Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. befasst sich mit der journalistischen Darstellungsform. Zum Walzer von Johann Strauss Sohn siehe Feuilleton (Walzer), zur Romanform siehe Feuilletonroman.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Feuilleton als Kulturteil einer Zeitung eines der fünf klassischen Ressorts, neben Politik, Wirtschaft, dem Lokalteil und dem Sportteil. Es enthält nicht nur Beiträge zu Themen wie Literatur, Theater, Musik, bildende Kunst und Film, sondern auch zu aktuellen politischen Debatten („Debattenfeuilleton“).
In Deutschland bezeichnet Feuilleton klassischerweise die journalistische Berichterstattung über kulturelle Ereignisse, Entwicklungen und Neuheiten. Für den Kulturteil deutscher Zeitungen hat sich der Begriff des Feuilletons insofern durchgesetzt, als es einen bestimmten Ort bezeichnet, in dem Berichte, Essays, Kommentare und kritische Besprechungen zu finden sind. Das Feuilleton als journalistische Darstellungsform schildert „in betont persönlicher Weise die Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten des Lebens und versucht, ihnen eine menschlich bewegende, erbauende Seite abzugewinnen“.[4]
Im Feuilleton (Kulturteil) finden sich verschiedene journalistische Genres wieder. Dazu zählen Bericht, Essay, Glosse, Interview, Kommentar, Nachricht, Reportage, Rezension (manchmal auch Kritik genannt) und Porträt. Jede der Textarten verfolgt eine andere Absicht. Feuilletonbeiträge zeichnen sich häufig durch eine meinungsbetonte Schreibweise aus. Meist wird subjektiv beurteilt oder interpretiert, der Autor legt seine Sichtweise dar.
Entstehung und Geschichte
Klassisches Feuilleton
Formen des Feuilletons gab es schon lange Zeit, bevor diese Bezeichnung verwendet wurde. Schon die ersten Zeitungen enthielten kritische Buch- und Theaterbesprechungen und veröffentlichten Gedichte oder Romanauszüge. Der Begriff des Feuilletons stammt aus den Zeiten der Französischen Revolution. Man begann Ende des 18. Jahrhunderts (1789) dem Journal des Débats ein Blättchen mit Theaternachrichten und -kritiken beizulegen. Der Autor, Journalist und vor allem Kulturkritiker Julien Louis Geoffroy nannte seine Rubrik, in der er vor allem Theateraufführungen und Bücher besprach, „Feuilleton“. Diese erfreuten sich solcher Beliebtheit, dass sie ins Hauptblatt aufgenommen wurden, und zwar im unteren Seitendrittel, durch einen dicken Strich abgetrennt. Daher stammt auch die Redensart „Unterm Strich“; eine Rubrik, die heute die taz immer noch – allerdings für ironische Beiträge – führt. Durch diesen Strich fand der Leser schneller diese beliebte Rubrik und konnte sie einfacher aus der Zeitung heraustrennen und sammeln, wie es in der damaligen Zeit beliebt war. Die Rezensenten wurden damals – wenn überhaupt – sehr schlecht bezahlt, außerdem mussten sie bei den damaligen hohen Buchpreisen die Bücher wieder zurückschicken oder erhielten lediglich beim Kauf des jeweiligen Buches einen Rabatt.
Im 19. Jahrhundert übernahmen auch Zeitungen im deutschen Sprachraum diese Verlagerung ins Hauptblatt.
Einige berühmte Musiker schrieben Musikkritiken für das Feuilleton, wie zum Beispiel Richard Wagner für die Revue et gazette musicale de Paris oder Engelbert Humperdinck für die Frankfurter Zeitung. Auch berühmte und erfolgreiche Wissenschaftler schrieben Feuilletons. Zum Beispiel erläuterten Paul Ehrlich, Justus Liebig oder Alexander von Humboldt hier ihre Erkenntnisse und Forschungen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden im Feuilleton vermehrt Fortsetzungsromane veröffentlicht. Diese erfreuten sich sehr großer Beliebtheit bei den Lesern und waren in zweierlei Hinsicht für den Verlag sehr nützlich. Erstens wurden die Leser an die jeweilige Zeitung gebunden und zweitens waren sie ein preisgünstiges Mittel, die Lücken im Blatt zu schließen. Zu dieser Zeit waren vor allem die Theaterkritiken äußerst beliebt, gerade in den Großstädten. Es gab einige sehr bekannte hauptberufliche Theaterkritiker wie Siegfried Jacobsohn, Alfred Kerr oder Alfred Polgar.
