Der aus Kansas stammende Arthur Howitzer Jr. ist der Gründer und Chefredakteur von The French Dispatch mit Sitz in der Stadt Ennui-sur-Blasé. Das Magazin ist der französische Ableger der Liberty, Kansas Evening Sun. In seinem Testament hat er verfügt, dass die Zeitschrift nach seinem Tod nicht mehr veröffentlicht werden soll. Howitzer ist ein Mann von Prinzipien, und sein ganzes Leben lang hat er versucht, ein talentiertes Team von Expat-Journalisten zusammenzustellen, nimmt es bei der Qualität von deren Arbeit aber nicht immer so genau. Seine Mitarbeiter fühlen sich nicht unbedingt der „journalistischen Neutralität“ verpflichtet und haben oft eine ganz eigene Auffassung von politischen Geschehen, dem Leben und der Kunst.[4][5]
„The Cycling Reporter“
Der Reise-Reporter Herbsaint Sazerac berichtet über das Städtchen Ennui, in welcher das Magazin ansässig ist, und die Veränderungen durch die Zeit, während er betont, wie wenig sich doch in der Stadt verändert hat.
„The Concrete Masterpiece“
Die Kunstkritikerin JKL Berensen schreibt über den verurteilten Mörder Moses Rosenthaler und die Aufseherin Simone, die ihm als Aktmodell und Muse im Gefängnis zur Seite steht. Berensen schätzt Rosenthalers Werk sehr.
„Revisions to a Manifesto“
Die Arbeit der Politjournalistin Lucinda Krementz konzentriert sich ganz und gar auf die französische Studentenrevolte, insbesondere auf den Studentenführer Zeffirelli.
„The Private Dining Room of the Police Commissioner“
Eigentlich wollte Roebuck Wright einen Bericht über den bekannten Koch Nescaffier schreiben. Als jedoch der Sohn des Commissaire entführt wird, ändern sich die Pläne des Journalisten.
Produktion
Stab, Besetzung und Synchronisation
Regie führte Wes Anderson, der auch das Drehbuch schrieb und den Film gemeinsam mit Jeremy Dawson und Steven Rales produzierte. Der Film hat einen Prolog und einen Epilog und ist in vier Kapitel unterteilt, überschrieben mit „The Cycling Reporter“, „The Concrete Masterpiece“, „Revisions to a Manifesto“ und „The Private Dining Room of the Police Commissioner“.[6][7]
Jedes Kapitel stellt einen anderen Journalisten des French Dispatch bei der Arbeit vor. Arthur Howitzer Jr., der Gründer und Chefredakteur der Zeitung, wird von Bill Murray gespielt. Die Rolle ist an den Gründer von The New YorkerHarold Ross angelehnt. Kunstreporterin JKL Berensen wird von Tilda Swinton gespielt, der inhaftierte Maler Moses Rosenthaler, über den sie schreibt, von Benicio del Toro. Die Französin Léa Seydoux spielt die Gefängniswärterin Simone, Adrien Brody einen intriganten Kunsthändler. Die Reisekolumne wird von dem „Radsportreporter“ Herbsaint Sazerac geschrieben, gespielt von Owen Wilson, Oscar-Preisträgerin Frances McDormand ist in der Rolle der Politjournalistin Lucinda Krementz zu sehen, die über den studentischen Revolutionär Zeffirelli berichtet.[8] Anderson hatte sich für Timothée Chalamet, der diesen spielt, entschieden, nachdem er ihn in den Filmen Lady Bird und Call Me by Your Name gesehen hatte. „Ich wusste, dass er genau richtig war, und außerdem: Er spricht Französisch und sieht aus, als wäre er tatsächlich direkt einem Éric-Rohmer-Film entsprungen. […] die Nouvelle Vague hätte sicher einen Platz für ihn gehabt.“[9] Das zweite Kapitel „Revisions to a Manifesto“, in dem Chalamet spielt, nimmt die französischen Studentenproteste vom Mai 1968 auf.[10]
Bill Murray spielt Arthur Howitzer Jr.
Owen Wilson spielt Herbsaint Sazerac
Timothée Chalamet spielt Zeffirelli
Frances McDormand spielt Lucinda Krementz
Tilda Swinton spielt JKL Berensen
Benicio del Toro spielt Moses Rosenthaler
Léa Seydoux spielt Simone
Zudem haben eine Reihe weiterer Schauspieler größere oder kleinere Cameo-Auftritte. So spielt etwa Edward Norton einen Kidnapper namens „der Chauffeur“, Saoirse Ronan ein kriminelles Showgirl, Christoph Waltz einen Gast beim privaten Abendessen und Willem Dafoe einen kriminellen Buchhalter.
Die Dreharbeiten wurden im November 2018 in Angoulême im Südwesten Frankreichs begonnen und dort im März 2019 beendet.[15] In der Stadt in der Region Nouvelle-Aquitaine Frankreich fand die Filmcrew die passende Infrastruktur vor, inklusive einer heruntergekommenen Filzfabrik etwas außerhalb, die Anderson und sein Team in ein eigenes Filmstudio umwandelten mit einem Requisitenlager, einer Tischlerei, einem anderen Raum zum Anfertigen von Modellen und einer Garderobe für die Schauspieler. Gedreht wurde in den drei größten Räumen des Gebäudes.[9] Als Kameramann fungierte Robert D. Yeoman.
