Die Westfälische Bucht, auch Münsterländer oder Westfälische Tieflands- oder Flachlandsbucht, ist eine flache Landschaft, die sich im Wesentlichen in Westfalen befindet und nur zu sehr geringen Teilen in Nordrhein (äußerster Südwesten) und Niedersachsen (Randgebiete im Norden) liegt. Sie ist, nach der Niederrheinischen Bucht und zusammen mit dem sich westlich anschließenden Niederrheinischen Tiefland, der zweitsüdlichste Teil der Norddeutschen Tiefebene in Westdeutschland.
Die Westfälische Bucht besteht aus den einzelnen Teilen des Münsterlandes, dem sich im westlichen Süden anschließenden Emscherland sowie, noch südlicher, den das Sauerland flankierenden Gebieten rund um den Hellweg.
Naturräumlich stellt die Westfälische Bucht eine Haupteinheitengruppe dar und wird im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands mit der Kennzahl 54, im System des BfN in gleichen Grenzen mit D34 klassifiziert. Abweichend von der naturräumlichen Umgrenzung und Gliederung kann die Bucht auch auf verschiedene andere Weisen geomorphologisch interpretiert und begrenzt werden, insbesondere durch Eisrandlagen der Kaltzeiten.
Der Charakter einer Bucht liegt in der Westfälischen Bucht darin, dass sie nach Nordosten bis Osten durch Teile des Niedersächsischen Berglandes und nach Süden durch den Norden des Süderberglandes unmittelbar durch Mittelgebirge abgegrenzt wird, die die Bucht um mehrere hundert Meter überragen.
Die Grenzlinie des Naturraumes verläuft im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden, von Rheine ausgehend nach Südosten entlang der Südkante des Teutoburger Waldes von südwestlich Osnabrücks über (knapp) südwestlich Bielefelds bis zur Nahtstelle des Teutoburger Waldes zum Eggegebirge. Ab hier verläuft die Grenze zur der Egge vorgelagerten Paderborner Hochfläche nach Südsüdwesten über Paderborn und Büren.
Rein geomorphologisch verläuft die Südwestgrenze zur flacheren Rheinebene noch etwas westlicher: So schließen sich die Niederrheinischen Sandplatten (Haupteinheit 578) mit Oberhausen, Hünxe und Bocholt ohne spürbare Höhenstufe westlich an das Westmünsterland an und fallen erst zu Issel- (576) und Mittlerer Niederrheinebene (575) merklich nach Westen ab. In ähnlicher Weise ist die Paderborner Hochfläche (Haupteinheit 362) im südlichen Osten geomorphologisch bis zu einem gewissen Grad ein natürlicher Teil der Bucht, die erst vom Eggekamm scharf begrenzt wird. An ihr stehen ähnliche Gesteine an wie am deutlich schmaleren Haarstrang, der sie nach Westen verlängert. Andererseits sind die Täler der Hochfläche, die von dem Flusssystem der Alme gebildet werden, deutlich eingetieft und unterscheiden sich merklich von den breiten und weniger tiefen Tälern des Münsterlandes. Ihr Übergang zu Obermöhne- und Almewald (334.6), Briloner Hochfläche (334.7) und Fürstenberger Wald (334.8) als Teile des Nordsauerländer Oberlandes (Haupteinheit 334) nach Süden verläuft ohne nennenswerte Höhenstufe.
Städte
Größte Städte der Westfälischen Bucht sind im Südwesten die Großstädte des mittleren und östlichen Ruhrgebietes nördlich der Ruhr sowie die Städte Münster im Zentrum, Gütersloh und Paderborn in östlicher Randlage. Demgegenüber liegt von Bielefeld nur ein kleiner Teil des Südens (Brackwede, Senne, Sennestadt) im Norden der Bucht, während die Kernstadt durch den Kamm des Teutoburger Waldes abgetrennt wird.
Die einwohnerstärksten Städte der Westfälischen Bucht sind (in Klammern die Einwohnerzahlen in Tausenden, Stand: 31. Dezember 2017):
Rechte Zuflüsse der Möhne und des Ruhrunterlaufs spielen im äußersten Süden, am Hellweg, eine eher geringfügige Rolle.
