Hans Magnus Enzensberger wuchs in einer katholischen[2] bürgerlichen Familie in Nürnberg auf und besuchte dort von 1940 bis 1944 das heutige Willstätter-Gymnasium.[3] Sein Vater war in der Stadt als Oberpostdirektor tätig. Zuvor hatte er als Ingenieur für Fernmeldetechnik gearbeitet – er war der erste Radiosprecher Bayerns. Die Mutter Leonore Enzensberger, geb. Ledermann (1905–2008),[4] arbeitete anfänglich als Erzieherin. Enzensberger hatte drei jüngere Brüder: Christian war Anglist und starb 2009. Ulrich war Gründungsmitglied der Berliner Wohngemeinschaft Kommune I und ist als Autor tätig. Der Bruder Martin starb Mitte der 1980er Jahre an Lungenkrebs.
Wie alle Beamtenkinder war Enzensberger zur Mitgliedschaft bei der Hitlerjugend verpflichtet, wurde aber mit der Begründung ausgeschlossen, er sei trotzig und ein Querulant. Während des Luftkrieges übersiedelte die Familie in die als sicher geltende mittelfränkische Kleinstadt Wassertrüdingen, was eine seltene Ausnahme im NS-Staat und nur der hohen Stellung seines Vaters zu verdanken war. Hier wurde sein jüngster Bruder Ulrich geboren. Die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs erlebte Hans Magnus Enzensberger als Angehöriger des Volkssturmes. Dem Dienst entzog er sich und konnte sich bis nach Hause durchschlagen.
Bis 1957 arbeitete Enzensberger für Alfred Andersch als Hörfunkredakteur beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart. Auch in den folgenden Jahren entstanden zahlreiche „Radio-Essays“, unter anderem Medien- und Sprachkritik (beispielsweise Die Sprache des „Spiegel“).
Bereits 1957 publizierte Enzensberger auch seinen ersten Gedichtband die verteidigung der wölfe. Die darin enthaltenen Gedichte verbinden virtuose Sprachspiele mit Weltekel, politische Empörung mit Detailbetrachtungen; diese Aspekte spiegeln sich schon in der Dreiteilung des Bandes wider: 1. Freundliche Gedichte 2. Traurige Gedichte 3. Böse Gedichte. Schon in diesen frühen Gedichten zeigt sich Enzensbergers Überzeugung, dass Lyrik auch Ereignisse nacherzählen, Theorien vermitteln und Ideen ausdrücken könne, dass also Gedichte nicht nur Stimmungen und Gefühle zum Inhalt haben.
Enzensberger nahm an mehreren Tagungen der Gruppe 47 teil. Ab 1957 arbeitete er als freier Schriftsteller in Stranda (West-Norwegen), ging dann 1959 für ein Jahr nach Lanuvio bei Rom, arbeitete 1960 als Lektor beim Suhrkamp Verlag in Frankfurt am Main und zog sich 1961 nach Tjøme zurück, einer Insel im Oslofjord.
Eine Sammlung von Enzensbergers „Radio-Essays“ erschien 1962 unter dem Titel Einzelheiten I und II. Sie bilden den Auftakt seiner vielfältigen und produktiven Arbeit als Essayist. In einem prägte er den Begriff Gratismut[7], der nach Michael Roth einen Mut bezeichnet, „der nichts kostet, weil er keinerlei Risiken, Gefahren oder negative Konsequenzen mit sich bringt. Kennzeichen für den Gratismut ist aber nicht nur, dass er nichts kostet, sondern mit dem Begriff verbindet sich auch, dass die betreffende Person sich geriert, als sei sie ein mutiger Widerstandskämpfer, der für seine Taten bzw. Worte schlimmste Konsequenzen zu befürchten habe.“[8] In dem Begriff verband er Kulturkritik mit an die „eigene intellektuelle Zunft“ gerichteter Selbstkritik.[9][10]
1963, also erst 33 Jahre alt, erhielt er den Georg-Büchner-Preis. Mit dem Suhrkamp Verlag, in dem von 1957 an seine Werke erschienen, war er zeitlebens eng verbunden. Neben u. a. Jürgen Habermas war er in späteren Jahren Gründungsstiftungsrat der 2002 von Siegfried Unseld gegründeten Verlagsstiftung. Ulla Berkéwicz, Ehefrau von Siegfried Unseld und nach dessen Tod Geschäftsführerin des Verlags, zitierte in ihrem Nachruf auf Enzensberger aus einem Brief Siegfried Unselds, er habe in ihm immer einen Partner der Verlagsleitung gesehen.[11]
Auf einem Friedenskongress des sowjetischen Schriftstellerverbandes lernte er 1966 in Baku die damals 23 Jahre alte Maria Makarowa kennen, die Tochter des sowjetischen Schriftstellers Alexander Fadejew.[12] Für sie verließ er seine norwegische Frau Dagrun, mit der er 1957 die Tochter Tanaquil bekommen hatte.[13] 1967 heirateten er und Makarowa, doch trennten sie sich nach wenigen Jahren. Im Rückblick nannte er die Verbindung seine „Amour fou“.[12]
68er Jahre und „Kursbuch“
1968 brach Enzensberger ein Fellowship an der Wesleyan University nach drei Monaten unter Protest gegen die US-Außenpolitik ab und ging für ein Jahr nach Kuba.[14]
