Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Deportation in die Bărăgan-Steppe durch die Untersuchung der rumänischen Archive und die Auswertung von Zeitzeugenaussagen
Nach dem Zerwürfnis der kommunistischen Staatsführer Stalin (Sowjetunion) und Josip Broz Tito (Jugoslawien), ausgelöst durch unterschiedliche Ansichten über die wirtschaftliche und politische Entwicklung im sich formierenden Ostblock und dem daraus folgenden Ausschluss Jugoslawiens aus dem Kominform-Bündnis im Juni 1948, nahmen die Spannungen zwischen Jugoslawien und dem sich zu Stalin bekennenden Rumänien zu. Die multiethnische Bevölkerung des westlichen Banats im Gebiet der rumänisch-jugoslawischen Grenze wurde von der kommunistischen Regierung Rumäniens als Sicherheitsrisiko eingestuft. Aus diesem Grund wurde von der rumänischen Staatsführung ein Plan zur Säuberung des Grenzgebiets „von politisch unzuverlässlichen Elementen“ entworfen.
Im Jahr 1990 wurde die Stiftung Asociația Foștilor Deportați în Bărăgan in Timișoara gegründet. Gründer und Initiator des Vereins war Silviu Sarafolean, der bis zu seinem Tod im Juni 2012 den Vorsitz des Vereins innehatte[1].
Hauptziel der Stiftung ist die wissenschaftliche Aufarbeitung der Deportation durch die Untersuchung der rumänischen Archive und die Auswertung von Zeitzeugenaussagen sowie die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse mittels Publikationen, Filmen, Vorträgen und Ausstellungen. Die Stiftung steht den betroffenen Personen beratend zur Seite und setzt sich für Wiedergutmachung des geschehenen Unrechts ein.
Der Verein erreicht sein Ziel durch die Herausgabe von Büchern, Dokumentarfilmen, dem Organisieren von Ausstellungen, Symposien, Tagungen und Gedenkveranstaltungen.
Die Mitglieder des Vereins sind Intellektuelle, Bauern, Handwerker und Kaufleute aus Timișoara und den umliegenden Ortschaften entlang der rumänisch-serbischen Grenze, Orte aus dem Südwesten Rumäniens, die von der Deportation betroffen waren, aus den Kreisen Timiș, Caraș-Severin und Mehedinți.
Dem Verein gehören Rumänen, Deutsche, Serben, Bulgaren, Ungarn, Juden und Aromunen an.
Vereinstätigkeit
Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit in den Staatsarchiven des Landes erstellte die Stiftung eine umfangreiche Urkundendatenbank zur Dokumentation der Deportation. Diese Arbeit verwirklichte sich in der Veröffentlichung einer Anzahl von Büchern und Dokumentarfilmen.
Chronologische Zusammenfassung der Vereinstätigkeit:
1993 – Dokumentarfilm von Lucia Hossu Longin: Die Deportation in den Bărăgan, TVR 1
1994 – Dokumentarfilm von Lucia Hossu Longin: Das Memorial des Leids, TVR 1
1994 – Viorel Marineasa und Daniel Vighi: Rusalii ’51 - fragmente din deportarea în Bărăgan (deutschPfingsten ’51 - Auszüge aus der Deportation in den Bărăgan), Marineasa Verlag
1996 – anlässlich der 45-jährigen Gedenkfeier der Deportation wurde im Justizpark (rumänischParcul Justiṭiei) von Timișoara das Denkmal zu Ehren der Deportierten in den Bărăgan errichtet. Das Denkmal wurde von dem Bildhauer Nelu Crăciun angefertigt.[2]
1996 – Viorel Marineasa, Daniel Vighi und Valentin Sămînţă: Deportarea în Bărăgan - Destine, documente, reportaje (deutschDie Deportation in den Bărăgan - Schicksale, Urkunden, Reportagen), Marineasa Verlag
1997 – Bildband: Fotomemoria unei deportãri (deutschDas Fotogedächtnis einer Deportation) Grafische Gestaltung: Mihai Botescu, Text Viorel Marineasa, Daniel Vighi, Marineasa Verlag
1998 – Rafael Mirciov: Lagărul deportării - Pagini din lagărul Bărăganului (deutschDas Deportationslager - Auszüge aus dem Zwangsaufenthalt im Bărăgan), Mirton Verlag
2001 – Silviu Sarafolean: Deportații în Bărăgan 1951-1956 (deutschDie Deportierten in den Bărăgan 1951 - 1956)
2004 – Auf Initiative der Vereinigung der ehemaligen Bărăgan-Deportierten wurde im Banater Dorfmuseum in Timișoara ein Deportationshaus originalgetreu nachgebaut.[3]
Auszeichnungen
Im Jahr 2000 wurde die Vereinigung der ehemaligen Bărăgan-Deportierten als Anerkennung ihrer Arbeit im Dienste der Demokratie und Wahrheitsfindung von dem rumänischen Präsidenten Emil Constantinescu mit der Medaille und der Urkunde „Zehn Jahre im Kampf für Demokratie“ ausgezeichnet.
↑www.banaterra.eu (Memento vom 20. Juli 2012 im Internet Archive), Timişoara, Parcul Justiţiei - Monument închinat deportaţilor în Bărăgan, abgerufen am 14. April 2024.