Eine Weltreise ist eine Reise, die sich anhand ihrer langen Reisedauer und der Anzahl der besuchten Länder auszeichnet. Oft werden mehrere Kontinente innerhalb von mehreren Monaten oder Jahren besucht und möglichst viele Länder auf jedem Kontinent. Die Fortbewegung erfolgt meist mittels einer Kombination von Flugzeug, Bus und Bahn. Das Ziel einer Weltreise ist es, anstatt eines einzelnen Reiseziels gleich mehrere Länder kennenzulernen. Weltreisende werden auch als „Globetrotter“ oder „Weltenbummler“ bezeichnet.
In der Regel werden für eine Weltreise öffentliche Verkehrsmittel benutzt, wobei auf weiten Interkontinentalstrecken das Flugzeug seit Jahrzehnten die wichtigste Rolle spielt. Die Luftverkehrsbranche bietet hierfür Around-the-World-Tickets an, mit denen in mehreren Etappen, auch unter Einbeziehung von Überlandstrecken, einmal um die Welt geflogen werden kann.
Vor dem Flugzeug dienten nur Schiffe – chronologisch unter Segel, Dampf, bis heute verbrennungsmotorisiert – zum Queren von Weltmeeren. Seit um 1970 ist das Überwinden großer Strecken per Linienflug nicht nur um mehr als den Faktor 10 schneller, sondern auch kostengünstiger. Eine selten genutzte und rar werdende Gelegenheit ist die Mitfahrt auf Frachtschiffen, sei es rein als zahlender Passagier oder aber angeheuert als Arbeiter.
Fährschiffe sind auch heute für den Landweg ergänzende mehr oder weniger kurze Passagen sehr bedeutsam oder zur Aufschließung von zerklüftetem Land ohne kurze Straßenverbindung wie etwa die Westküste Norwegens.
Eisenbahnen spielen je nach Kontinent eine unterschiedlich große Rolle, die Transsibirische Eisenbahn hat jedoch eine Bedeutung der interkontinentalen Verbindung von Europa mit dem Osten Asiens.
Gegen globales Reisen mit eigenem Kfz spricht der hohe Kosten- und Zeitaufwand für die Verschiffung. Per Luftfracht reisen gar nur Rennautos, etwa der Formel 1. Daher werden Pkw und Wohnmobile fast ausschließlich regional gemietet, müssen allerdings in der Regel wieder zurückgefahren werden. Zu überstellende Drive-Away-Cars (häufig innerhalb USA) oder ein Gebrauchtwagenexport in Richtung eines Gebiets mit Bedarf sind die Möglichkeiten ein Auto nur in eine Richtung zu benutzen.
Gegen eine Nutzung von motorisierten Landfahrzeugen spricht auch, dass zwei Lücken bei den Straßenverbindungen existieren, die eine durchgängige Landnutzung von Straßen verunmöglichen, die Lücke von Darién zwischen Mittel- und Südamerika, wo ca. 90 Kilometer Straße fehlen, und die über 2000 km große Lücke von Magadan bis zur Beringstraße, sowie eine fehlende Brückung der Beringstraße, und eine bisher fehlende Straßenanbindung auf der Alaskaseite der Beringstraße. Über diese Lücken helfen Schiffs- oder Flugverbindungen.
Alaska plant zwar eine Straße von 800 km nach Nome, aber sie würde sehr kostenaufwendig. Eine Realisierung ist zeitlich nach Stand 2023 nicht einschätzbar. In keiner Weise existieren bisher Planungen betreffs einer Brückung der Beringstraße oder einer Straßen-Anbindung von der Beringstraße nach Magadan. Somit sind bisher Endpunkte von Straßenverbindungen auf dem eurasischen Kontinent der Hafen von Magadan in Russland sowie auf dem amerikanischen Kontinent der Hafen von Anchorage in Alaska.
Auch wann die relativ kleine Lücke von 90 km im Darién geschlossen wird, ist ungewiss, ebenso aufgrund der hohen Kosten. All dies macht eine echte Weltumrundung per Auto oder Motorrad unmöglich und erfordert zu Teilen Schiffsreisen.