Von 1965 bis 1975 gab er die ZeitschriftKursbuch heraus, deren Fortführung er dem Mitbegründer Karl Markus Michel überließ. Besonders mit dem Kursbuch, aber auch mit Gedichten und Essays war Enzensberger eine Orientierungsfigur für die Studentenbewegung. 1967 unterschrieb er den Gründungsaufruf für den Republikanischen Club in West-Berlin. Er stand der außerparlamentarischen Opposition (APO) nahe, bewahrte sich aber eine kritische Distanz, die von den Studenten immer wieder bemängelt wurde. Beispielhaft zeigt sich dies in einer Debatte im Kursbuch. Als Peter Weiss Enzensberger aufforderte, sich deutlich und solidarisch auf eine Seite zu stellen, verwahrte Enzensberger sich dagegen: Seine Sache sei es nicht, „mit Bekenntnissen um sich zu schmeißen. […] Bekenntnissen ziehe ich Argumente vor. Zweifel sind mir lieber als Sentiments. Widerspruchsfreie Weltbilder brauche ich nicht. Im Zweifelsfall entscheidet die Wirklichkeit.“[15] Enzensberger begleitete interessiert die Aktivitäten der Kommune I, zu deren Begründern sein Bruder Ulrich gehörte und der sich auch seine erste Frau Dagrun anschloss. Nach der Scheidung, als Enzensberger sich im Ausland aufhielt, lebte die Kommune I auf Einladung von Dagrun Enzensberger eine Weile in seinem Haus in Berlin-Friedenau, Fregestraße 19, bis Enzensberger dagegen einschritt.[16] Über sein Verhältnis zur Kommune I sagte er im Rückblick: „Das war am Anfang noch ein relativ flotter Haufen, der mich interessierte. Diese Bande hatte versucht, sich bei mir einzunisten, aber ich habe sie rausgeschmissen.“[12]
In der Anthologie Freisprüche (1970) versammelte Enzensberger 24 Stücke, in der überwiegenden Zahl Verteidigungsreden, die von revolutionären Angeklagten in politischen Prozessen gehalten worden sind. In seiner Nachbemerkung bekräftigte Enzensberger die rechtstheoretische Logik der Revolutionäre: „Der revolutionäre Akt ist seiner Natur nach nicht justitiabel. Er ist dazu da, den ganzen Apparat der Repression über den Haufen zu werfen und die Rechtsordnung, die ihm den Weg versperrt, aus den Angeln zu heben. Nicht die Revolution, nur ihr Scheitern kann vor Gericht stehen.“[17]
Ab 1980
1980 gründete Enzensberger – gemeinsam mit Gaston Salvatore – das Kulturmagazin TransAtlantik, das er 1982 wieder verließ. Von 1985 bis 2007 gab er zusammen mit Franz Greno die Buchreihe Die Andere Bibliothek heraus. Seine dritte Ehefrau wird Katharina Kaever.[18] 1986 wurde die Tochter Theresia geboren.[13]
Neben einer kontinuierlichen Gedichtsproduktion erschienen auch weiter zahlreiche Essaybände, unter anderen zu den Themen Migration, Gewalt in Zivilgesellschaften, Lyrik, Mathematik und Intelligenzforschung. Unter den Gedichten sticht das Versepos Der Untergang der Titanic (1978) heraus. Es ist nicht nur ein Bericht über das Schiffsunglück, sondern auch Rückblick auf die revolutionären Hoffnungen der Sechzigerjahre und ironischer Kommentar zu Weltuntergangsszenarien. George Tabori brachte es 1979 in München auf die Bühne. Im Jahr 2000 wurde der Landsberger Poesieautomat der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieser stand ab 2006 im Literaturmuseum der Moderne in Marbach, seit 2023 ist er in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall zu erleben.[19]
Im Dezember 2014 gab Enzensberger sein Archiv als Vorlass an das Deutsche Literaturarchiv Marbach.[20] Dazu gehören unter anderem seine Manuskripte, Dokumente und Korrespondenzen. Teile davon sind im Literaturmuseum der Moderne in Marbach in der Dauerausstellung zu sehen, beispielsweise Enzensbergers Übersetzungen von Pablo Neruda, das Manuskript für das Museum der modernen Poesie und seine Pläne für den Landsberger Poesieautomaten.
Nachdem er sich in seinem Spätwerk mit der EU (2011) und mit Überlebenskünstlern (2018) auseinandergesetzt hatte, nahm er mit Eine Experten-Revue in 89 Nummern (2019) als „Experte für Experten“ die biographischen Ausprägungen einer extremen Arbeitsteilung in den Blick. Seine Forschungsberichte sind „so bizarr wie unterhaltsam“.[21]
Enzensberger veröffentlichte bis 2019 auch unter Pseudonymen, wie Andreas Thalmayr (2018 Schreiben für ewige Anfänger und 2019 Louisiana Story). Er verwendete auch weibliche Namen wie Elisabeth Ambras (2019 Fremde Geheimnisse) und Linda Quilt.[22]
Im November 2020 entrann Enzensberger Medienberichten zufolge als Zufallsopfer nur knapp einem Mordanschlag durch einen Pfleger im Klinikum rechts der Isar in München, wo er wegen eines Sturzes aufgenommen worden war.[23][24][25]
Enzensberger war dreimal verheiratet. Mit der Norwegerin Dagrun Kristensen wurde er Vater seiner ersten Tochter Tanaquil, geboren 1957. Mit der Russin Maria Makarowa war er Ende der 1960er Jahre verheiratet. Aus seiner dritten Ehe mit der Journalistin Katharina Bonitz ging 1986 seine Tochter Theresia Enzensberger hervor.[22]
Politische Stellungnahmen
Seine bekannteste Auseinandersetzung mit den Medien, vor allem mit dem Fernsehen, ist sein Text Baukasten zu einer Theorie der Medien (1970). Enzensberger bezeichnet darin die elektronischen Medien als Hauptinstrumente der „Bewusstseins-Industrie“ im Sinne Adornos und Horkheimers, der er weitgehende Steuerungs- und Kontrollmacht über die spätindustrielle Gesellschaft zuschreibt. Enzensberger fordert in dem Text eine sozialistische Medientheorie und zugleich einen emanzipatorischen und emanzipativen Umgang mit den Medien. Probleme sieht er im „repressiven Mediengebrauch“ (ein zentral gesteuertes Programm mit einem Sender und vielen Empfängern, der die Konsumenten passiv macht und entpolitisiert). Spezialisten produzieren den Inhalt, werden dabei jedoch durch Eigentümer oder Bürokratie kontrolliert. Ein „emanzipatorischer Mediengebrauch“ dagegen würde jeden Empfänger zum Sender machen. Durch die Aufhebung der technischen Barrieren würden die Massen mobilisiert und politisch eingebunden. In seinen 1988 veröffentlichten Gesammelten Zerstreuungen bezeichnete Enzensberger das Fernsehen als „Nullmedium“.
