Die Targa Florio 1936 kann als Beispiel dafür dienen, wie durch persönliche Eitelkeiten, fehlendes Fachwissen und eine Fülle von Fehlentscheidungen aus einem renommierten Rennen eine unbedeutende Provinzveranstaltung werden kann. Der vom Vorstand des in Palermo ansässigen Sicilian Automobile Club erzwungene Rückzug des Targa-Florio-Gründers Vincenzo Florio wirkte sich drastisch aus. Florio hatte neben seinen ausgezeichneten Beziehungen zur sizilianischen Politik viele Freunde im internationalen Motorsport. Immer wieder gelang es ihm – vor allem in den 1920er-Jahren – für erstklassige Starterfelder zu sorgen. Die Mitglieder des neuen Organisationskomitees hatten weder das eine noch das andere. Bis 1935 waren bei der Targa sowohl Monopostos als auch Sportwagen startberechtigt. Nach dem Auslaufen dieser Veranstaltungssonderform versäumten es die neuen Organisatoren, zeitnah ein neues technisches und sportliches Reglement zu entwickeln, was zur Folge hatte, dass ein Renntermin im Frühjahr 1936 nicht zu halten war. Dem Sicilian Automobile Club fehlten auch die finanziellen Mittel, um ein nennenswertes Preisgeld auszuloben.
Als der Sommer und der Herbst ohne ein Rennen verstrichen, schrieben Journalisten bereits vom Ende einer sizilianischen Institution. Ende des Jahres gelang es doch noch ein Rennen zu veranstalten, das neben dem bekannten Piccolo circuito delle Madonie und dem Veranstaltungsnamen wenig mit der klassischen Targa Florio gemein hatte. Die örtlichen Behörden willigten ein, am 20. Dezember – vier Tage vor dem Heiligen Abend – den Rundkurs für einige Stunden zu sperren, wodurch ein Rennen über zwei Runden möglich wurde.
Startberechtigt waren nationale Tourenwagen mit Motoren bis zu 1,5 Liter Hubraum. Elf Fahrer meldeten ihre privaten Fahrzeuge, der bekannteste unter ihnen war neben Edoardo TeagnoCostantino Magistri, der auf seinem Lancia Augusta nach einer Fahrzeit von 2:08:47,200 Stunden das Rennen gewann.
Zu diesem Rennen sind keine weiteren Meldungen bekannt.
Klassensieger
Klasse
Fahrer
Fahrzeug
Platzierung im Gesamtklassement
Categoria Turismo Nazionale per 1.5 Litro
Italien 1861 Costantino Magistri
Lancia Augusta
Gesamtsieg
Renndaten
Gemeldet: 11
Gestartet: 11
Gewertet: 9
Rennklassen: 1
Zuschauer: unbekannt
Wetter am Renntag: trocken und kalt
Streckenlänge: 72,000 km
Fahrzeit des Siegerteams: 2:08:47,200 Stunden
Gesamtrunden des Siegerteams: 2
Gesamtdistanz des Siegerteams: 144,000 km
Siegerschnitt: 67,088 km/h
Schnellste Trainingszeit: unbekannt
Schnellste Rennrunde: Costantino Magistri – Lancia Augusta (#6) – 1:04:17,600 = 67,192 km/h
Rennserie: zählte zu keiner Rennserie
Literatur
Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.
Pino Fondi: Targa Florio – 20th Century Epic. Giorgio Nada Editore Vimodrone 2006, ISBN 88-7911-270-8.