Einzelne Weltreisen hat es seinerzeit schon mit dem Hochrad gegeben; ein modernes, kompaktes (Nieder-)Rad ist vergleichsweise unkompliziert mit anderen – prinzipiell mit allen – Verkehrsmitteln mitnehmbar. Zwar fordert eine Weltreise per Fahrrad mentale Stärke und Körpereinsatz, doch bringt sie besonders intensive Erlebnisse und Begegnungen. Menschen radreisen mitunter als Paar oder Gruppe, nicht selten, mitunter auch Frauen, jedoch solo. Wer zielgerichtet Rad fährt, dem begegnen naturgemäß mehr Radfernreisende aus der Gegenrichtung als solche, die in der gleichen Richtung unterwegs sind und mit denen man sich ohne Kurskorrektur ein Stück zusammenschließen kann.
Weltumrundung
Eine Weltreise, bei der alle Längengrade passiert werden müssen, wird als Weltumrundung bezeichnet. Weltumrundungen haben oft einen sportlichen oder sogar Wettbewerbscharakter und werden dann nach festgelegten Regeln durchgeführt.
Beweggründe
Während bei den meisten der genannten Reisearten eine klare Motivation vorliegt, ist sie besonders bei den Weltreisen breit gefächert und wird aber in der Literatur kontrovers diskutiert. Manche Autoren nennen nur zwei, andere zwanzig, die gängigste Einteilung geht zurück auf Claude Kaspar, er unterscheidet fünf Hauptmotivationen:
Physische Motivation: Erwartung von physischer Erholung und Entspannung
Psychische Motivation: Erhoffen von psychischer Entlastung und Selbstfindung
Interpersonelle Motivation: Wunsch nach Erlebnissen, Abenteuern
Kulturelle Motivation: Interesse an Bildung und am Kennenlernen fremder Kulturen
Status- oder Prestigemotivation: Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung (Renommierreisen)[2]
Neben den Beweggründen gibt es die Modalitäten von Weltreisen zu unterscheiden
Nach Verkehrsmittel: mit dem Motorrad, Fahrrad, Wohnmobil, per Segelschiff, zu Fuß, Flugzeug, Auto, Zug
Nach sozialer Konstellation: als Paar, als Gruppe, als Frau allein, als Mann allein, als Jugendlicher allein, als Senior allein, als Seniorin allein
Dem vom Hochkulturschema geprägten Niveaumilieu gehören vorwiegend Menschen der gehobenen Bildungsschichten an, die insbesondere nach Etablierung im Berufsleben und/oder nach abgeschlossener Kindererziehung („die Kinder sind aus dem Haus“) nun in erster Linie nach Bildung und persönlicher Entwicklung, weniger nach Amüsement streben. Dementsprechend entscheiden sie sich vorwiegend für Bildungs- und Studienreisen und besuchen etwa Kirchen und Museen, aber auch „pittoreske“ Landschaften und Städte. Abgelehnt werden etwa Touristenmassen, Lärm und Unterhaltungsbetrieb.
Eher die jüngere Generation neigt verstärkt dem – ebenfalls am Hochkulturschema teilhabenden – Selbstverwirklichungsmilieu zu. Man schätzt vor allem „untouristische“ und „unverdorbene“ Orte „abseits ausgetretener Pfade“. Als klassische Reiseziele dieser Gruppe gelten heute etwa abgelegene Dörfer in Burgund oder der Toskana, aber auch fremdartige Gegenden wie der Himalaya.
Durch eine Verbindung von Hochkultur- und Trivialschema ist das vorwiegend von Angehörigen der mittleren Bildungsschicht gebildete und in besonderem Maße zu Anpassung neigende Integrationsmilieu gekennzeichnet. Geschätzt werden erprobte und bekannte, durch eine gut ausgebaute Infrastruktur erschlossene Orte wie etwa die Küsten und Strände rund um das Mittelmeer, aber auch die österreichischen Berge und Seen. Gleichwohl werden in geringerem Maße auch Bestandteile der klassischen Bildungskanons wie etwa eine Studienreise nach Paris wahrgenommen.
Literatur und Reiseführer zu Weltreisen
Literatur über Weltreisen
Die österreichische Weltreisende Ida Pfeiffer, die Mitte des 19. Jahrhunderts zwei Weltreisen absolvierte, veröffentlichte eine Vielzahl von Reiseliteratur, darunter auch „Eine Frauenfahrt um die Welt“.[3]Jules Vernes Roman Reise um die Erde in 80 Tagen von 1873, der mehrfach verfilmt wurde, beruht auf der Weltreise des Amerikaners George Francis Train, der 1870 diese Reise unternahm.