Im Jahr 1987 verwendete er die Begriffe „Ossie“ und „Wessie“ in dem Prosaband Ach, Europa! Wahrnehmungen aus sieben Ländern. In einem fiktiven Reisebericht durch das Europa im Jahr 2006 beschrieb er in einem Kapitel ein friedlich wiedervereinigtes Deutschland, in dem sich aber Ossies und Wessies weiterhin feindlich gegenüberstehen.
In seinem Buch Schreckens Männer (2006) beschäftigte er sich mit dem islamistischen Terror. Islamistische Selbstmordattentäter gebärdeten sich wie Sieger, seien aber tatsächlich radikale Verlierer. Er beschrieb die arabische Welt als eine Zivilisation, die im 12./13. Jahrhundert den Europäern weit überlegen gewesen sei, sich aber gegenwärtig in einer relativ unproduktiven Periode befinde. Das produziere Minderwertigkeitskomplexe, die ihrerseits Wut erzeugten. Die Ursache für ihre Probleme würden die Selbstmordattentäter nicht bei sich, sondern in der westlichen Welt, den USA, bei den Juden oder in Verschwörungstheorien suchen.
2003 gehörte Enzensberger zu den wenigen deutschen Intellektuellen, die den US-geführten Irak-Krieg verteidigten.[28]
2011 äußerte sich Enzensberger zunehmend kritisch zur Europäischen Union. Er beschreibt sie als Konstruktion von oben und bemängelt ein Fehlen des demokratischen Elements. In einem Gespräch mit dem liberalen Debattenmagazin Schweizer Monat sprach er von einem „Geburtsfehler der Institution“: „Von Anfang an stand hier der technokratische Aspekt im Vordergrund: Politik hinter verschlossenen Türen. Geheimniskrämerei. Kabinettspolitik.“ Er konstatierte: „Die EU hat als Institution, die in der Vergangenheit angetreten war, um sich an wirtschaftlichen Erfolgen messen zu lassen, heute also auch ihre ursprüngliche Legitimation verloren.“[29]
Bezugnehmend auf Äußerungen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die im ZDF-Sommerinterview die Überwachungs- und Spionageaffäre 2013 als „umfangreich aufgeklärt“ bezeichnet hatte,[30] sagte Enzensberger während eines Interviews zusammen mit Frank Schirrmacher in der ARD-Sendung ttt – titel, thesen, temperamente: „In jeder Verfassung der Welt steht ja ein Recht auf Privatsphäre, Unverletzlichkeit der Wohnung und so weiter … das sind ja lange Passagen. Das ist abgeschafft! Das heißt, wir befinden uns in postdemokratischen Zuständen.“ Enzensberger sah eine Allianz zwischen Konzernen und Nachrichtendiensten am Werk: „Es gibt eine Minderheit von Leuten, die das nicht akzeptieren will, aber die Mehrheit der Leute findet das völlig harmlos, unproblematisch. Die verstehen gar nicht, dass eine politische Macht dahinter steht.“ Enzensberger zufolge machten die Konzerne die Bürger zu vorhersagbaren, fröhlichen Konsummaschinen und auf den Servern der Nachrichtendienste seien die Bürger vollständig kontrollierbare Menschen. Edward Snowden sei wahrscheinlich ein Held des 21. Jahrhunderts.[31] Ende Februar 2014 veröffentlichte Enzensberger in der FAZ unter dem Titel Wehrt Euch! zehn Regeln für Menschen, die sich der Ausbeutung und Überwachung in der digitalen Welt widersetzen wollen.[32]
2014 gab Enzensberger an, Ulrike Meinhof und Andreas Baader hätten 1970 nach der Baader-Befreiung bei ihm Unterschlupf gesucht. Er schrieb, die Planungen der Rote Armee Fraktion (RAF) seien denkbar schlecht gewesen, und schloss daraus, dass die RAF „aus Versehen entstanden“ sei. Es habe bei der Gründung der RAF keine Gedanken „an eine politische Überlegung oder an eine Strategie“ gegeben.[33]
Rezeption
Enzensberger gelang es oft, in der kulturellen und politischen Debatte Themen zu setzen und zutreffende Vorhersagen zu machen. Einerseits wurde sein Gespür für Trends und Tendenzen anerkannt (Habermas: „Er hat die Nase im Wind.“[34]), andererseits kritisiert, dass er seine politischen Ansichten häufig wechselte. Bekannt ist seine sukzessive Abkehr von den Idealen der 68er-Bewegung und seine umstrittene Gleichsetzung von Saddam Hussein mit Hitler.[35] Dieser Vergleich brachte ihm unter anderem den Vorwurf des Missbrauchs der antifaschistischen Rhetorik für den Wiedereintritt der deutschen Armee in Kriegshandlungen ein.[36] Ein Buch zum Thema kritisiert zudem, mit seiner Ansicht, Hitler sei nicht einzigartig gewesen, habe Enzensberger „den deutschen Faschismus zum Exportartikel“ gemacht.[37] Die Änderung seiner Standpunkte wurde früher von einigen Kritikern negativ wahrgenommen.[38]
