Der Alpen-Flachbärlapp (Diphasiastrum alpinum)[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Flachbärlappe (Diphasiastrum) innerhalb der Familie der Bärlappgewächse (Lycopodiaceae).[2][3]
Der Alpen-Flachbärlapp wächst als immergrüne, ausdauernde krautige Pflanze. Seine oberirdischen sterilen Sprosse sind vierkantig, normalerweise nicht abgeflacht (an schattigen Standorten aber doch etwas abgeflacht). Alle oberirdischen sterilen Pflanzenteile sind blau-grün überlaufen. Die Ventralblätter sind deutlich gestielt und gekniet und 0,5 Millimeter breit. Dorsal- und Ventralblätter sind gleich groß.[1]
Der Sporophyllstand ist ungestielt.[1] Die Sporophylle sind lanzettlich und zugespitzt. Die Sporenreife erstreckt sich von August bis September.
Die sehr zerstreuten Vorkommen in Mitteleuropa werden als Glazialrelikt gedeutet.
In den Allgäuer Alpen steigt er in Tiroler Teil an der Rothornspitze bis zu einer Höhenlage von 2300 Metern auf.[5]
Der Alpen-Flachbärlapp wächst in lockeren Trupps an lichtreichen bis schwach beschatteten, mäßig frischen, kalkarmen, sauren, oft etwas humosen Standorten auf (sandigen) Lehmböden. Meist gedeiht er an lange schneebedeckten Standorten (mit Schneebedeckung oft bis Mai oder Juni) oft an offenen, vegetationsarmen, doch moosreichen Standorten, oft an Wegböschungen. Offensichtlich ist er eine konkurrenzschwache Pflanzenart. Seine natürlichen Vorkommen befinden sich in zwergstrauchreichen Borstgrasrasen der Hochlagen (Leontodo-Nardetum), regional kommt er auch in der PflanzengesellschaftNardion vor.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 1 (stark sauer), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[6]
Der Alpen-Flachbärlapp gilt in der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands als Gefährdungsstufe 2 = stark gefährdet und ist in Deutschland nach dem BNatSchG besonders geschützt.[1] Er ist auch durch die FFH-Richtlinie Anhang V der Europäischen Union geschützt.[7] In der Schweiz gilt er als LC = „least concern“ = „nicht gefährdet“.[6]
Systematik
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Lycopodium alpinum durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 1104. Das Artepithetonalpinum bedeutet „aus den Alpen“. Die Neukombination zu Diphasiastrum alpinum(L.) Holub wurde 1975 durch Josef Holub in Diphasiastrum, a new genus in Lycopodiaceae. in Preslia, Volume 47, Issue 2, S. 107 veröffentlicht.[2][3] Weitere SynonymeDiphasiastrum alpinum(L.) Holub sind: Diphasiastrum alpinum var. planiramulosum(Takeda) Satou, Diphasiastrum kablikianum(Domin) Dostál, Diphasium alpinum(L.) Rothm., Lepidotis alpina(L.) P.Beauv., Lycopodium alpinum subsp. kablikianumDomin, Lycopodium alpinum var. planiramulosumTakeda, Lycopodium chamarenseTurcz. ex Ledeb. nom. inval., Lycopodium cupressifoliumOpiz, Stachygynandrum alpinum(L.) C.Presl.[3]
Von der Art Diphasiastrum alpinum gibt es seit 2017 etwa zwei Varietäten:[3]
Diphasiastrum alpinum var. ergakenseStepanov: Sie wurde 2017 aus dem sibirischen Tuwa erstbeschrieben.[3]
Verwendung
Wie der isländische Name litunarjafni („Färbe-Bärlapp“) für diese Art bereits andeutet, wurde der Alpen-Flachbärlapp in Island dazu verwendet, Wolle gelb (und in Kombination mit anderen Färbemitteln auch in anderen Farben) zu färben.[8][9]
Literatur
Josef Holub: Diphasiastrum, a new genus in Lycopodiaceae. In: Preslia, Volume 47, Issue 2, 1975, S. 97–110. PDF.
Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. 2., ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3322-9.
Die Große Bertelsmann Lexikothek, Naturenzyklopädie Europas, Band 10, Pilze und Niedere Pflanzen: Herausgeber Josef Reichholf, Gunter Steinbach, Mosaik-Verlag, 1992, ISBN 3-577-10110-5.
↑Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 67.
↑Michael Koltzenburg: Diphasiastrum alpinum. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2019. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 124.
↑Anna Sigurðardóttir (Hrsg.): Vinna kvenna á Íslandi í 1100 ár (= Úr veröld kvenna. Band2). Kvennasögusafn Íslands, Reykjavík 1985, S.288 (isländisch, dänisch, online).
↑Þórdís Stefánsdóttir: Jurtalitir. Reykjavík 1919, S.9 (isländisch, online).