Der Molière ist der nationale TheaterpreisFrankreichs. Die Auszeichnung ist nach dem französischen Dramatiker Molière (1622–1673) benannt und wurde erstmals 1987 auf Initiative des Journalisten Georges Cravenne vergeben, der auch Mitbegründer des nationalen FilmpreisesCésar war. Seither wird vom Künstlerverband des französischen Theaters, der Association professionnelle et artistique du théâtre (APAT), alljährlich im April oder Mai in Paris die besten französischsprachigen Bühnenproduktionen und Theaterschaffenden des vergangenen Jahres prämiert. Die Preisverleihung wird im französischen Fernsehen übertragen und in Anlehnung an die jährliche César-Verleihung als „La Nuit des Molières“ (dt.: „Die Nacht der Molières“) bezeichnet.
Über die Preisträger, die mit einer goldenen Molière-Büste ausgezeichnet werden, entscheiden die Mitglieder der Association professionnelle et artistique du théâtre in zwei Wahlgängen. In der Vergangenheit waren Sieger auch durch eine Jury ermittelt worden, deren Entscheidungen oft auf Kritik in der Öffentlichkeit gestoßen war. Ein für 2006 neu eingeführtes Wahlprozedere soll die Verteilung der Preise ausgewogen und repräsentativer machen, obwohl Theaterjournalisten und -kritiker, zukünftig nicht mehr an der Wahl teilnehmen dürfen, wie 2006 der ehemalige Präsident der APAT, Pierre Santini, bekanntgab.
Die APAT darf maximal 1500 Mitglieder umfassen, wobei der Anteil an Schauspielern nicht mehr als die Hälfte der gesamten Mitgliederzahl betragen darf. Bei der letzten Verleihung im Jahr 2006 stimmten 1300 Mitglieder der Molière-Akademie über die nominierten Stücke und Künstler ab, die sich nach Theaterschaffenden (850 Personen), vergangenen Preisträgern (150) und Produzenten aus öffentlichen- und Privattheatern (300) zusammensetzten. Sie entscheiden nach objektiven Gesichtspunkten, wie Aktivität, geographische Lage oder repräsentativen Charakter.
Zudem wurden 2006 einmalig spezielle Jurys ins Leben gerufen, die Molières unter anderem für die beste Theaterkompanie und Theatermusical und zwei Spezialpreis (Grand prix spécial du jury) vergeben, die öffentliche und Privattheater auszeichneten.
Kategorien
Bisher wurden die Theaterpreise in bis zu 28 jährlich variierenden Kategorien vergeben. Dabei wurde zwischen der Vergabe des Molières und dem Grand prix spécial du jury, dem Spezialpreis der Jury (bis 2006 vergeben) unterschieden. Bei der 21. Verleihung der Molières am 14. Mai 2007 triumphierten als bestes Bühnenstück eines Privattheaters Le Gardien (The Caretaker) von Harold Pinter am Pariser Théâtre de l’Œuvre (Regie: Didier Long, Adaption: Philippe Djian) und die mit öffentlichen Mitteln finanzierte Produktion Cyrano de Bergerac von Denis Podalydès an der Comédie-Française, die mit sechs gewonnenen Preisen am erfolgreichsten war. Kritisiert wurde die Vergabe der Preise seitens der französischen Tageszeitung Le Monde, die die Dezentralisierung der französischen Theaterlandschaft anprangerte.[1] In den beiden wichtigen Kategorien Bestes Theaterstück – Privattheater und Bestes Theaterstück – Öffentliches Theater werden nur Inszenierungen Pariser Theater berücksichtigt, während Bühneninszenierungen außerhalb der französischen Hauptstadt separat mit dem Preis für das Beste regionale Theaterstück (Molière du théâtre en région) prämiert werden. Auch mehrt sich die letzten Jahre über die Kritik, dass vor allem mit staatlichen Subventionen finanzierte Theaterproduktionen jedes Jahr besonders gut bei den Molières abschneiden.[2]