Enzensberger selbst: „Sehen Sie, es gibt über mich so viele Geschichten. Es gibt die Bruder-Leichtfuß-Geschichte von dem, der überall mitmacht und dauernd seine Überzeugung wechselt, es gibt die Geschichte vom Verräter, der unzuverlässig und kein guter Genosse ist, es gibt die Deutschland-Geschichte über einen, der mit seiner Heimat Probleme hat. Das sind Legenden, mit denen man leben muss. An all diesen Geschichten ist etwas dran. Keine würde ich als absolut falsch bezeichnen. Aber warum soll ich sie mir zu eigen machen?“[39]
Im März 2009 widmete ihm das Deutsche Literaturarchiv in Marbach ein zweitägiges Symposium: „Hans Magnus Enzensberger und die Ideengeschichte der Bundesrepublik“.[40] Nach der Tagung beurteilte das deutsche Feuilleton die häufigen Positionswechsel Enzensbergers eher wohlwollend und verständnisvoll.[41][42][43][44] Das „habituelle Hakenschlagen“ (FAZ) oder sein „Zickzackkurs“ (FR) seien als Ironie, frühe Postmoderne und prinzipielle Zustimmungsverweigerung zu deuten.
Eine literatursoziologische Analyse von 2012 sah in den überraschenden Positionsnahmen und der medialen Vielseitigkeit dieses Autors die Hauptgründe für seinen enormen Aufmerksamkeitsgewinn. Da Enzensberger es besonders seit den 1980er Jahren verstanden habe, politische Beweglichkeit als Zeichen von Weltläufigkeit zu präsentieren, gelte er seinen Verehrern als Schrittmacher der Entprovinzialisierung deutscher Literatur.[45]
Als 2016 der ehemalige Rektor der Münchner Musikhochschule Siegfried Mauser wegen sexueller Nötigung verurteilt wurde, interpretierte Enzensberger in einem Leserbrief die Anzeige als einen Akt der Vergeltung dafür, dass Mauser bestimmte Mitarbeiterinnen nicht in ihrer Karriere gefördert habe: „Damen, deren Avancen zurückgewiesen werden, gleichen tückischen Tellerminen. Ihre Rachsucht sollte man nie unterschätzen.“ Man müsse deshalb „in Fällen, bei denen Aussage gegen Aussage steht, die Glaubwürdigkeit der Anklägerin prüfen“.[46]Patrick Bahners (FAZ) wies darauf hin, dass dies geschehen sei. Das Amtsgericht habe die Aussagen von sechzehn Zeugen gehört.[47] Der Hochschuldirektor Bernd Redmann vertrat 2018 die Auffassung, dass Relativierungsversuche dieser Art alle Betroffenen von sexueller Belästigung und Gewalt diskreditierten.
Brentanos Poetik. 1961. (Druckfassung der Diss. Erlangen 1955.)
Einzelheiten. 1962.
Politik und Verbrechen. 1964.
Deutschland, Deutschland unter anderm. Äußerungen zur Politik. 1967.
Staatsgefährdende Umtriebe. Rede zur Verleihung des Nürnberger Literaturpreises, 1968.
Palaver. Politische Überlegungen 1967–1973. 1974.
Von der Unaufhaltsamkeit des Kleinbürgertums. Eine soziologische Grille. 1976.
Politische Brosamen. 1982.
Ach Europa! Wahrnehmungen aus sieben Ländern. Suhrkamp, 1987.[49]
Ach Europa! Wahrnehmungen aus sieben Ländern. Mit einem Epilog aus dem Jahr 2006. Suhrkamp, Frankfurt am Main (= suhrkamp taschenbücher. Band 1690).
Mittelmaß und Wahn. Gesammelte Zerstreuungen. Suhrkamp, 1988, ISBN 3-518-38300-0.
Die Große Wanderung. 1992.
Aussichten auf den Bürgerkrieg. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-518-40769-4.
Zickzack. Aufsätze, 1997.
Drawbridge Up: Mathematics – A Cultural Anathema / Zugbrücke außer Betrieb: Die Mathematik im Jenseits der Kultur. (dt., engl.) Natick, Mass., Peters, 1999.
Einladung zu einem Poesie-Automaten. Suhrkamp, 2000.
Nomaden im Regal. Essays. 2003
unter dem Pseudonym Andreas Thalmayr: Lyrik nervt! Erste Hilfe für gestresste Leser. 2004.
unter dem Pseudonym Andreas Thalmayr: Heraus mit der Sprache. Ein bisschen Deutsch für Deutsche, Österreicher, Schweizer und andere Aus- und Inländer. Hanser, München 2004, ISBN 978-3-446-20448-5; als Taschenbuch: dtv München 2008, ISBN 978-3-423-34471-5.
