König August III. sandte ihn zur Kaiserin Elisabeth nach Petersburg, wo er die Großfürstin und spätere Kaiserin Katharina traf, mit der er mehrere Jahre eine intime Beziehung unterhielt.
Der aufgeklärte Herrscher versuchte, den in verschiedene Hochadelsfraktionen zerrissenen Staat zu reformieren. Seine Politik wurde durch konkurrierende Adelsparteien und die starke russische Einflussnahme erschwert. Während des Sejms 1767/68 versuchte der Adel seine weitgehenden Freiheiten und Privilegien gegen außenpolitische Einflussnahme zu sichern. 1768 bildete sich mit der Konföderation von Bar ein Streitbund oppositioneller Landadliger, der sich sowohl gegen den König als auch gegen die Einmischung Russlands in die inneren Angelegenheiten Polens richtete, jedoch langfristig nicht nur den staatlichen Niedergang des Landes beschleunigte, sondern zusätzlich die Anarchie durch den gleichzeitig ausbrechenden Hajdamakenaufstand vertiefte. Beides endete in den Folgejahren mit militärischen Übergriffen Russlands.
Politische Interessen der benachbarten Großmächte führten am 17. Februar und am 5. August 1772 zur Ersten Teilung Polens zwischen Preußen, Österreich und Russland, mit Billigung des Sejms und des Königs. Der König wurde abhängig vom Ständigen Rat, den die Invasoren einberufen hatten. Trotzdem strebte Stanisław August Poniatowski danach, die Unabhängigkeit wieder zu erringen.
In den Folgejahren schloss er sich den Bestrebungen an, den zerrütteten Staat zu reformieren. So wurde mit der Verfassung vom 3. Mai 1791 die erste aufgeklärte Verfassung Europas verabschiedet, die eine Gewaltenteilung in Legislative und Exekutive festlegte. Das Bürgertum, die Bauern und die Juden wurden mit neuen Rechten ausgestattet. Ohne seine Staatsform zu ändern, wurde Polen zu einer modernen konstitutionellen Monarchie.
Zar Paul I. berief ihn nach dem Tod Katharinas 1796 nach Sankt Petersburg, wo er am 12. Februar 1798 starb und begraben wurde.
Nachlass
1938 wurde die Leiche nach Wołczyn (heute Belarus, damals zu Polen gehörig) überführt. 1993 beschloss man, ihn in der Kapelle des Königlichen Schlosses von Warschau zu bestatten. Der stark beschädigte Sarg mit den Überresten des Königs wurde nach Warschau überführt und dort am 14. Februar 1995 beigesetzt.
In Warschau zeugen noch heute viele Gebäude von Stanisławs Herrschaft, wie das Warschauer Königsschloss oder sein Sommerpalast im Łazienki-Park.
Der von ihm gestiftete Sankt-Stanislaus-Orden wurde 1816 vom Zaren Alexander I. erneuert und als niedrigster ziviler Orden des Zarenreiches (ab etwa 1870 bestand auch eine Militärklasse „mit Schwertern“) bis 1917 verliehen.
Literatur
Adam Zamoyski: The Last King of Poland. Phoenix Giant, London 1992, ISBN 0-75380-496-4
Otto Forst-Battaglia: Stanisław August Poniatowski und der Ausgang des alten Polenstaates (= Menschen, Völker, Zeiten. 14, ZDB-ID 290788-4). Paul Franke, Berlin 1927.