Wer mich liebet, der wird mein Wort halten (BWV 59) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie für den 1. Pfingsttag in Leipzig und führte sie wahrscheinlich am 28. Mai 1724 erstmals auf, doch ist auch eine erste Aufführung bereits am 16. Mai 1723 in der Paulinerkirche möglich.
Bach schrieb die Kantate für den 1. Pfingsttag in Leipzig und führte sie am 28. Mai 1724 auf, wie die erhaltenen Einzelstimmen belegen. Das war möglicherweise die erste Aufführung, doch stammt die Partitur aus dem Jahr 1723, daher schlug Arnold Schering glaubhaft eine erste Aufführung schon am 16. Mai 1723 in der Paulinerkirche, der Universitätskirche, vor, also zwei Wochen bevor Bachs Amtszeit als Thomaskantor am 1. Sonntag nach Trinitatis begann. Dafür spricht auch die relativ kleine Besetzung mit nur zwei Singstimmen, zwei Trompeten statt der üblichen drei, und ohne Holzbläser.[1][2][3]
Die vorgeschriebenen Lesungen für den Festtag waren Apg 2,1–13 LUT und Joh 14,23–31 LUT aus den Abschiedsreden Jesu, die Verheißung des Heiligen Geistes als Beistand, der lehren wird. Die Kantate beruht auf einem Text von Erdmann Neumeister, der 1714 veröffentlicht worden war. Bach vertonte nur vier der sieben Sätze. Dem ersten Satz liegt der erste Vers des Evangeliums zugrunde, den Bach bereits 1714 in Weimar in seiner Kantate für den 1. Pfingsttag Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten! auf einen Text von Salomon Franck als Rezitativ gesetzt hatte. In Satz 2 hebt der Dichter die „übergroße Liebe Gottes zu dem hinfälligen Menschengeschlecht“ (Alfred Dürr) hervor. Satz 3 ist ein Choral, die erste Strophe von Martin Luthers Pfingstlied Komm, Heiliger Geist, Herre Gott, dessen Melodie Bach in seiner Weimarer Kantate als instrumentalen cantus firmus in einem Duett eingesetzt hatte.[4] In einer ungewöhnlichen abschließenden Arie beschreibt der Dichter die noch größere Freude im Himmel.
Duetto (Sopran, Bass): Wer mich liebet, der wird mein Wort halten
Recitativo (Sopran): O was sind das vor Ehren
Choral: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
Aria (Bass): Die Welt mit allen Königreichen
Musik
Der erste Satz ist ein ausgedehntes Duett, in dem der Text fünf Mal vorgetragen wird. In vier Abschnitten sind die Stimmen in Imitation geführt, wobei sie unterschiedliche Intervalle und Tonarten berühren. Im fünften Abschnitt singen sie vereint in Sextparallelen. Die Instrumente stellen in einem kurzen Vorspiel ein Motiv vor, das dann auf die Worte „Wer mich liebet“ gesungen wird. Dieses Motiv beginnt jeden Abschnitt.
Satz 2 beginnt als Rezitativ mit Streicherbegleitung, doch es endet als Arioso mit continuo auf die letzte Zeile „Ach, daß doch, wie er wollte ihn auch ein jeder lieben sollte“.
Im Choral[5] erzielt Bach einen besonders vollstimmigen Klang, indem er Violine II und Viola teilweise unabhängig führt. Auf den Choral folgt eine Arie mit obligater Violine. Bachforscher haben diskutiert, ob das ungewöhnliche Ende Bachs Absicht war oder ob er vorhatte, auch den fünften Satz von Neumeisters Textvorlage zu vertonen, einen Choral. John Eliot Gardiner entschied sich dafür, nach der Arie den vorausgegangenen Choral auf die dritte Strophe des Liedes zu musizieren.[3][6]
Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig; Carus-Verlag, Stuttgart 2006 (Edition Bach-Archiv Leipzig) ISBN 3-374-02390-8 (Evang. Verl.-Anst.), ISBN 3-89948-073-2 (Carus-Verl.).