Schreckens Männer – Versuch über den radikalen Verlierer. Suhrkamp, 2006.
Im Irrgarten der Intelligenz. Ein Idiotenführer. Zürich 2006. (Schriftenreihe der Vontobel-Stiftung. Nr. 1760.) und edition suhrkamp, 2007, ISBN 978-3-518-12532-8.
Fortuna und Kalkül – Zwei mathematische Belustigungen. Suhrkamp, Berlin 2009.
Sanftes Monster Brüssel oder Die Entmündigung Europas. Suhrkamp, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-06172-5.
Enzensbergers Panoptikum: Zwanzig Zehn-Minuten-Essays. Suhrkamp, Berlin 2012, ISBN 978-3-518-06901-1.
Überlebenskünstler. 99 literarische Vignetten aus dem 20. Jahrhundert. Suhrkamp, Berlin 2018, ISBN 978-3-518-42788-0.
unter dem Pseudonym Andreas Thalmayr: Schreiben für ewige Anfänger. Ein kurzer Lehrgang. Hanser, München 2018, ISBN 978-3-446-25998-0.
Nieder mit Goethe / Requiem für eine romantische Frau. Verlag der Autoren, 1995.
Dreiunddreißig Gedichte. Reclam 2001.
Die Elixiere der Wissenschaft. Seitenblicke in Poesie und Prosa. 2002.
Dialoge zwischen Unsterblichen, Lebendigen und Toten. 2004.
Natürliche Gedichte. Insel 2004.
Gedichte 1950–2005. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006.
Zu große Fragen: Gespräche und Interviews 2005–1970. 2007.
Liebesgedichte. Insel, Frankfurt am Main 2008.
Scharmützel und Scholien: Über Literatur. Suhrkamp Quarto 2009.
Meine Lieblings-Flops, gefolgt von einem Ideen-Magazin. 2010.
Gedichte 1950–2010. Suhrkamp, Berlin 2010.
Album. Suhrkamp, Berlin 2011.
Versuche über den Unfrieden Suhrkamp, Berlin 2015.
Gedichte 1950–2015. Suhrkamp, Berlin 2015.
Editionen (als Herausgeber, Mitherausgeber und Nachwortverfasser)
Clemens Brentano: Gedichte, Erzählungen, Briefe. (als Hrsg.) 1958.
Die Denunziation des Tourismus. (als Hrsg.) 1959.
Museum der modernen Poesie. (als Hrsg.) Frankfurt am Main 1960.
Allerleirauh. Viele schöne Kinderreime. (als Hrsg.) Suhrkamp Frankfurt/Main 1961, als Suhrkamp Taschenbuch Nr. 19, 1. Auflage 1971, ISBN 3-518-06519-X.
Vorzeichen. Fünf neue deutsche Autoren. (als Hrsg.) Frankfurt am Main 1962.
Klassenbuch. Ein Lesebuch zu den Klassenkämpfen in Deutschland. (als Mithrsg.) 1972.
Gespräche mit Marx und Engels. 1973.
Edward Lears Kompletter Nonsens Ins Deutsche geschmuggelt von Hans Magnus Enzensberger, Insel Verlag Frankfurt/M. 1977, ISBN 3-458-05048-5.
Carlo Emilio Gadda: Die Erkenntnis des Schmerzes. (Nachwort) Piper, 1985.
unter dem Pseudonym Andreas Thalmayr: Das Wasserzeichen der Poesie oder Die Kunst und das Vergnügen, Gedichte zu lesen. Reihe „Die Andere Bibliothek“, Greno 1985.
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Gerhart Kraaz: Die Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courasche. (Nachwort). C. H. Beck Verlag, 1989.
Die gescheiterte Revolution. Denkwürdigkeiten aus dem 19. Jahrhundert. (als Hrsg.), 1996, Insel, ISBN 978-3-458-32797-4.
Geisterstimmen. (als Übersetzer und Herausgeber), 1999, Suhrkamp, ISBN 978-3-518-41057-8.
W.G. Sebald, Jan Peter Tripp: Unerzählt: 33 Miniaturen und 33 Radierungen. (Mitautor, schrieb zu dem Band ein Abschiedsgedicht auf Sebald), 2003, Hanser
Film
Buenaventura Durruti – Biographie einer Legende – Ein Film-Roman. (Buch, Regie). Historischer Berater: Abel Paz, Kamera: Carlos Bustamante, Produktion: Westdeutscher Rundfunk WDR, (Red. Martin Wiebel), D 1972, 92 Min., s/w. Veröffentlicht auf der DVD mit Filmen von, mit und über Hans Magnus Enzensberger Ich bin keiner von uns (Filmedition Suhrkamp 2009, ISBN 978-3-518-13511-2).
Hörspiele
Die Bakunin Kassette. Eine Fälschung. Regie: Manfred Marchfelder. WDR/SR, 1977.
Ein Philosophenstreit – Über die Erziehung und andere Gegenstände. Friedenauer Presse, Berlin 2004.
Was isst Europa: Eine kulinarische Tour d’horizon. (Ein Beitrag). Brandstätter, 2007.
Die kurzgefasste Verteidigung eines Agnostikers. Reflexion über den Text der Kantate Also hat Gott die Welt geliebt, BWV 68 von Johann Sebastian Bach. (Vorgetragen im Rahmen der Aufführung durch die J. S. Bach-Stiftung, Trogen 25. Mai 2018.) St. Gallen 2018.
