Tavannes liegt auf 754 m ü. M., 15 km südwestlich des Orts Moutier (Luftlinie) und 10 km nordnordwestlich von Biel/Bienne. Die Industriegemeinde erstreckt sich beidseits des Flusslaufs der Birs, am Südrand des breiten Beckens des JuralängstalsVallée de Tavannes und am Fuss des Passübergangs Pierre Pertuis.
Die Fläche des 14,7 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt des westlichen Teils des Vallée de Tavannes, das hier eine Breite von 4 km aufweist. Den nördlichen Teil des Gebiets nimmt die Hügellandschaft zwischen den Talniederungen der Birs und der Trame ein, die teilweise vom Wald Forêt de Chaindon bedeckt ist. Die Mulde von Tavannes mit der Birsquelle (Source de la Birse) bildet den zentralen Teil. Nach Süden erstreckt sich das Gemeindegebiet auf die Antiklinale, die das Vallée de Tavannes auf seiner Südseite flankiert. Im Bereich von Tavannes gehören der westlichste Abschnitt des Montoz, mit 1285 m ü. M. der höchste Punkt der Gemeinde, der Passeinschnitt von Pierre Pertuis und der östlichste Teil der Montagne du Droit (1060 m ü. M.) mit der Höhe La Tanne dazu. Auf der Montagne du Droit befinden sich ausgedehnte Jurahochweiden mit den typischen mächtigen Fichten, die entweder einzeln oder in Gruppen stehen. Ganz im Nordwesten reicht das Gebiet über das Tal der Trame bis an den bewaldeten Südhang des Montbautier (bis 1040 m ü. M.). Von der Gemeindefläche entfielen 1997 9 % auf Siedlungen, 42 % auf Wald und Gehölze und 49 % auf Landwirtschaft.
Mit 3471 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2023) gehört Tavannes zu den grössten Gemeinden des Berner Juras. Von den Bewohnern sind 84,1 % französischsprachig, 6,0 % deutschsprachig und 3,6 % italienischsprachig (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Tavannes stieg von 1850 bis 1950 markant an. Nach dem Höchststand während der 1960er Jahre mit rund 4000 Einwohnern wurde infolge der Wirtschaftskrise der 1970er Jahre ein Rückgang um 14 % verzeichnet. Seither gibt es nur noch relativ geringe Schwankungen.
Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Tavannes (in Klammern die Veränderung im Vergleich zu den Wahlen 2019 in Prozentpunkten): SVP 36,20 % (+6,51), SP 26,20 % (+6,15), FDP 10,64 % (+2,19), Grüne 7,31 % (−7,09), EVP 6,30 % (+0,11), EDU 5,16 % (+2,12), Mitte 3,62 % (−6,01), glp 3,01 % (+0,29), SD 0,29 % (−0,27), PdA/Sol. 0,00 (−2,11).[6]
Wirtschaft
Tavannes war bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf, danach hat es sich rasch zur Industriegemeinde entwickelt. Heute arbeiten noch rund 7 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft, die sich vor allem auf Viehzucht und Milchwirtschaft konzentriert. Um 1850 begann die Industrialisierung mit der Einführung der Uhrenindustrie aus dem Vallon de Saint-Imier (Gründung der Tavannes Watch Co.). In der Folgezeit stieg die Bevölkerungszahl markant an von 771 Einwohnern im Jahr 1870 auf 3006 Einwohner im Jahr 1920. Die Blütezeit der Uhrenindustrie führte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Heute spielt die Uhrenherstellung weiterhin eine wichtige Rolle, daneben traten aber auch Betriebe der Maschinenindustrie und der Feinmechanik. Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber ist die Firma Tavapan SA. Nebst dem Handel mit Holzwerkstoffen stellt sie in ihrer eigenen Produktion hochwertige Schallabsorptionsprodukte her.
Verkehr
Die Gemeinde ist verkehrsmässig gut erschlossen. Sie liegt an der rege befahrenen Hauptstrasse von Delémont nach Biel/Bienne. Seit 1997 ist Tavannes mit der Eröffnung des Teilstücks La Heutte–Tavannes der Autobahn A16, zu dem auch der Pierre-Pertuis-Tunnel gehört, an das schweizerische Nationalstrassennetz angeschlossen. Seit dem 3. April 2017 ist die komplette Strecke von Boncourt bis Biel durchgehend befahrbar.
Es verkehren stündlich Regionalzüge der SBB zwischen Biel/Bienne – Sonceboz-Sombeval – Tavannes – Moutier. In unregelmässigen Abständen gibt es einen 30-Minuten-Takt mit Umsteigen in Sonceboz-Sombeval.
Geschichte
Während der Römerzeit führte eine wichtige Strassenverbindung von Aventicum über den Passübergang Pierre Pertuis durch das Vallée de Tavannes nach Augusta Raurica. Der Pass war damals die Grenze zwischen den Gebieten der Helvetier im Süden und der Rauriker im Norden.
Die Urbarmachung und Besiedlung des Talbeckens von Tavannes erfolgte aber erst nach der Gründung des Klosters Moutier-Grandval. Die erste schriftliche Erwähnung von Tavannes unter dem Namen Theisvenna geht auf das Jahr 866 zurück. In der Folgezeit änderte sich die Schreibweise des Ortsnamens mehrmals: Tehisvenna (884), Tasvenne (967), Tasuenna (1181) sowie Thasvanne, Taffennas und Tasueno. Die Etymologie des Ortsnamens ist umstritten: Tavannes kann entweder auf das keltische Wort tavan für Baumstamm oder auf das althochdeutschedahs(Dachs), kombiniert mit dem germanischen venjô(Weideplatz), zurückgeführt werden, woraus der deutsche Name Dachsfelden entstand.
Tavannes gehörte zum Grundbesitz der Abtei Moutier-Grandval. Nach der Gründung des Klosters Bellelay im 12. Jahrhundert wurde der Ort durch den Fürstbischof von Basel diesem neuen Kloster unterstellt. Zur gleichen Zeit etablierte sich die Familie von Tavannes, die in einem Schloss nördlich des Ortes bei Le Châtelet residierte. Das Schloss wurde 1499 im Schwabenkrieg zerstört, und das Geschlecht der Edlen von Tavannes erlosch im Laufe des 16. Jahrhunderts. Im Jahr 1530 führte Guillaume Farel in Tavannes die Reformation ein.
Die heutige reformierte Kirche von Tavannes ist ein spätgotischer Bau von 1385, der mehrmals restauriert und 1728 auf der Ostseite verlängert wurde. Die Kirche steht an der Stelle der 866 erwähnten Kirche Saint-Etienne. Das Pfarrhaus wurde 1820 erbaut, der Pfarrsaal im Stil des Historismus 1927 eingerichtet. Zur Pfarrei Tavannes gehörten bis 1928 alle umliegenden Dörfer (Reconvilier, Chaindon, Loveresse, Saules, Saicourt und Le Fuet). Die katholische Kirche Christi-Roi stammt von 1928 bis 1930.
Im Ortskern, der ein städtisches Gepräge aufweist, befinden sich das Hôtel de Ville (früher Hôtel de la Couronne) im Stil des Spätklassizismus (um 1850; 1966 renoviert) und das im Empire-Stil errichtete Haus des Generals Voirol. Zahlreiche Gebäude stammen aus der Zeit von 1850 bis 1920 und zeigen Architektur im neobarocken und im Heimatstil.