Komm, Heiliger Geist, Herre Gott ist ein Kirchenlied für Pfingsten. Die erste Strophe stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist eine Übersetzung der Antiphon für Pfingsten „Veni Sancte Spiritus, reple tuorum corda fidelium“. Martin Luther dichtete zwei weitere Strophen, die 1524 erstmals erschienen. Das Lied hat im Evangelischen Gesangbuch die Nummer 125.[1] Es inspirierte Vokal- und Orgelmusik von der Renaissance bis zum 20. Jahrhundert, unter anderem von Dieterich Buxtehude, Johann Sebastian Bach.
Die erste Strophe ist mit der heute noch üblichen Melodie um 1480 im Kloster Ebersberg nachgewiesen. Sie folgt eng ihrer Vorlage, der lateinischen Antiphon zum Magnificat der Pfingstvesper.[2] Wie diese paraphrasiert sie mit den Schlüsselworten Feuer (Brunst), Sprachen (Zungen) und Einheit des Glaubens die Pfingsterzählung der Apostelgeschichte (Apg 2,1–13 EU).
Luther erweiterte das Lied um zwei Strophen, wobei er auf biblische Aussagen wie Gal 4,6 LUT, Mt 23,8–10 LUT und Röm 8,26 LUT[3] Bezug nahm. In die zweite Strophe ließ er sein reformatorisches Anliegen einfließen: das Wort als Lebensquelle, Jesus als einziger Meister.
Jede Strophe hat neun Zeilen. Die erste ist jeweils eine Anrede des Heiligen Geistes, in der Strophenmitte aufgenommen durch den Ruf O Herr. Die letzte Zeile ist ein doppeltes Halleluja. Luther übernahm diese Struktur der älteren Strophe.
Der Originaltext folgt mit seinen unregelmäßigen Hebungen und Senkungen noch nicht der „Opitzschen Regel“, was in der heutigen Textfassung an einigen Stellen ausgeglichen wurde.
Kom heyliger geyst herre Gott
erful mit deyner gnaden gutt
deyner gleubgen hertz mut vnnd synn /
deyn brunstig lieb entzund yn yhn
O herr durch deynes liechtes glast /
zu dem glauben versamlet hast /
das volck auß aller wellt zungen /
das sey dyr her zu lob gesungen /
Alleluia. Alleluia.
Du heiliges liecht edler hort /
laß vns leuchten des lebens wort.
Vnd lern vns Gott recht erkennen /
vonn hertzen vatter yhn nennen.
O herr behut vor frembder leer /
das wir nicht meister suchen meer.
Denn Jhesum mit rechten glawben /
vnd yhm aus gantzer macht vertrawen.
Alleluia Alleluia.
Du heylige brunst susser trost /
nu hylff vns frölich vnd getrost.
In deym dienst bestendig bleyben /
die trubsall vnns nicht abtreiben.
O herr durch dein krafft vns bereyt /
vnd sterck des fleisches blodigkeyt.
Das wir hie ritterlich ringen /
durch tod vnd leben zu dir dryngen.
Alleluia Alleluia
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott,
erfüll mit deiner Gnaden Gut
deiner Gläub’gen Herz, Mut und Sinn,
dein brennend Lieb entzünd in ihn’.
O Herr, durch deines Lichtes Glanz
zum Glauben du versammelt hast
das Volk aus aller Welt Zungen.
Das sei dir, Herr, zu Lob gesungen.
Halleluja, Halleluja.
Du heiliges Licht, edler Hort,
laß leuchten uns des Lebens Wort
und lehr uns Gott recht erkennen,
von Herzen Vater ihn nennen.
O Herr, behüt vor fremder Lehr,
daß wir nicht Meister suchen mehr
denn Jesus mit rechtem Glauben
und ihm aus ganzer Macht vertrauen.
Halleluja, Halleluja.
Du heilige Glut, süßer Trost,
nun hilf uns, fröhlich und getrost
in deim Dienst beständig bleiben,
die Trübsal uns nicht wegtreiben.
O Herr, durch dein Kraft uns bereit
und wehr des Fleisches Ängstlichkeit,
daß wir hier ritterlich ringen,
durch Tod und Leben zu dir dringen.
Halleluja, Halleluja.
Johann Sebastian Bach schrieb zwei Choralvorspiele, die er in seine Sammlung von Achtzehn Chorälen aufnahm: Fantasia super Komm, Heiliger Geist, canto fermo in Pedale, BWV 651, und Komm, Heiliger Geist, alio modo a 2 Clav. e Pedale, BWV 652.[10]
In das Dänische übersetzt als „Kom Helligaand herre Gud...“ im dänischen Gesangbuch Rostock 1529, Nr. 31 (übersetzt von Claus Mortensen), übernommen in das dänische Gesangbuch von Ludwig Dietz, Salmebog, 1536, und in das Gesangbuch von Hans Tausen, En Ny Psalmebog, 1553; bearbeitet von Frederik Hammerich, 1843 und 1850, und übernommen als „Kom, Helligånd, Gud Herre from, med miskundhed og nåde kom…“ in Den Danske Salmebog, 1953, Nr. 259, und in das aktuelle dänische Gesangbuch Den Danske Salmebog, 2003, Nr. 301.[11]
Übersetzt in das Schwedische 1567, 1695 in der Fassung „Kom Helge Ande Herre Gudh, upfyll medh tine nåde godh…“ und 1816 bearbeitet von Johan Olof Wallin.[12]
In das Englische übersetzt „Come, Holy Ghost, God and Lord…“ von Catherine Winkworth, 1855.[13]