Charles Simic: Ein Buch von Göttern und Teufeln: Gedichte. Zusammen mit Rudolf von Bitter. Edition Akzente Hanser, 1993, ISBN 978-3-446-17557-0.
William ShakespeareÜbersetzung ins Deutsche Ein Kombinationsspiel mit 13 Übersetzungen von Shakespeares Sonett 19 in: Das Wasserzeichen der Poesie ... vorgestellt von Andreas Thalmayr, Eichborn Frankfurt am Main 1997, S. 362–375, ISBN 3-8218-4458-2.
Lars Gustafsson: Ein Vormittag in Schweden: Ausgewählte Gedichte. Zusammen mit Verena Reichel und Hanns Grössel. Hanser, 1998, ISBN 978-3-446-19301-7.
Hans Mathias Kepplinger: Das politische Denken Hans Magnus Enzensbergers. Diss. phil. Mainz 1970, als Buch erschienen unter dem Titel: Rechte Leute von links. Gewaltkult und Innerlichkeit. Walter-Verlag, Olten / Freiburg i. Br. 1970.
Roland Innerhofer: Hans Magnus Enzensbergers „Mausoleum“. Zur „dokumentarischen“ Lyrik in Deutschland. Dissertation. Universität Wien, 1980.
Bärbel Gutzat: Bewusstseinsinhalte kritischer Lyrik. Eine Analyse der drei ersten Gedichtsbände von Hans Magnus Enzensberger. Koch Buchvlg, 1982, ISBN 978-3-7997-0676-6.
Reinhold Grimm (Hrsg.): Hans Magnus Enzensberger. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1984.
Martin Fritsche: Hans Magnus Enzensbergers produktionsorientierte Moral. Konstanten in der Ästhetik eines Widersachers der Gleichheit. Dissertation, Technische Universität Berlin; Peter Lang, Bern u. a. 1997, ISBN 3-906757-91-9. (Zur politischen Haltung, politischen Polemik und Provokation im Werk Enzensbergers.)
Tae-Ho Kang: Poesie und Gesellschaftskritik. Hans Magnus Enzensbergers negative Poetik. Dissertation. Universität Wuppertal, 2002 PDF
Holger-Heinrich Preuße: Der politische Literat Hans Magnus Enzensberger. Politische und gesellschaftliche Aspekte seiner Literatur und Publizistik. Mit einem Vorwort von Kurt Sontheimer. Peter Lang, München / Paris / New York 1989, ISBN 3-631-42203-2.
Theo Rommerskirchen: Hans Magnus Enzensberger. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005, ISBN 3-926943-85-8.
Rainer Barbey: Unheimliche Fortschritte. Natur, Technik und Mechanisierung im Werk von Hans Magnus Enzensberger. Dissertation. Universität Regensburg. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89971-345-9, Inhaltsverzeichnis (PDF), Einleitung (PDF).
Hyun Jeong Park: „Das Ende der Welt ist vielleicht nur ein Provisorium.“ Ökologisch-postapokalyptisches Denken im lyrischen und essayistischen Werk Hans Magnus Enzensbergers. Diss. Universität München. Aisthesis, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89528-747-3.
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Alan J. Clayton: Writing with the Words of Others: Essays on the Poetry of Hans Magnus Enzensberger. Königshausen & Neumann, Würzburg 2010, ISBN 978-3-8260-4308-6.
Henning Marmulla: Enzensbergers Kursbuch. Eine Zeitschrift um 68. Matthes & Seitz, Berlin 2011, ISBN 978-3-88221-624-0.
Gero von Boehm: Hans Magnus Enzensberger. 16. August 2006. Interview in: Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 527–535.
Alena Diedrich: Melancholie und Ironie. Hans Magnus Enzensberger: Der Untergang der Titanic. Königshausen & Neumann, 2014. (= Epistemata Literaturwissenschaft, Bd. 812.)
Claus Telge: „Brüderliche Egoisten“. Die Gedichtübersetzungen aus dem Spanischen von Erich Arendt und Hans Magnus Enzensberger. Winter, Heidelberg 2017, ISBN 978-3-8253-6673-5.
Mein Leben – Hans Magnus Enzensberger. Dokumentarfilm, Deutschland, 2009, 43 Min., Buch und Regie: Irene Dische, Produktion: Ave, arte, Inhaltsangabe von arte.
Requiem für eine romantische Frau, Spielfilm nach dem gleichnamigen Buch von Hans Magnus Enzensberger, Deutschland 1999, 98 Min, Treatment von H.M. Enzensberger, Buch und Regie: Dagmar Knöpfel. Veröffentlicht auf der DVD mit Filmen von, mit und über Hans Magnus Enzensberger Ich bin keiner von uns (Filmedition Suhrkamp 2009, ISBN 978-3-518-13511-2)
↑Todesanzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 13. Mai 2008, S. 49.
↑Über das dichterische Verfahren in Clemens Brentanos lyrischem Werk. Inauguraldissertation der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen 1955
↑Hans Magnus Enzensberger: Gratismut und Gratisangst. In: Einzelheiten I, Frankfurt am Main 1962, S. 186–191.
↑Michael Roth: Kirche und Politik: Anfragen an das Konzept der Öffentlichen Theologie. In: Matthias Pulte (Hrsg.): Aktuelle Herausforderungen aus der Politik für Religion und Recht, Echter Verlag, 2023, ISBN 978-3-429-05296-6, S. 11–34.