Kostüme
Als Kostümbildnerin fungierte Milena Canonero. Für Swinton in der Rolle von JKL Berensen kreierte sie ein Outfit im Boho-Chic.[10]
Im Februar 2020 wurde der Trailer vorgestellt.[19] Ursprünglich sollte der Film am 24. Juli 2020 in die US-amerikanischen Kinos kommen.[20] Ein Kinostart in Deutschland war für den 10. September 2020 geplant. Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurden diese Starttermine jedoch mehrere Male verschoben.[21][22] Zudem war er in das Programm der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2020 aufgenommen worden, die bedingt durch die Coronavirus-Pandemie jedoch abgesagt werden mussten.[23][24] Stattdessen feierte der Film am 12. Juli 2021 beim 74. Filmfestival von Cannes seine Weltpremiere.[25] Im September 2021 eröffnete er die Filmkunstmesse Leipzig,[26] wurde hiernach auf dem New York Film Festival gezeigt und kam schließlich am 22. Oktober 2021 in die US-amerikanischen Kinos.[27] Der neue deutsche Kinostart erfolgte bereits einen Tag früher.[28] Ebenfalls im Oktober 2021 wird er beim Busan International Film Festival gezeigt.[29]
Rezeption
Altersfreigabe
In den USA erhielt der Film von der MPAA ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht.[30] In Deutschland wurde der Film von der FSK ab 12 Jahren freigegeben, kann aber von Kindern ab 6 Jahren in Begleitung eines Elternteils oder eines Personensorgeberechtigten besucht werden.
Kritiken und Einspielergebnis
Von den bei Rotten Tomatoes erfassten Kritiken sind 75 Prozent positiv.[31] Auf Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 75 von 100 möglichen Punkten, basierend auf 46 Kritiken.[32]
Peter Debruge von Variety schreibt, während Wes Andersons Film Grand Budapest Hotel noch als Hommage an einen einzigen Schriftsteller, den österreichischen Romanautor Stefan Zweig, gedacht gewesen sei, müsse The French Dispatch als eine an eine ganze Generation von Autoren gesehen werden. Debruge fällt in seiner Kritik außer Ernst Lubitsch oder Jacques Tati kaum ein anderer Regisseur ein, der so viel Aufwand in eine Komödie gesteckt hat, bei der jede Wahl, ob Kostüme, Requisiten oder Besetzung, treffsicher im Absurden landete. Anderson habe den Film zurecht als eine Hommage an eine Generation bedeutsamer Autoren wie John Fante oder Zeitungsredakteure wie Harold Ross und William Shawn von The New Yorker gestaltet, die unsere Vorstellung von den Möglichkeiten des Geschichtenerzählens geprägt haben, auch wenn er seine Charaktere wie Karikaturen wirken lasse. Diese Autoren hätten Poesie auf den Straßen und Helden am Rande der Gesellschaft gefunden und das Establishment herausgefordert. Auch die heutzutage zu beobachtende Gier nach Web-Traffic und populären Trends würden einen solchen Toast auf diese Tintenkleckser von damals, die einfach ihren Instinkten folgten, mehr als rechtfertigen.[33]
Thomas Schultze von Blickpunkt:Film schreibt, The French Dispatch sei kein Film über die Menschen geworden, die in Frankreich ein amerikanisches Magazin im Stil des New Yorker machen, und es sei noch nicht einmal ein Film über das titelgebende literarische Magazin geworden. „Es ist ein Film wie ein literarisches Magazin. Man blättert ihn durch. Wie Anderson sich vorstellt, dass es sich anfühlen soll, wenn man sich durch ein Magazin blättert.“ Im gleichen Maße sei es ein Film geworden, der Frankreich so abbildet, wie es sich vor Andersons innerem Auge zusammensetzt, so Schultze: „Ein Frankreich, in dem die Menschen schnell französisch sprechen, französische Zigaretten rauchen, formidabel französisch aussehen. Man kann sich nicht sattsehen. Mehr Fantasie geht nicht.“[34]
Das Lexikon des internationalen Films resümiert: „Eine nostalgische Hommage an eine liberale Form der Welterkenntnis und Weltaneignung, den feuilletonistischen Blick und den Qualitätsjournalismus, spielerisch umgesetzt durch ein spielfreudiges Star-Ensemble und ein wahres Füllhorn an poetischen Angeboten in der visuellen Gestaltung.“[35]
Die weltweiten Einnahmen aus Kinovorführungen belaufen sich auf 46,1 Millionen US-Dollar.[30] In Deutschland konnte sich der Film mehrere Wochen auf Platz 1 der Arthouse-Kinos-Charts halten[36] und verzeichnet hier 190.851 Besucher.[37]
Auszeichnungen
Im IndieWire Critics Poll des Jahres 2021 landete The French Dispatch auf dem sechsten Platz.[38] Im Folgenden weitere Auszeichnungen und Nominierungen.