Reiseführer für Weltreisen
Im deutschsprachigen Raum legte das Bibliographische Institut im Rahmen seiner Reihe Meyers Reisebücher zwei Ausgaben auf, in denen Weltreisende Beschreibungen von Routen und Orten im Rahmen einer Weltreise durch Asien und Nordamerika finden konnten. Zunächst erschien eine Ausgabe in einem Band 1907. Ihr folgten 1912 zwei Bände, nämlich für Indien, China und Japan (1. Teil) sowie für die Vereinigten Staaten von Amerika (2. Teil), wobei der afrikanische, für dessen nördlichen Teil gesonderte Beschreibungen vorlagen, und der australische Kontinent nicht mit abgehandelt wurden. Dagegen liegt vom Haus Baedeker kein zusammenfassender Band vor. Allerdings beschrieben die Bände Russland, Indien sowie Nordamerika und Canada dem Weltreise-Führer von Meyers analoge Gebiete.
Aufgrund der Informationsfülle für eine Weltreise, die in einem Buch nicht mehr gebändigt werden kann, gibt es einen Weltreiseführer als Buchtitel im klassischen Sinne nicht mehr. Maximal für einzelnen Kontinente werden noch Reiseführer verlegt. Allerdings stellen sich die Reisenden unter Benutzung elektronischer Medien, wie E-Book-Readern, häufig eigene „Weltreiseführer“ zusammen, indem sie die Einzelbeschreibungen der Länder entlang einer geplanten Route speichern und sukzessive abrufen. Alternativ werden von den Reisenden zunehmend Reiseführer-Apps benutzt, die erst auf der Reise vor Ort zur touristischen Orientierung benutzt werden und so auch schrittweise die Information zu einer Weltreise liefern.
Wirtschaftliche Bedeutung
Weltweit ist der Fremdenverkehr einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. 2013 lagen die Einnahmen im weltweiten Reiseverkehr bei rund 900 Milliarden Euro bei 1,09 Milliarden Ankünften.[4] Etwa 100 Milliarden Euro davon entfallen auf Europa.[5] Deutschland ist gemessen an den Übernachtungen in Europa eines der beliebtesten Reiseziele. 2014 wurden in Deutschland 424 Millionen Übernachtungen registriert.[6] In Österreich lag die Zahl der Übernachtungen im selben Jahr bei 131,9 Millionen und in der Schweiz bei 16 Millionen.[7] Die beliebtesten europäischen Reisedestinationen sind Spanien, gefolgt von Italien und Frankreich.[8]
Der Tourismus verursacht nach Schätzungen des World Wildlife Fund (WWF) mehr als fünf Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit. Am schlimmsten sind dabei Fernflüge, die für 17 Prozent der touristisch verursachten klimaschädlichen Emissionen verantwortlich sind. CO2-Emissionen wirken in großen Flughöhen weitaus schädlicher auf das Klima, als die Emissionen am Boden.[9][10] Viele Onlineportale bieten inzwischen Emissionsrechner an, mit denen man herausfinden kann, wie stark man mit einer Reise das Weltklima belastet. Etliche Organisationen setzten sich für sanften Tourismus und ökologisches Reisen ein. Für Reisende gibt es zahlreiche Tipps, von der umweltschonenden Anreise über Verhaltensregeln im Urlaub (Handtücher nicht täglich wechseln, regionale Speisen bevorzugen, umweltbewusste Hotels auswählen) bis hin zu verschiedenen Qualitätssiegeln zum Thema nachhaltiges Reisen.[11]
Sonstiges
Zu einer Zeit, als Telekommunikation noch auf Briefpost per Dampfschiff basierte, entdeckte der Österreicher Ferdinand von Hochstetter 1868 den Zusammenhang von Erdbeben und Tsunami weit entfernt voneinander im Pazifik. Die Informationen über die Vorgänge im August 1868 erhielt er von Kontakten, die er auf einer Forschungsweltreise 1857–1859 mit der Novara und anderen Schiffen gemacht hatte.
Interkontinentale rasche Kommunikation kam erst 1866 mit dem ersten dauerhaft funktionierenden Transatlantikkabel nur für Telegraphie, also via Telegramm auf.
↑Freyer, Walter: Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie. 10. Auflage. (19881). München, Wien: R. Oldenbourg 2011, ISBN 978-3-486-59673-1, S. 10–16.
↑Kaspar, Claude: Die Struktur der Tourismusnachfrage unter besonderer Berücksichtigung der Bundesrepublik Deutschland. In: Storbeck, Dietrich (Hrsg.): Moderner Tourismus. Tendenzen und Aussichten. In: Materialien zur Fremdenverkehrsgeographie, Heft 17, Trier: Geographische Gesellschaft Trier. 2. Aufl. (19881), 1990, S. 281 f.