Von Oktober 2013 bis September 2014 leitete Kaag als UN-Untergeneralsekretärin die gemeinsame Mission der Vereinten Nationen und der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) zur Vernichtung der syrischenChemiewaffen.[2] Nach Beendigung dieser Mission wurde ihr 2015 als Untergeneralsekretärin im Libanon die Verantwortung für alle Tätigkeiten der Vereinten Nationen in diesem Land übertragen, insbesondere für die Umsetzung der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates. 2015 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der University of Exeter verliehen. 2016 erhielt sie für ihren Einsatz und die Ergebnisse ihrer Arbeit im Nahen Osten den Wateler-Friedenspreis der niederländischen Carnegie-Stiftung.
Am 26. Oktober 2017 wurde Kaag zur Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit im dritten Kabinett Rutte ernannt. Vom 13. Februar bis zum 7. März 2018 übernahm Kaag nach dem Rücktritt von Halbe Zijlstra vorübergehend die Aufgaben des Außenministers. Aufgrund von Änderungen innerhalb des scheidenden Kabinetts Rutte III wurde Kaag am 25. Mai 2021 zur Außenministerin ernannt. Dieses Amt kombinierte sie bis zum 10. August 2021 mit ihrem Amt als Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit. Ihr Nachfolger als Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit wurde ein anderer ehemaliger Diplomat, Tom de Bruijn. Am 16. September 2021 nahm das Parlament einen Missbilligungsantrag gegen sie an. Eine Mehrheit warf ihr Versäumnisse bei der Evakuierungsmission aus der afghanischen Hauptstadt Kabul vor.[3] Als Reaktion auf den Missbilligungsantrag kündigte Kaag an, dass sie ihren Rücktritt als Ministerin einreichen werde.[4] Seitdem führte übergangsweise Tom de Bruijn die Geschäfte des Außenministeriums.
Anfang 2022 erstattete Kaag Anzeige gegen den Anti-Covid-Aktivisten Willem Engel, nachdem dieser ihre Privatadresse und Telefonnummer bei Twitter veröffentlicht hatte. Engel bezeichnete außerdem Kaags positiven Corona-Test als „Fälschung“. Bereits wenige Tage zuvor war in der Nähe von Kaags Haus ein Mann verhaftet worden, der in bedrohlicher Form eine brennende Fackel geschwenkt hatte.[5][6] Im Juli 2023 gab sie „aus Sorge um das Wohlergehen ihrer Familie“ ihren Rückzug aus der Politik nach den Neuwahlen 2023 bekannt. Zuvor war Sigrid Kaag immer wieder bedroht worden. Sie erklärte diesbezüglich, sie höre nicht auf, weil ihre Sicherheit ein Problem für sie ist, sondern weil es für ihre Familie eines ist.[7]
Im Dezember 2023 beauftragten die Vereinten Nationen aufgrund der humanitären Krise im Gazastreifen infolge des Krieges in Israel und Gaza Kaag mit der Koordination ihrer dortigen humanitären Hilfe entsprechend der Sicherheitsrat-Resolution 2720. Sie soll, unterstützt vom Büro für Projektdienste der Vereinten Nationen (UNOPS), mit einem Team Hilfslieferungen in das Gebiet erleichtern, koordinieren, überwachen und überprüfen. Zudem soll sie einen UN-Mechanismus etablieren, um Hilfslieferungen über Staaten, die nicht am Konflikt beteiligt sind, zu beschleunigen. Kaag trat die Aufgabe am 8. Januar 2024 an.[8][9]
Privates
Kaag ist seit 1993 mit einem palästinensischen Politiker (früher Zahnarzt) verheiratet und hat vier Kinder. Sie ist praktizierende Katholikin, er ist Atheist.[10]
Sie hat unter anderem in Genf (Schweiz), Amman (Jordanien), New York (USA) und Beirut (Libanon) gelebt. Sie spricht sechs Sprachen, darunter Spanisch und Arabisch.
↑Gerrit Hoekman: Neuanfang mit alter Spitze. In junge Welt vom 11. Januar 2022, S. 7 (online auf jungewelt.de, abgerufen am 13. Januar 2022).
↑Niederlande: Finanzministerin Sigrid Kaag verlässt nach Drohungen die Politik. In: Der Spiegel. 13. Juli 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Juli 2023]).