Simon Strauß (* 1988 in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller, Theaterkritiker und Journalist.
Simon Strauß ist der Sohn des Schriftstellers und Dramatikers Botho Strauß (* 1944) und der Rundfunkautorin Manuela Reichart.[1] Sein Großvater ist der Chemiker, Pharmazeut und Medizinpublizist Eduard Strauss (1890–1971).
Als Schüler des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster war Strauß Teil einer Gruppe, die sich regelmäßig mit dem jüdischen Shoah-Überlebenden und Zeitzeugen Rolf Joseph traf. Aus diesen Begegnungen ist das Buch Ich muss weitermachen – die Geschichte des Herrn Joseph hervorgegangen.[2] Die Gruppe besteht weiterhin und veranstaltet jährlich einen Wettbewerb, der Schülerinnen und Schüler dazu einlädt, sich mit jüdischer Geschichte und jüdischem Leben in Deutschland auseinanderzusetzen.[3]
Strauß studierte Altertumswissenschaften und Geschichte an der Universität Basel, der Universität Poitiers und der University of Cambridge. Darauf folgte ein Promotionsstudiengang am Berliner Sonderforschungsbereich „Transformationen der Antike“, und 2017 wurde Strauß an der Humboldt-Universität zu Berlin bei Aloys Winterling mit einer Studie über die Althistoriker Theodor Mommsen und Matthias Gelzer promoviert. Im Wintersemester 2018/19 gab er als Lehrbeauftragter der Eberhard Karls Universität Tübingen einen Kurs zur Rezeption des antiken Rom in der Publizistik des 20. und 21. Jahrhunderts.[4]
Seit 2016 ist er Redakteur im Feuilleton der FAZ als Nachfolger von Gerhard Stadelmaier.[5] Er ist außerdem als Moderator im Podcast für Deutschland der FAZ zu hören.[6] 2017 veröffentlichte er sein literarisches Debüt Sieben Nächte, im Sommer 2019 folgte sein zweites Buch Römische Tage.[7] 2020 gab er das Buch Spielplan-Änderung! heraus, in dem 30 Autoren jeweils ein wenig bekanntes Stück als Vorschlag für Spielpläne deutschsprachiger Theater beschreiben, darunter zum Beispiel Daniel Kehlmann, Nino Haratischwili, Hans Magnus Enzensberger und Botho Strauß.[8]
Er ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins Arbeit an Europa e.V.[9] Strauß ist Initiator des europäischen Zeitzeugenprojekts European Archive of Voices (Europäisches Archiv der Stimmen), das u. a. von der Gerda Henkel Stiftung und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung unterstützt wurde.[10] Der Bayerischen Akademie der Schönen Künste gehört Simon Strauß als ordentliches Mitglied der Abteilung Darstellende Kunst an.[11]
Strauß lebt mit seiner Familie[12] in Frankfurt und Berlin.[13]
Die Erzählung Sieben Nächte ist das literarische Debüt von Simon Strauß. In der Erzählung geht es um einen jungen Mann, der in einer Stimmung von Tristesse über das künftige Leben als Erwachsener reflektiert. Das Buch ist gegliedert in sieben Kapitel nach überlieferten Vorstellungen von den Sieben Todsünden: Gier, Hochmut, Faulheit, Neid, Wut, Völlerei, Wollust. „Im Schutze der Nacht entwickelt er aus der Erfahrung der sieben Todsünden die Konturen einer besseren Welt, eines intensiveren Lebens.“[14]
In der taz warf Alem Grabovac Strauß Anfang 2018 vor, er bediene in Sieben Nächte „mit seiner Ultraromantik die Agenda der Rechten“.[15] Dieser Behauptung widersprachen u. a. Ijoma Mangold,[16] Tilman Krause,[17] Nora Bossong[18] und Knut Cordsen.[1] Die Debatte zog weite Kreise.[19][20][21][16]
Eine resümierende Darstellung und Kritik der gegen das Buch erhobenen Vorwürfe veröffentlichte 2021 der Literaturwissenschaftler Torsten Hoffmann in einem Aufsatz über die „Strategien neurechter Kulturpolitik“.[22] Darin stellt er fest: „Vom Kern des neurechten Identitätsangebots – von Nationalismus, Heimatfanatismus und einer völkisch konzipierten Leitkultur – findet sich in Simon Straußʼ Roman in der Tat kaum etwas.“ Darüber hinaus kommt er zu dem Schluss, dass eine Kritik, wie Grabovac sie vorgetragen hatte, entweder die Kulturpolitik der Neuen Rechten bagatellisieren oder aber das besprochene Buch dämonisieren müsse.[23]
Das Buch Sieben Nächte erreichte seine beste Platzierung auf der Bestsellerliste im Sommer 2017 (Kategorie: Hardcover Belletristik).[24]
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