↑Ulla Berkéwicz: HME zu ehren. In: Sinn und Form 5/2023, S. 703–704. Dort: "»Wenn immer ich in den vergangenen Jahren mich mit dem Gedanken vertraut machen mußte, diesen Verlag einmal alleine zu leiten, so warst immer Du es, den ich als Partner sah«, schrieb Siegfried Unseld kurz nach Peter Suhrkamps Tod an Hans Magnus Enzensberger, den jüngsten Wilden, (...) der von jeher Autor des Verlags war und blieb".
↑ abHans H. Hiebel: Das Spektrum der modernen Poesie: Interpretationen deutschsprachiger Lyrik 1900–2000 im internationalen Kontext der Moderne Teil II (1945–2000). Königshausen und Neumann, 2005, ISBN 978-3-8260-3201-1, S. 391.
↑An Peter Weiss und andere in: Über Hans Magnus Enzensberger, hrsg. von Joachim Schickel, Suhrkamp
↑Christian H. Freitag: Ritter, Reichsmarschall & Revoluzzer. Aus der Geschichte eines Berliner Landhauses. Mit einem Vorwort von Hans Magnus Enzensberger. Berlin 2015. Vgl. Rezension im Tagesspiegel, 12. Dezember 2015.
↑Vgl. Peter W. Jansen, Rezension zu Freisprüche, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Januar 1971
↑Anna Mertens, Christian Wölfel: Hans Dampf in allen Gassen. In: Domradio.de. Erzbistum Köln, 11. November 2019, abgerufen am 8. Februar 2023.
↑Karin Truscheit: Prozess gegen Todespfleger: Er wollte nur seinen Rausch ausschlafen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. Januar 2023 (faz.net [abgerufen am 25. Januar 2023]).
↑Annette Ramelsberger, Susi Wimmer: Dann sterben sie halt. In: Süddeutsche Zeitung. 28. März 2023, abgerufen am 28. März 2023.
↑Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 601
↑Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 688, Kommentar zu Telegramm 61 vom 9. Juni 1959
↑Jürgen Habermas: Der Golf-Krieg als Katalysator einer neuen deutschen Normalität? In: ders.: Vergangenheit als Zukunft? Das alte Deutschland im neuen Europa. München, Piper 1993, ISBN 3-492-11574-8, S. 25.
↑Hans Magnus Enzensberger: Hitlers Wiedergänger. In: Der Spiegel. Nr.6, 1991, S.26–28 (online).
↑Matthias Rude: „Nie wieder Faschismus“ – immer wieder Krieg. Ein bürgerliches Trauerspiel in drei Akten, in: Susann Witt-Stahl, Michael Sommer (Hrsg.): „Antifa heißt Luftangriff!“ Regression einer revolutionären Bewegung, Hamburg 2014, S. 101–120, S. 104.
Hitung mundur waktu pembukaan kejuaraan di (Lviv, Ukraine) Proses pemilihan tuan rumah untuk Kejuaraan Eropa UEFA 2012 berakhir pada 18 April 2007 ketika penawaran bersama antara Polandia-Ukraina terpilih menjadi tuan rumah. Sejarah Saat awal dibukanya pendaftaran untuk penmilihan tuan rumah kejuaraan, ada lima penawaran yang masuk mewakili tujuh negara yaitu: Kroasia-Hungaria (tuan rumah bersama), Yunani, Italia, Polandia-Ukraina (tuan rumah bersama) dan Turki. Pada 8 November 2005, komite E...
Об экономическом термине см. Первородный грех (экономика). ХристианствоБиблия Ветхий Завет Новый Завет Евангелие Десять заповедей Нагорная проповедь Апокрифы Бог, Троица Бог Отец Иисус Христос Святой Дух История христианства Апостолы Хронология христианства Ран�...
Tales relating to the origins of the (Māori) world Six major departmental atua represented by wooden godsticks: left to right, Tūmatauenga, Tāwhirimātea, Tāne Mahuta, Tangaroa, Rongo-mā-Tāne, and Haumia-tiketike. Māori mythology and Māori traditions are two major categories into which the remote oral history of New Zealand's Māori may be divided. Māori myths concern tales of supernatural events relating to the origins of what was the observable world for the pre-European Māori, of...
Омовение ног ученикам (Псковская икона, XVI век) Омове́ние ног — описанное в Евангелии событие, характеризующее крайнее смирение Иисуса Христа, а также подражающий ему обряд в богослужебной практике ряда христианских церквей. Содержание 1 Происхождение 2 Омовение Хрис�...
Sebuah gelang kapten yang dikenakan seorang kapten. Kapten tim dari sebuah tim sepak bola adalah seorang pemain yang dipilih sebagai pemimpin tim di lapangan. Seorang pemain yang lebih tua atau lebih berpengalaman, atau pemain yang memberi pengaruh besar sering dipilih menjadi kapten. Kapten tim umumnya memakai gelang kapten. Tugas dan tanggung jawab Satu-satunya tugas resmi seorang kapten menurut Peraturan Pertandingan Sepak Bola FIFA adalah berpartisipasi dalam pelemparan koin untuk menentu...
Silvia Soler Espinosa Silvia Soler Espinosa nel 2018 Nazionalità Spagna Altezza 169 cm Peso 61 kg Tennis Termine carriera 2020[1] Carriera Singolare1 Vittorie/sconfitte 328 - 300 Titoli vinti 0 WTA - 5 ITF Miglior ranking 54º (21 maggio 2012) Risultati nei tornei del Grande Slam Australian Open 2T (2015) Roland Garros 3T (2014) Wimbledon 2T (2012, 2013, 2014, 2015) US Open 3T (2011, 2012) Altri tornei Giochi olimpici 1T (2012) Doppio1 Vittorie/sc...
