2872 Studierende waren im ersten Nachkriegssemester an den vier Fakultäten der Hamburger Universität immatrikuliert: 952 (33,14 %) an der Medizinischen, 812 (28,27 %) an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen und 601 (20,92 %) an der Philosophischen Fakultät. Geringere Zulassungszahlen als die Philosophische wies 1945/46 allein die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät mit 506 (17,61 %) Studierenden auf.[2]
In den Jahren 1945 bis 1950 erhielten insgesamt 10.565 Bewerber einen Studienplatz an der Universität Hamburg: 2655 Frauen und 7910 Männer. Der Frauenanteil an der Gesamtzahl der Zugelassenen betrug 25 %.[2]
Zum Zeitpunkt der Immatrikulation waren zwischen 1945 und 1950 durchschnittlich 83 % (8742) der Studierenden ledig. 14 % (1428) sind verheiratet gewesen.[2]
30 % (3251) der Studierenden gaben an, dass ihr Vater eine Hochschule besucht hatte. 12 % (1293) bejahten die Frage nach einem Hochschulbesuch des Großvaters.[2]
Mitgliedschaft in nationalsozialistischen Organisationen
Im Zeitraum 1945 bis 1950 schrieben sich 1984 Studierende ein, die bereits während des Nationalsozialismus an der Hamburger Universität studiert hatten. Für diese können Angaben hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zu nationalsozialistischen Organisationen gemacht werden: Mehr als 60 % von den genannten 1984 waren nachweisbar Mitglied in mindestens einer nationalsozialistischen Organisation gewesen.[2]
Studentische Vertretung
Am 15. Mai 1945 bildeten etwa 20 Studierende eine Vertretung, die schon während der Zeit des Nationalsozialismus immatrikuliert gewesen waren. Im August 1945 wurde diese von der Britischen Besatzungsmacht anerkannt. Die Besatzungsmacht erteilte zugleich den Auftrag, demokratische Wahlen zu der Vertretung vorzubereiten. Gewählt wurde in Hamburg Ende des Jahres 1946. Die erste gewählte studentische Vertretung nannte sich Zentralausschuss der Studentenvereinigungen in Hamburg beziehungsweise Zentralausschuß der Hamburger Studentenschaft. Einer der Initiatoren des sogenannten ZA war Hoimar von Ditfurth.[3] Im Frühjahr 1947 wurde der Name Allgemeiner Studenten-Ausschuss (AStA) der Universität Hamburg angenommen.[2]AStA-Vorsitzende waren in der Nachkriegszeit u. a. Ernst-Georg Pantel und Ingeborg Retzlaff.
Studentische Vereinigungen
Im Jahr 1948 existierten an der Hamburger Universität nachstehende studentische Vereinigungen:
Politische Gruppen (Sozialistischer Deutscher Studentenbund, Liberale Studentengruppe Hamburg, Kommunistische Studentengruppe Hamburg, Studentische Arbeitsgemeinschaft für Völkerrecht und Friedenspolitik, Internationaler Studentischer Arbeitskreis der Kriegsdienstgegner (IAK) – Hochschulgruppe Hamburg),
sogenannte Ausländerclubs (Internationaler Studentenverein an der Universität Hamburg (Verein der Ausländischen Studenten an der Universität Hamburg)),
Ende des Jahres 1949 gründeten Studierende den sogenannten Historiker Club, der 1951 umbenannt wurde in Historischer Club. Dessen Mitglieder machten es sich zur Aufgabe, Studienanfängern Hilfestellungen zu geben. Von den Clubmitgliedern durchgeführte beziehungsweise gemeinsam besuchte Vorträge und Diskussionsveranstaltungen sollten ebenso wie Ausflüge dazu beitragen, ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen. Auch wurde der Kontakt zu exmatrikulierten Studierenden der Geschichtswissenschaft gehalten. Der in der Nachkriegszeit entstandene Club bestand bis 1969.[4]
Hamburger Akademische Rundschau
Die erste studentische Zeitschrift, die in der Britischen Besatzungszone lizenziert wurde, war die Hamburger Akademische Rundschau. Am 6. Juni 1946 erhielt der an der Universität Hamburg eingeschriebene GermanistikstudentKarl Ludwig Schneider von der Militärregierung die Lizenz. Schneider hatte der Weißen Rose Hamburg angehört. Zur Redaktion der Zeitschrift zählte auch Hans-Joachim Lang. Die Hamburger Akademische Rundschau erschien bis zum Januar 1950.[5]
Anton F. Guhl: Wege aus dem „Dritten Reich“. Die Entnazifizierung der Hamburger Universität als ambivalente Nachgeschichte des Nationalsozialismus, Wallstein Verlag, Göttingen 2019, ISBN 978-3-8353-3468-7.
Arnold Sywottek: Kontinuität im Neubeginn: Über die Anfänge der „Universität Hamburg“. In: Eckart Krause et al. (Hrsg.): Hochschulalltag im "Dritten Reich". Die Hamburger Universität 1933–1945, Band III, Dietrich Reimer Verlag, Berlin / Hamburg 1991, Seite 1387–1416.
Universität Hamburg 1919-1969, herausgegeben von der Universität Hamburg, Hamburg 1969.
↑ abcdefghiVgl. 1. Uta Krukowska: Demokratische Initiative und reaktionärer Geist in der Hamburger Studentenschaft 1945–1949. Hamburg 1987. 2. Dies.: Die Studierenden an der Universität Hamburg in den Jahren 1945–1950. Hamburg 1993.
↑Helga Bauer, Gerlinde Supplitt: Einige Aspekte zur Entwicklung der Hamburger Studentenschaft 1919-1969. In: Universität Hamburg 1919-1969, herausgegeben von der Universität Hamburg, Hamburg 1969, Seite 311–332, hier: Seite 319.
↑Rainer Hering: Der Historische Club 1949-1969. In: Stefan Micheler und Jakob Michelsen (Hrsg.): Der Forschung? Der Lehre? Der Bildung? - Wissen ist Macht! Studentische Gegenfestschrift zum Universitätsjubiläum, Hamburg 1994, Seite 219–236.
↑Bernd M. Kraske: Die mutige „Akademische“. Erinnerung an eine nicht alltägliche Zeitschrift. In: Die Zeit vom 13. Juni 1986.