Überregionalen Zeitungen haben Feuilleton-Ressorts oder Kulturredaktionen mit festen Redakteuren. Nicht jede Zeitung besitzt eine eigene Kulturredaktion bzw. ein eigenes Feuilleton; vor allem bei den Lokalzeitungen gibt es selten eine eigenständige Kulturredaktion. Die Feuilletons der großen deutschsprachigen Zeitungen fasst täglich das Online-Kulturmagazin Perlentaucher zusammen.
Feuilletonismus als kritischer Begriff
Oft ist das Feuilleton bzw. der Feuilletonismus ein deutlich negativ besetzter Begriff, der dem Gegenstand einen überheblichen, nebensächlichen oder verzerrenden Gestus unterstellt. Hermann Hesse etwa kritisiert in Das Glasperlenspiel seine Zeit unter dem Schlagwort „Zeitalter des Feuilletonismus“ als Phase der Beliebigkeit des Kulturschaffens.
Gerade im bürgerlichen Feuilleton der Belle Époque machten sich starke antisemitische Tendenzen breit. Zu Zeiten des Nationalsozialismus wurde das Feuilleton für die Kulturpolitik benutzt und sollte vor allem dazu dienen, die Identität der Gesellschaft zu formen und normativ auf deren Geschmack einzuwirken.
Simone Jung: Debattenkulturen im Wandel: Zum Politischen im Feuilleton der Gegenwart. transcript Verlag, 2022, ISBN 978-3-8394-5894-5.
Ethel Matala de Mazza: Der populäre Pakt. Verhandlungen der Moderne zwischen Operette und Feuilleton. Frankfurt a. M.: Fischer 2018.
Hildegard Kernmayer, Simone Jung (Hrsg.): Feuilleton. Schreiben an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Literatur. Transcript, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8376-3722-9.
Rudolf Stöber: Deutsche Pressegeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (= UTB 2716 Medien- und Kommunikationswissenschaft, Geschichte, Literaturwissenschaft). 2., überarbeitete Auflage. UVK Verlags-Gesellschaft, Konstanz 2005, ISBN 3-8252-2716-2.
Heinz Pürer, Meinrad Rahofer, Claus Reitan (Hrsg.): Praktischer Journalismus. Presse, Radio, Fernsehen, Online (= Praktischer Journalismus. Band 9). Inklusive CD-ROM mit journalistischen Beispielen. 5., völlig neue Auflage. UVK Verlags-Gesellschaft, Konstanz 2004, ISBN 3-89669-458-8.
Wolf Schneider, Paul-Josef Raue: Das neue Handbuch des Journalismus (= rororo 61569 Sachbuch). Vollständig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-499-61569-X.
Kai Kauffmann, Erhard Schütz (Hrsg.): Die lange Geschichte der Kleinen Form. Beiträge zur Feuilletonforschung. Weidler, Berlin 2000, ISBN 3-89693-140-7.≈
Gunter Reus: Ressort: Feuilleton. Kulturjournalismus für Massenmedien (= Reihe praktischer Journalismus. Band 22). 2., überarbeitete Auflage. UVK-Medien, Konstanz 1999, ISBN 3-89669-245-3.
Almut Todorow: Das Feuilleton der „Frankfurter Zeitung“ in der Weimarer Republik. Zur Grundlegung einer rhetorischen Medienforschung (= Rhetorik-Forschungen. Band 8). Niemeyer, Tübingen 1994, ISBN 3-484-68008-3 (Zugleich: Tübingen, Universität, Habilitations-Schrift, 1994).
Werner Rahmelow: Zu den Anfängen des feuilletonistischen Stiles. (Untersuchungen an Heine). Schimkus, Hamburg 1936 (Freiburg (Breisgau), Universität, phil. Dissertation, vom 15. Januar 1937).
Ernst Eckstein: Beiträge zur Geschichte des Feuilletons. 2 Bde. Hartknoch, Leipzig, 1876.
↑ abStefan Kleiner, Ralf Knöbel, Max Mangold (†) und Dudenredaktion: Duden Aussprachewörterbuch. Der Duden in zwölf Bänden, Band 6. 7. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-04067-4, S.367.
↑ abangepasst von: Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders: Deutsches Aussprachewörterbuch. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2009, ISBN 978-3-11-018202-6, S.507.
↑ abClaudia Mast (Hrsg.): ABC des Journalismus. UVK, Konstanz 2004, ISBN 3-89669-419-7, S. 355.