Höhenzüge und Inselberge
Im Münsterland liegen einige größere Höhenzüge und diverse Inselberge. Am Südrand hingegen liegen im Ostteil der Haarstrang und im Westen ein paar Fernableger des Rheinischen Schiefergebirges sowie Löss- und Schotteranhöhen. Nachfolgend werden, deklariertermaßen, auch ein paar noch gerade nicht im Naturraum liegende Höhenzüge aufgelistet. Die Höhenzüge sind nach ihrer Höhe über NHN geordnet, nach einem Gedankenstrich wird der jeweilige Naturraum angegeben; alle aufgeführten Erhebungen sind auch in der Reliefkarte eingezeichnet:
Kleiner Berg; 210 m; nordwestlich von Bad Rothenfelde; außerhalb des Naturraums, aber auch als innerhalb liegend interpretierbar – 534.32 Rothenfelder Osningvorland, Haupteinheit 534Osnabrücker Osning; auch als Teil von Haupteinheit 540Ostmünsterland interpretierbar
Ruhrhöhen; bis 196 m im Ostflügel (Bochum-Stiepel); außerhalb des Naturraums – 3771.2 Ruhrtal (Nordteil davon)
Coesfeld-Daruper Höhen; bis 166 m; Südwestteil der Baumberge im weiteren Sinne – 541.07 Coesfeld-Daruper Höhen
Ruhrhöhen (Westflügel); bis ca. 165 m nördlich von (Essen)-Kettwig und am Baldeneyer Berg in Essen-Baldeney (nördlich des Baldeneysees); außerhalb des Naturraums – 3771.2 Ruhrtal
Schöppinger Rücken; bis 158 m; östlich von Schöppingen; Nordwestteil der Baumberge im weiteren Sinne – 541.02 Schöppinger Rücken
Isterberg; 68 m; bei Isterberg nördlich Bentheims – 544.00 Bentheimer Wald
Lonnekerberg; 63 m; nordöstlich von Enschede; außerhalb des Naturraums – Naturraum nicht ausgewiesen, jedoch Teil von 58 Dümmer-Geestniederung
Anhöhe im Süden Salzbergens; 56 m; nordwestlich Rheines – 544.05 Stoverner Sandplatte
Samerrott; 53 m; südöstlich Schüttorfs – 544.05 Stoverner Sandplatte
Begriffsdeutung
Der gelegentlich synonym für die Westfälische Bucht verwendete Begriff Münsterländische Bucht charakterisiert, dass ein Großteil der tiefgelegenen Ebenenfläche vom mittleren und östlichen Münsterland eingenommen wird, ist also als pars pro toto zu verstehen.
Die Verwendung der Bezeichnung „Bucht“ verweist auf die geologische Entstehung dieser halb von Mittelgebirgszügen umschlossenen Landschaft, sie bildete einmal eine Meeresbucht des Kreidemeeres, deren Form heute noch in der Topografie abzulesen ist.
Bewohner
Die Mehrheit der Einwohner der Westfälischen Bucht lebt in der südlichen Randzone, im Bereich des historischen Westfälischen Hellwegs, insbesondere im nördlichen Ruhrgebiet.
Paläontologie
In dem folgenden Absatz fehlen noch folgende wichtige Informationen:
Geologischer Überblick + Paläontologie allgemein (hier sind exemplarisch die Ammoniten aufgeführt! Dies ist nicht allgemeingültig für die Münsterl. Bucht! --Geolina (Diskussion) 02:14, 30. Mär. 2013 (CET))
An verschiedenen Stellen in der Westfälischen Bucht hat man in kreidezeitlichen Schichten des Untergrundes Riesenammoniten gefunden, etwa beim U-Bahn-Bau in Dortmund. Diese Kopffüßer mit einem Schalendurchmesser von mehr als zwei Metern sind die größten bekannten Evertebraten.
Die Westfälische Bucht im engeren und im weiteren Sinne
Aus deutscher Sicht erscheint es sinnvoll, die Westfälische Bucht so zu definieren, dass sie in etwa dem Nordteil Westfalens entspricht, und sie nach Nordwesten an der niederländischen Grenze enden zu lassen. Ebenso erscheint es aus naturräumlicher Sicht sinnvoll, etwa die Paderborner Hochfläche bereits zum Niedersächsischen Bergland auszugrenzen. Es sind indes auch andere Umgrenzungen interpretierbar. Feste und scharfe Außengrenzen der Bucht sind aber in jedem Falle der Kamm des Teutoburger Waldes im Nordosten sowie die von Haarstrang, Ardeygebirge und Ruhrhöhen im Süden.
