammt die Schauspielerin und Regisseurin Katharina Thalbach. Aus seiner dritten Ehe mit Ursula Karusseit stammt der Schauspieler Pierre Besson. Außerdem ist Besson Vater von vier weiteren Kindern, darunter dem Regisseur Philippe Besson aus seiner zweiten Ehe und der Sängerin Madeleine Besson aus seiner dreißigjährigen Verbindung mit Coline Serreau.
Hase Hase von Coline Serreau, Schiller-Theater, 2. Oktober 1992
Weißalles und Dickedumm von Coline Serreau, Schiller-Theater, 2. Oktober 1993
Io (Ich – jeder ist sich selbst der Nächste) von Eugène Labiche und Edouard Martin, Teatro di Genova / Teatro della Corte, 13. März 1996 (Bühnenbild/Kostüme: Jean Marc Stehlé)
Les poubelles boys avec L’ecole des maris (Schule der Männer) von Molière, Théâtre Vidy-Lausanne, 3. Mai 1997 (Bühnenbild/Kostüme: Jean Marc Stehlé)
Jahre mit Brecht. Herausgegeben von Christa Neubert-Herwig. Theaterkultur-Verlag, Willisau 1990, ISBN 3-908145-17-1.
Theaterspielen in acht Ländern. Texte – Dokumente – Gespräche. Herausgegeben von Christa Neubert-Herwig, Alexander-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-89581-025-8.
Jouer en apprenant le monde. En guise de lettre ouverte. (Auswahl seiner Texte in französischer Sprache), übersetzt von Henri Cornaz. Ed. de la Thièle Yverdon, Yverdon-les-Bains 1998, ISBN 2-8283-0036-6.
André Müller: Der Regisseur Benno Besson. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1967.
Cahiers théâtre Louvain: Brecht-Besson. Le cercle de craie caucasien. Atelier théâral de Louvain-la-Neuve 1978.
Anne Cuneo, Jesus Moreno: Benno Besson et Hamlet. Favre, Lausanne 1987, ISBN 2-8289-0287-0 (französisch).
Clas Zilliacus: Hamlet, Brecht und Besson. In: Brecht-Jahrbuch 15, University of Wisconsin Press, Madison 1990, S. 73–82.
Bérangère Gros: Benno Besson Maître de stage. Landsman Editeur, Carnière-Morlanwelz 1999, ISBN 2-87282-251-8 (französisch).
Thomas Irmer, Matthias Schmidt, Wolfgang Bergmann: Die Bühnenrepublik. Theater in der DDR. Ein kurzer Abriss mit längeren Interviews. Begleitbuch zur ZDF-Dokumentation „Bühnenrepublik“ mit einem Interview von Benno Besson. Alexander, Berlin 2003, ISBN 3-89581-106-8.
Werner Wüthrich: Bertolt Brecht und die Schweiz. Chronos, Zürich 2003, ISBN 3-0340-0564-4.
Philippe Macasdar, Alessandro Tinterri: Il viaggio in Italia di Benno Besson. Morlacchi Editore, Perugia 2007, ISBN 978-88-6074-101-1 (italienisch, incl. DVD Der Fremde Freund, L’ami étranger.).
Christian Mächler: Der Drache – Theater als Staatsaffäre. Politische Aufführungsgeschichte der Inszenierung von 1965 am Deutschen Theater in Ostberlin. Chronos, Zürich 2018, ISBN 978-3-0340-1279-9.
Rico Dietzmeyer, Christoph Püngel, Franziska Schubert, Leonie Sowa: Benno Besson. Theaterarbeit in der DDR. Leipzig 2022, ISBN 978-3-96023-499-9.