Indian actress (1943–2002) For other people with the same name, see Devika (name). DevikaDevika in one of her moviesBornPrameela Devi(1943-04-25)25 April 1943Madras, Madras Presidency, British India (present day Chennai, Tamil Nadu, India)Died2 May 2002(2002-05-02) (aged 59)Chennai, Tamil Nadu, IndiaNationalityIndianOccupationActressYears active1954–1986Spouse Devadas (m. 1968; div. 1990)ChildrenKanaka (b.1973)RelativesRaghupat...
1986 edition of the FIBA World Championship 1986 FIBA World ChampionshipFIBA Mundobasket Campeonato 1986Tournament detailsHost countrySpainDates5–20 JulyOfficially opened byJuan Carlos ITeams24 (from 5 confederations)Venue(s)7 (in 7 host cities)Final positionsChampions United States (2nd title)Runners-up Soviet UnionThird place YugoslaviaFourth place BrazilTournament statisticsGames played90MVP Dražen PetrovićTop scorer Nikos Galis (33.7 points per game)...
2008 video gameFootball Manager 2009Box artDeveloper(s)Sports InteractivePublisher(s)SegaSeriesFootball ManagerPlatform(s)Microsoft Windows, Mac OS X, PlayStation PortableReleaseMicrosoft Windows, MacEU: 14 November 2008[1]NA: 18 November 2008Genre(s)Sports, SimulationMode(s)Single-player, Multiplayer Football Manager 2009 (abbreviated to Football Manager 09 or FM09) is a football manager simulation video game. It was released on PC, Mac and PlayStation Portable on 14 November 2008 i...
Demographics of UruguayUruguay population pyramid in 2020Population 3.444.263 (2023 census)[1]Density 19.43/km2Growth rate 0.27% (2023 est.)[2]Birth rate 12.65 births/1,000 population (2023 est.)[2]Death rate 9.12 deaths/1,000 population (2023 est.)[2]Life expectancy 78.66 years • male 75.58 years • female 81.86 years (2023 est.)[2]Fertility rate 1.75 children born/woman (2023 est.)[2]Infant mortality rate 8.14 deat...
British writer (born 1959) Mike CareyCarey at the New York Comic Con in Manhattan, 10 October 2010BornMichael James Carey1959 (age 64–65)Liverpool, EnglandNationalityBritishArea(s)WriterNotable worksLuciferHellblazerThe UnwrittenX-Men: Legacy The Girl with All the GiftsAwardsInkpot Award (2012)[1] Mike Carey (born 1959), also known by his pen name M. R. Carey, is a British writer of comic books, novels and films, whose credits include the long-running The Sandman spin-off s...
For related races, see 2018 United States Senate elections. 2018 United States Senate election in Vermont ← 2012 November 6, 2018 2024 → Turnout55.57% Nominee Bernie Sanders Lawrence Zupan Party Independent Republican Popular vote 183,649 74,815 Percentage 67.44% 27.47% County results Municipality resultsSanders: 40–50% 50–60% 60–70% ...
This article relies largely or entirely on a single source. Relevant discussion may be found on the talk page. Please help improve this article by introducing citations to additional sources.Find sources: Pekwuteu, California – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (April 2021) 41°11′04″N 123°42′09″W / 41.18444°N 123.70250°W / 41.18444; -123.70250 Former settlement in California, United StatesPekwuteuFormer set...
Loncat KelasGenre Komedi Roman SkenarioVe HandojoCeritaVe HandojoSutradaraAngling SagaranPemeran Fatih Unru Mawar Eva de Jongh Antonio Blanco Jr. Lagu pembukaWanita oleh EspressoLagu penutupWanita oleh EspressoNegara asalIndonesiaBahasa asliBahasa IndonesiaJmlh. musim2Jmlh. episode10ProduksiProduser eksekutif Sutanto Hartono Hermawan Sutanto Tina Arwin ProduserWicky V. OlindoPengaturan kameraMulti-kameraDurasi11—13 menitRumah produksiScreenplay ProductionsRilis asliJaringanVidioRilis12 Agu...
صغير حمود أحمد عزيز معلومات شخصية الميلاد 1967العمشية، مديرية حرف سفيان، محافظة عمران الإقامة اليمن الجنسية اليمن اليمن منصب رئيس هيئة الأركان العامة بداية 28 فبراير 2020 الحياة العملية المهنة قائد عسكري وسياسي يمني الحزب المؤتمر الشعبي العام الخدمة العسكرية الولاء ا�...
Tentara Hijau biasanya menggunakan warna hijau dan hitam serta kombinasi keduanya. Tentara Hijau (Rusia: Зелёная Армия), atau Hijau (Rusia: Зелёные) adalah kelompok petani bersenjata yang bertarung melawan seluruh pemerintahan dalam Perang Saudara Rusia 1917–22. Mereka berjuang untuk melindungi komunitas mereka dari rekuisisi atau reprisal yang dilakukan oleh pihak-pihak ketiga. Pada masa-masa yang berkaitan dengan Partai Sosialis-Revolusioner (yang pada masa itu merupaka...
جزر باراسيل معلومات جغرافية الإحداثيات 16°39′17″N 112°44′50″E / 16.654612°N 112.747192°E / 16.654612; 112.747192 [1] [2] المسطح المائي بحر الصين الجنوبي المساحة 7.8 كيلومتر مربع طول المحيط 518 كيلومتر أعلى ارتفاع (م) 14 متر الحكومة البلد الصين معلومات إضاف...