Naturräumliche Großregion Westfälische Bucht
Die Westgrenze der naturräumlichen Großregion 54 entspricht weitgehend der genetischen Westgrenze der Oberkreide bzw., im Norden, der der Unterkreide zu Gesteinen des Oligozän. Oberkreide steht fast in der gesamten Bucht sowie auf der Paderborner Hochfläche an. In der Karte 1:1.000.000 des Handbuchs der naturräumlichen Gliederung Deutschlands von 1960 wird diese Grenze auch in den Niederlanden angedeutet bzw. kehrt nordwestlich von Ahaus für kurz nach Deutschland zurück.[1] In der Verfeinerung 1:200.000 auf Blatt 83/84 Osnabrück/Bentheim derselben Autorin, die auch im Handbuch für die Gruppe zuständig war (Sofie Meisel), die 1961 erschienen ist, endet sie indes an der niederländischen Grenze westlich Bad Bentheims[4] und kehrt im Blattbereich nicht zurück. Im südlichen Anschlussblatt Blatt 95/96 Kleve/Wesel (Wilhelm von Kürten 1977) ist sie ebenfalls auf der niederländischen Seite nicht eingezeichnet und beginnt auf deutscher zwischen Winterswijk und Borken.[5]
Zwischen dem nordwestlichen Kammende des Teutoburger Waldes und dem Westende des Rheinischen Schiefergebirges ist die Bucht durch diverse Höhenzüge abgeriegelt, zwischen denen jedoch flachwellige Schneiden mit Flussläufen stehen und die sich im Zickzack einander anschließen:
Nordwestende des Teutoburger Waldes mit dem Huckberg (95,2 m) und seinen nordwestlichen Abdachungen
Die Westfälische Bucht im weitesten bzw. glazialen Sinne
In der Elster-Kaltzeit, der ältesten der Kaltzeiten, war das Norddeutsche Tiefland vergletschert, die Westfälische Bucht jedoch nicht. Erst in der Saale-Kaltzeit erreichten die Gletscher die komplette Bucht, in deren Drenthe-Stadium blieb sie allerdings unvergletschert. In diesem bildete die sich nordwestlich ans Wiehengebirge anschließende Ankumer Höhe (bis 142 m) zusammen mit den ihr im Osten spiegelbildlich gegenüberstehenden Dammer Bergen (bis 146 m) und der sie nach Westen verlängernden Lingener Höhe (bis 91 m) eine Eisrandlage (Endmoräne). In der über längere Zeit stabilen, fast maximalen Ausdehnung der Saale-Kaltzeit breitete sich hingegen das Eis bis in die komplette Bucht und westlich davon bis zu den Endmoränen der Veluwe (bis 110 m) westlich Apeldoorns im Westen und des Niederrheinischen Höhenzugs zwischen Nijmegen und Krefeld im Südwesten aus. Die Differenz beider Eisrandlagen definiert eine Westfälische Bucht „im weiteren Sinne“, die zu etwa einem Drittel ihrer Fläche in den Niederlanden liegt.
Während in der Abgrenzung der Bucht „im engsten Sinne“ die Verriegelungslinie senkrecht zu den scharfen Randhöhenzügen verläuft, wird durch Höhenzüge, die das dem Teutoburger Wald nordöstlich parallele Wiehengebirge nach Nordwesten, dann nach Westen verlängern, eine deutlich größere, aber nach Nordwesten deutlich unschärfer abgegrenzte Bucht definiert. Nordöstlich von Rheine schließt sich zunächst eine flachwellige Landschaft an, die erst durch die Ankumer Höhe verriegelt wird, auf die Westen weitere Höhenzüge folgen:
Ankumer Höhe (bis 142 m); Endmoräne des Drenthe-Stadiums
Zum westlichen Norden hin ist die erweiterte Westfälische Bucht nur lückenhaft verriegelt, zum nördlichen Westen hin durch die Veluwe aber ohne nennenswerte Unterbrechungen, nach Südwesten an den Niederrheinischen Höhen mit leichten Lücken.
↑Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise) – Kartendienst „Schutzgebiete“ macht die Grenzen der Haupteinheitengruppe („Naturräume“) und der Haupteinheiten einblendbar, der etwas gröbere Kartendienst „Landschaften“ unterteilt die Naturräume noch etwas feiner.